Skorpionsklappschildkröte (Kinosternon scorpioides cruentatum) im Tierpark Berlin im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Überfamilie: Schlamm- und Tabascoschildkröten (Kinosternoidea)
Familie: Schlammschildkröten (Kinosternidae)
Skorpions-Klappschildkröte
Kinosternon scorpioides • The Scorpion Mud Turtle • La tortue scorpion
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Skorpions-Klappschildkröte ist eine sehr weit verbreite neotropische Art, die wegen Ihres Klappmechanismus zwar interessant ist, in europäischen Zoos aber nur selten gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDie Skorpions-Klappschildkröte ist mit einer Carapaxlänge von 18-20 (9-27) cm eine mittelgroße bis große Art ihrer Gattung. Bei vielen Individuen weist der variabel, meist olivgrün bis dunkelbraun gefärbte Carapax drei Kiele auf. Das gelblich-braune Plastron hat zwei knorpelig-bindegewebig Quergelenke, die es im vorderen und hinteren Bereich beweglich machen. Mittels kräftiger Muskeln werden sie angezogen und arretiert. Zwischen den beweglichen Plastrallappen befindet sich ein solides Zwischenstück, das zugleich die Brücke zum Carapax bildet. Bei den meisten Tieren endet der Schwanz in einem hornigen Endnagel [2; 3; 7]. VerbreitungDie Skorpions-Klappschildkröte besiedelt in vier Unterarten weite Teile Mittel- und Südamerikas von Mexiko bis Nordargentinien: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Trinidad, Venezuela [1; 5; 6]. Lebensraum und LebensweiseDie Art ist stark ans Wasserleben angepasst. Sie ist in fast jeglicher Art von Gewässer zu finden. Die Tiere ernähren sich von einem weiten Spektrum wasserlebender Wirbelloser und Wirbeltiere sowie von Aas [7]. Die Weibchen produzieren bis fünf Gelege pro Jahr. Ein Gelege besteht aus 3-7 (1-8) Eiern [1]. Bei einer Umgebungstemperatur von 30-31°C schlüpfen die Jungen nach 112 Tagen. Bei 24-27°C entstehen zu 70-80% Männchen, bei 30°C nur Weibchen [4]. Gefährdung und SchutzDie Skorpions-Klappschildkröte wird gegenwärtig (2023) durch die Rote Liste der IUCN nicht erfasst. In Anbetracht ihres riesigen Areals ist davon auszugehen, dass sie nicht gefährdet ist. Der internationale Handel fällt seit dem 23. Februar 2023 unter CITES-Anhang II. Bedeutung für den MenschenIn Teilen ihres Areals wird die Skorpions-Klappschildkröte zu Touristen-Souvenirs verarbeitet, es werden ihr medizinische Eigenschaften zugeschrieben oder sie wird zu Nahrungszwecken oder für den Tierhandel gefangen [1]. HaltungIm Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Behälter für nach Geschlechtern getrennte Tiere mindestens dem 4x2-fachen der Carapaxlänge (die CH-TSchV schreibt das 4x3-fache vor!) und die Wassertiefe dem 2-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte 25-28ºC warm sein, die Luft 25-30ºC. Eine Überwinterung ist nicht angezeigt [2; 4]. Zoopädagogik: Wegen ihrer Fähigkeit, ihren Panzer mittels der zwei Scharniere im Plastron völlig zu verschließen kann die Skorpions-Klappschildkröte verwendet werden, um Feindvermeidungsmechanismen aufzuzeigen. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa einem Dutzend europäischen Institutionen gehalten, von denen sich die Mehrzahl im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 3x so lang und 1.5 so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 4x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss der einfachen Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1766 von Carl von LINNÉ im Rahmen der 12. Auflage seines "Systema Naturae" als "Testudo scorpioides" beschrieben [6]. Die Artbezeichnung "scorpioides" bezieht sich wohl auf den hornigen Endnagel des Schwanzes [7]. Nachdem K. abaxillare als eigenständige Art ausgeglieder wurde, werden gegenwärtig noch drei Unterarten anerkannt: K. s. cruentatum (Tamaulipas, Mexiko bis Guatemala), K. s. albogulare (Honduras bis Panama)und K. s. scorpioides (Panama bis Argentinien) [1]. |
Literatur und Internetquellen
- BERRY, F. J. & IVERSON, J. B. (2011)
- NIETZKE, G. (1969)
- OBST, F. J. (1985)
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
- USGS - Nonindigenous aquatic species
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