Ägyptische Landschildkröte (Testudo kleinmanni) im Walter Zoo, Gossau
© Walter Zoo Gossau
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)
Ägyptische Landschildkröte
Testudo kleinmanni • The Egyptian Tortoise • La tortue d'Égypte
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die kleine Ägyptische Landschildkröte ist in der Natur stark gefährdet. Die Zoos haben daher für sie ein Erhaltungszuchtprogramm eingerichtet. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Carapaxlänge von in der Regel unter 14 cm ist die Ägyptische Landschildkröte die kleinste aller Testudo-Arten, wobei die Männchen deutlich kleiner bleiben als die Weibchen. Ihr Rückenpanzer ist oval, mäßig gewölbt und in der Nackenregion tief eingekerbt. Seine Farbe ist grünlich-gelb bis gelblich braun mit dunkeln Rändern. Es ist ein Nuchalschild vorhanden, das Supracaudalschild ist ungeteilt und beidseits befinden sich 11 oder 12, selten auch nur 10 Marginalschilder. Die Vorderbeine haben bemerkenswert große Schuppen [6; 10]. VerbreitungÄgypten (Sinai, die Populationen westlich des Nils sind möglicherweise ausgestorben), Libyen (Cyrenaika und Tripolitanien). Auf der Sinai-Halbinsel und in Israel (Negev) kommt die Form werneri vor [4; 7; 8]. Lebensraum und LebensweiseDie Ägyptische Landschildkröte besiedelt Wüsten- und Halbwüstenhabitate (Artemisia-Steppe) mit einer Durchschnittstemperatur von 20°C (min. 12°C, max. 30°C) und einem Jahresniederschlag von etwa 50-200 mm. Dort leben sie unter harschen Klimabedingungen. Der Regen fällt nur im Winterhalbjahr. Im Sommer herrscht extreme Hitze, die Vegetation verdorrt, und die Schildkröten finden kein Futter mehr. Diese Zeit überstehen sie dadurch, dass sie eine Sommerruhe durchmachen, während der sie ihren Stoffwechsel stark reduzieren und deswegen kaum an Gewicht verlieren. Die Dauer der Sommerruhe richtet sich nach den Witterungsbedingungen.< Die Nahrung besteht hauptsächlich aus einjährigen Kräutern. Zu den mehrjährigen Pflanzen, die beweidet werden gehören z. B. die Behaarte Spatzenzunge (Thymelaea hirsuta) und der Strandflieder (Limonium sp.). Die Paarungszeit Beginnt im März. Es werden aufs Mal 1-3 (-4) verhältnismäßig große Eier gelegt, die etwa 28% der Körperlänge des Weibchens entsprechen. Zwischen den einzelnen Eiablagen können 20-30 Tage vergehen. Je nach Bebrütungstemperatur und Luftfeuchte schlüpfen die Jungen nach 56-121 Tagen. Sie haben ein Schlupfgewicht von 4-6 g und wachsen sehr rasch [2; 5; 6; 10]. Gefährdung und SchutzDie Art galt seit 1996 als stark gefährdet, teils als Folge des Weidedrucks durch Haustierherden, hauptsächlich aber durch illegales Sammeln für den Tierhandel. Die auf Märkten in Kairo angebotenen Tiere werden vermutlich jeweils illegal aus Libyen eingeführt [10]. Nachdem die Population in Teilen des Negev (werneri) 2001 als eigene Art bzw. als neue Unterart abgetrennt worden war, wurden die restlichen Bestände 2003 als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft [4]. Nachdem werneri mittlerweile wieder als eine Form von kleinmanni angesehen wird [1], müsste die Einstufung wohl überprüft werden. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenDer internationale Handel mit dieser Art war stets vergleichsweis unbedeutend. Über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten wurden im Jahresmittel nur rund 250 Tiere ausgeführt [3]. HaltungFrüher kamen die meisten Ägyptischen Landschildkröten in einer sehr schlechten Kondition in den Handel und starben meistens innerhalb von wenigen Monaten nach der Einfuhr [10]. Heute sind die ältesten Tiere im Zoo über 30 Jahre alt. Das Alter der ältesten noch züchtenden Tiere liegt bei 24 Jahren [9]. Für eine erfolgreiche Zucht sollten die im natürlichen Lebensraum herrschenden Klimaschwankungen simuliert werden. Als Mindestgröße für ein Terrarium empfiehlt die EAZA 200x80x60 cm und als Substrat eine 20 cm dicke Sandschicht [10]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 60 Institutionen gehalten, wovon sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Es besteht ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das seit 2020 als New Style EEP vom Zoo Rotterdam koordiniert wird. Dieses umfasste anfangs der 2000er-Jahre etwa 100 Tiere. Als Folge von Konfiskationen im Rahmen des CITES-Vollzugs stieg der Bestand bis 2010 auf über 290 Individuen. Da die Sterblichkeit höher war als die Nachzuchtrate, sank er bis 2018 auf 201 Stück, davon aber über 120 Nachzuchttiere [9]. Früher gab es im Rahmen der European Studbook Foundation ein Zuchtbuch, das überwiegend private Halter erfasste. Dieses wurde zu Beginn der 2000er-Jahre aufgegeben aber 2003 mit einem Bestand von etwa 130 Tieren neu aufgelegt [10]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 8x so lang und 4x so breit sein wie die Carapaxlänge. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, welches das 8x4-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Bei Unverträglichkeit müssen die Tiere einzeln gehalten werden. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 über 12 cm lange Tiere ein Behälter von 2 m² anzubieten. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.5 m² zu erhöhen. Taxonomie und NomenklaturTestudo kleinmanni wurde 1883 von dem französichen Arzt und Naturforscher Louis Charles Émile LORTET unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. 2001 wurde die im Negev vorkommende Population als eigene Art, Testudo werneri, beschrieben. Heute geht man aber davon aus, dass werneri keine valide Art ist [1; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- ATTUM, O., BAHA EL DIN, S., CARRANZA, S., EARLEY, R., ARNOLD, E. N. & KINGSBURY, B. A. (2007)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- PERÄLÄ, J. 2003. Testudo kleinmanni (amended version of 2003 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T21652A217969981. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T21652A217969981.en . Accessed on 01 August 2023.
- PM ZOO HEIDELBERG VOM 09.07.2021
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014-21)
- DE BOER, M. (2018). EAZA Quick Population Assessment for Egyptian tortoise, Testudo kleinmanni.
- ZWARTEPOORTE, H. (2006). European Endangered Species Programme Testudo kleinmanni, Egyptian tortoise. Husbandry and breeding guidelines. Version 2, 2006.