Südwestaustralische Schlangenhals-Schildkröte

Südwestaustralische Schlangenhalsschildkröte (Chelodina colliei)
wild lebend am Lake Monger, Südwestaustralien
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halswenderschildkröten (PLEURODIRA)
Familie: Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)

D NT 650

Südwestaustralische Schlangenhalsschildkröte

Chelodina colliei • The SW Australian Long-necked Turtle • La tortue à long cou de l'Australie du sud-ouest

301 002 001 003 chelodina colliei lakeMonger PD2Südwestaustralische Schlangenhalsschildkröte (Chelodina colliei) wild lebend am Lake Monger, Südwestaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

301 002 001 003 chelodina colliei mapApproximative Verbreitung der Südwestaustralischen Schlangenhalsschildkröte (Chelodina colliei)

 

301 002 001 003 chelodina colliei ikolaJungtier der Südwestaustralischen Schlangenhalsschildkröte (Chelodina colliei). Quelle: www.australianfreshwaterturtles.com.au, posted in Forum by Ikola (2009)

 

 

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Chelodina colliei ist ein typischer Vertreter der australischen Schlangenhalsschildkröten, der in Europa nur selten gehalten wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Carapaxlänge von rund 31(-40) cm gehört Chelodina longicollis zu den größeren Arten der Gattung. Der länglich-ovale Carapax erwachsener Tiere ist dunkelbraun bis schwarz, das Plastron blassgelb ohne schwarzes Netzmuster. Bei den Jungtieren ist der Rückenpanzer oft attraktiv schwarz und orange-rot gezeichnet [1; 6]. Der Hals ist gleich lang wie der Rückenpanzer. Männchen bleiben etwas kleiner als Weibchen, sie haben einen längeren und dickeren Schwanz und einen konkav geformten Bauchpanzer [2].

Verbreitung

Südwestaustralien: Bundesstaat Westaustralien, etwas südlich von Geraldton an der Westküste bis zum Fitzgerald River-Nationalpark an der Südküste [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Südwestaustralische Schlangenhalsschildkröte besiedelt Flussläufe, Altwasser und vor allem Sümpfe. Die Tiere sind tagaktiv und fangen kleinere Fische, die sie durch Aufreißen des Mauls einsaugen. Sie halten keine Sommerruhe, können dagegen im Süden des Artareals eine Winterruhe einlegen. Die Eiablage erfolgt im australischen Frühjahr oder Sommer. Etwa 2-90 m vom Wasser entfernt werden dazu 60 cm tiefe Nestgruben gegraben, in welche die 4-15 (-24) Eier gelegt werden. Die Jungen schlüpfen bei Tagestemperaturen von 30 und Nachttemperaturen von 27°C nach 65-78 Tagen [2].

Gefährdung und Schutz

Ein ziemlich unzulängliches Datenblatt der Roten Liste der IUCN führt Chelodina colliei als Synonym der nordaustralischen Chelodina oblonga auf und stuft diese als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) ein. Die Verbreitung von colliei ist relativ klein, sie ist aber innerhalb ihres Areals ziemlich häufig und kommt auch im Stadtgebiet von Perth vor [6].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art kommt als die "Schildkröte Wayamba" in Erzählungen der Aborigines vor. Weil die Art auch in Gewässern innerhalb der Großstadt Perth häufig anzutreffen ist, hat eine australische Umweltschutzorganisation unter der Bezeichnung "Turtle Watch" ein spezielles Lernprogramm entwickelt.

Haltung

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Behälter für 1 männliches und 2-3 weibliche Tiere mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 2-bis 3-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte 25-28ºC warm sein. Eine Überwinterung ist nicht angezeigt [4].

Zoopädagogik: Weil sie sich als Halswender deutlich von den bekannteren Mittelmeer- oder Schmuckschildkröten unterscheidet, ist die Art von Interesse, um die Vielfalt der Schildkröten aufzuzeigen.

Haltung in europäischen Zoos: Gegenwärtig (2024) vermutlich keine. Die Art wurde auch früher nur selten gehalten, u. a. im Kölner Zoo, wo sie mehrfach nachgezogen wurde. Allerdings ist zu berücksichtigen dass es aufgrund der konfusen nomenklatorischen Situation schwierig ist, sichere Angaben zu machen. Für Details siehe strong Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss der doppelten Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Chelodina colliei wurde unter diesem Namen im Jahr 1856 von von dem britischen Zoologen John Edward GRAY beschrieben. Es besteht ein taxonomisches Durcheinander mit der Art Chelodina oblonga. In der REPTILE DATA BASE wird colliei als Synonym von oblonga angesehen. In jüngerer Zeit wurde eine (Unter-)Gattung Macrodiremys stipuliert [1; 4; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. GRAY, J.E. (1856)
  2. ROGNER, M. (2008)
  3. THE REPTILE DATA BASE
  4. TORTOISE & FRESHWATER TURTLE SPECIALIST GROUP. 1996. Chelodina oblonga. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 1996: http://www.iucnredlist.org/details/4607/0. Downloaded on 02 June 2017.
  5. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2021)
  6. WILSON, S. & SWAN, G. (2013)