Östliche Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri)
im Village des Tortues, Carnoules
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)
Griechische Landschildkröte
Testudo hermanni • The Hermann's Tortoise • La tortue de Hermann
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Griechische Landschildkröte ist ein beliebtes Heimtier und ist auch die häufigste in europäischen Zoos anzutreffende Landschildkrötenart. Körperbau und KörperfunktionenTestudo hermanni erreicht eine Carapaxlänge von 20-36 cm. Der ovale Rückenpanzer ist stark gewölbt. Es ist ein Nuchalschild vorhanden, das Supracaudalschild ist in der Regel geteilt, beidseits sind 11 Marginalschilder vorhanden. Der Schwanz endet in einem Hornnagel. An den Innenseiten der Oberschenkel hat es keine Hornkegel. An jedem Fuß befinden sich fünf Krallen. Die Männchen bleiben kleiner als die Weibchen. Sie haben einen längeren und dickeren Schwanz und Ihr Bauchpanzer ist konkav geformt. Die westliche, heute hermanni genannte Unterart hat hinter dem Auge einen gelben Fleck und die dunklen Flecken des Bauchpanzers sind längs der Mitte zu zwei fortlaufenden Bändern vereinigt [1; 3; 5]. VerbreitungEuropäischer Mittelmeerraum: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Frankreich (einschließlich Korsika), Griechenland, Italien (einschließlich Sizilien), Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien; Serbien, Slowenien, Spanien, Türkei (europäischer Teil), in vorgeschichtlicher Zeit eingeführt auf Sardinien und den Balearen, eingeführt auf Malta [7; 8]. Lebensraum und LebensweiseDie Griechische Landschildkröte kann die unterschiedlichsten, meist ariden oder semiariden Habitate des Mittelmeerraums besiedeln und kommt auch mit Kulturland gut zurecht. Sie wird vor allem im Küstenbereich angetroffen. Die Tiere machen eine Winterruhe, danach beginnt die Fortpflanzungsperiode die mit Einsetzen des Sommers abflaut. Die Gelege bestehen meist aus 4-5 (2-10) Eiern. Die Jungen schlüpfen je nach Temperatur nach 43-79 Tagen [1; 3; 5]. Gefährdung und SchutzDie Bestände der Griechischen Landschildkröte nehmen deutlich ab, jedoch um weniger als 30% in zehn Jahren. Nach einer bereits wieder revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 wurde die Art daher als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) eingestuft. Die westliche Unterart (Testudo hermanni hermanni) gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1996 als bedroht [8]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Griechische Landschildkröte ist ferner eine streng geschützte Tierart nach Anhang 2 des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenDie Griechische Landschildkröte ist im Mittelmeerraum von kultureller Bedeutung. U. a. ist sie Gegenstand mehrerer Fabeln des Aesop: Die Griechische Landschildkröte ist ein beliebtes Heimtier. Früher wurde sie in riesigen Mengen aus den Balkanländern nach Mitteleuropa eingeführt und hier zu Dumpingpreisen verscherbelt, in der Schweiz z.B. für 1-2 Franken. Allein das damalige Jugoslawien exportierte im Jahr 1971 über 400'000 Tiere [4]. Seit aufgrund von Arten- und Tierschutzgesetzen die Einfuhr von Wildfängen erschwert wurde, werden immer mehr Tiere von Liebhabern gezüchtet. Aus der Schweiz gelangten (von 1985-2021) 5'562, aus Deutschland (1987-2021) 4'649, aus Ungarn (1992-2021) 2'806 und aus Tschechien (1992-2021) 6'601 Nachzuchttieren in den internationalen Handel. In Slowenien und Nordmazedonien hat sich offensichtlich eine Industrie entwickelt, die jedes Jahr mehr als "Nachzuchten" deklarierte Tiere den Handel bringt. Von 1998-2021 wurden aus Slowenien über 181'000 Stück exportiert, von 2004-2021 aus Nordmazedonien über 185'000. Die wichtigsten Verbraucherländer waren von 1985-2021: Hongkong (125'393), Großbritannien (58'604), Japan (57'564) und Deutschland (47'071) [2]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 360 Institutionen gehalten, wovon sich etwa 130 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Für Testudo hermanni hermanni gibt es im Rahmen der European Studbook Foundation ein Zuchtbuch, das überwiegend private Halter erfasst. Wie Griechische Landschildkröten gehalten werden (Beispiele):
Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 8x so lang und 4x so breit sein wie die Carapaxlänge. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, welches das 8x4-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Bei Unverträglichkeit müssen die Tiere einzeln gehalten werden. Die klimatischen Bedingungen sind so zu gestalten, dass ein Winterschlaf gehalten werden kann. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 über 12 cm lange Tiere ein Behälter von 2 m² anzubieten. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.5 m² zu erhöhen. Die Tiere sind während 3-5 Monaten bei 4-6ºC zu überwintern. Taxonomie und NomenklaturHinsichtlich der Namensgebung herrscht bei dieser Art einige Verwirrung. Der Artname der auf Deutsch "Griechische" Landschildkröte genannten Art ist Testudo hermanni.Er geht auf die Erstbeschreibung durch den Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm 1789 bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" zurück. Testudo graeca ist also nicht etwa die Griechische, sondern die Maurische Landschildkröte. Die 1952 von Heinz WERMUTH, damals am Naturkundemuseum Berlin, beschriebene und bis in die 90-er Jahre als Testudo hermanni robertmertensi bezeichnete westliche Unterart heißt heute Testudo hermann hermanni. So hieß aber früher die östliche Unterart, die jetzt aufgrund der Beschreibung durch den österreichischen Geologen und Paläontologen Edmund MOJSISOVICS aus dem Jahr 1889 als Testudo hermanni boettgeri bezeichnet wird. Um die Sache noch mehr zu komplieren: die 1904 vom österreichischen Zoologen Friedrich SIEBENROCK beschriebene "Testudo boettgeri" hat mit der Griechischen Landschildkröte nichts zu tun, sondern ist ein Synonym für eine Unterart der südafrikanischen Psammobates tentorius. Die früher als Testudo graeca var. hercegovinensis WERNER, 1899, bezeichnete dalmatinische Lokalform wurde 2001 zu einer eigenen Art gemacht, dann aber zur einer Unterart herabgestuft und heißt heute Testudo hermanni hercegovinensis [5; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- NIETZKE, G. (1969)
- OBST, F. J. (1985)
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
- VAN DIJK, P.P., CORTI, C., MELLADO, V.P. & CHEYLAN, M. (2004). Testudo hermanni. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: http://www.iucnredlist.org/details/21648/0. Downloaded on 22 May 2017.
- http://www.mediterrane-landschildkroeten.de/