Spaltenschildkröte

Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Zoo Neunkirchen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)

D CR 650

EEPSpaltenschildkröte

Malacochersus tornieri • The African Pancake, or Softshell, Tortoise  • La tortue de Tornier

301 011 007 001 malacochersus neunk PDSpaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 007 001 malacochersus mapApproximative Verbreitung der Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri)

301 011 007 001 malacochersus PM 2015 06 10 BSLJunge Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Zoo Basel – Größenvergleich © Zoo Basel

301 011 007 001 malacochersus tornieri TPB KR2Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

301 011 007 001 malacochersus tornieri TPB KR1Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

301 011 007 001 malacochersus tornieri citesCarapax und Plastron der Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri). Zeichnung Urs Woy, Zürich, für CITES-ID-Manual

301 011 007 001 malacochersus tornieri stamp UG1Briefmarke mit Spaltenschildkröten-Motiv, Uganda

 

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Die Spaltenschildkröte ist eine klein bleibende, an das Leben in Trockenhabitaten angepasste Art, die wegen ihres biegsamen Panzers von besonderem zoopädagogischem Interesse ist

Körperbau und Körperfunktionen

Spaltenschildkröten werden nur 15-20 cm lang. Ihr Rückenpanzer ist stark abgeflacht und so dünn, dass man die Atembewegungen sehen kann [6]. Es ist ein Nuchalschild vorhanden, das Supracaudalschild ist ungeteilt und es sind beidseits 11, selten 12 Marginalschilder vorhanden [2]. Auf den Vorderseiten der Vorderbeine befinden sich große Hornschuppen. Die Zehen der Vorder- und Hinterbeine sind kräftig und mit starken Krallen bewehrt [4].

Verbreitung

Ostafrika: Kenia, Nordost-Sambia, Tansania [10], wobei ihr bekanntes Artareal nicht zusammenhängend ist [1].

Lebensraum und Lebensweise

Spaltenschildkröten leben auf Koppies, isolierten Felshügeln in der ostafrikanischen Dornbuschsavanne (Acacia, Commiphora) und im Miombo-Trockenwald (Brachystegia) in Höhenlagen von 50 - 1'800 m [1]. Die Weichheit ihres Panzers machen sie anfälliger für Prädatoren als andere Landschildkröten. Bei Gefahr laufen sie flink zur nächsten schützenden Felsspalte, wo sie sich so mit Luft vollpumpen, dass sich ihr Panzer fest im Fels verkeilt. Dabei können siei eine doppelt bis dreimal so hohe Geschwindigkeit erreichen wie andere Landschildkrötenarten [7]. Das Gelege besteht aus 1-2 Eiern, die Jungen schlüpfen je nach Temperatur nach 99-340 Tagen [6].

Gefährdung und Schutz

Die Art galt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1996 als gefährdet. 2019 wurde sie neu beurteilt und in die Kategorie "vom Aussterben bedroht" (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) aufgenommen, weil die Bestände während der letzten 30 Jahre um über 80% abgenommen haben. Dies war hauptsächlich Entnahmen für den legalen und illegalen Tierhandel geschuldet, aber auch die Zerstörung von Koppies durch den Abbau von Fels für die Gewinnung von Platten und Schotter sowie den Bau von Brennöfen für die Holzkohleproduktion spielt eine bedeutende Rolle. Hinzu kommen Beeinträchtigungen der Vegetation durch Brandrodung, Waldbrände und Holzkohleverbrennung, die sich nachteilig auf die Nahrungsaufnahme auswirken und die Gefährdung durch Raubtiere, thermischen Stress und Ausbeutung erhöhen [9].

Der internationale  Handel war nach CITES-Anhang II geregelt und ist ab dem 26.11.2019 nach Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Spaltenschildkröten sind auch für Privathalter attraktive Terrarientiere, für die in Europa Preise um die 300 € oder mehr bezahlt werden, z.B. 3'000 € für 1.3 adulte [online-Inserate 2017, 2024]. Über einen Zeitraum von 40 Jahren exportierten die drei Ursprungsländer zusammen im Jahresmittel rund 1350 Tiere [3].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 100 Institutionen gehalten, wovon sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Seit 2002 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) für die Zoopopulation, das 2020 in ein "New Style"-Erhaltungszuchtprogramm (EEP) umgewandelt wurde. Dieses wird seit 2023 vom Zoo Basel koordiniert. Auch Im Rahmen der European Studbook Foundation existiert ein Zuchtbuch, das überwiegend private Halter erfasst.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 8x so lang und 4x so breit sein wie die Carapaxlänge. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, welches das 8x4-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Bei Unverträglichkeit müssen die Tiere einzeln gehalten werden. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 über 15 cm lange Tiere ein Behälter von 2 m² anzubieten. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.5 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Spaltenschildkröte wurde erst 1903 vom Kustos des Naturhistorischen Museums in Wien, Friedrich SIEBENROCK, als "Testudo tornieri" beschrieben. Die Gattung Malacochersus wurde 1934 vom Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main, Robert MERTENS, aufgestellt [8].

301 011 007 001 malacochersus BSL PD1Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. CHANSA, W. & WAGNER, P. (2006)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. NIETZKE, G. (1969)
  5. OBST, F. J. (1985)
  6. ROGNER, M. (2008)
  7. SCHMIDT, F. (2003)
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. MWAYA, R.T., MALONZA, P.K., NGAVA, J.M., MOLL, D., SCHMIDT, F.A.C. & RRHODIN, A.G.J. (2019). Malacochersus tornieri. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T12696A508210. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T12696A508210.en. Downloaded on 25 July 2019.
  10. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014-21)