Papua-Weichschildkröte

Papua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) im Aquazoo Düsseldorf
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Papua-Weichschildkröten (Carettochelyidae)

D VU 650

Papua-Weichschildkröte

Carettochelys insculpta • The Pig-nosed, or Fly River, Turtle • La tortue à nez de cochon

301 001 001 001 carettochelys insculpta koeln KRPapua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) im Kölner Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

301 001 001 001 carettochelys insculpta mapApproximative Verbreitung der Papua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta)

301 001 001 001 carettochelys insculpta aquazoo PDPapua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) im Aquazoo Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 001 001 001 carettochelys insculpta aquazoo PDPapua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 001 001 001 carettochelys insculpta aquazoo PDPapua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 001 001 001 carettochelys insculpta juv FRA FRAJunge, im Juli 2017 im Frankfurter Zoo geschlüpfte Papua-Weichschildkröte (Carettochelys insculpta). Es handelt sich um erst die zweite erfolgreiche Nachzucht in Deutschland © Zoo Frankfurt

301 001 001 001 carettochelys insculpta stamp www thamnophis euPapua-Weichschildkröte als Motiv auf Briefmarke von Papua-Neuguinea. Quelle: www.thamnophis.eu

 

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Die Papua-Weichschildkröte ist die einzige noch lebende Art ihrer Familie. Sie ist die ursprünglichste aller Weichschildkröten und daher von zoopädagogischem Interesse.

Körperbau und Körperfunktionen

Wie bei den Eigentlichen Weichschildkröten hat der Panzer keine Hornschilder, sondern ist von einer dicken, lederartigen Haut bedeckt. Im Gegensatz zu den Trionychiden hat aber die Papua-Weichschildkröte einen vollständig entwickelten knöchernen Panzer, bei dem Carapax und Plastron fest verbunden sind. Augenfällig ist die rüsselartige Nase. Die Extremitäten sind paddelartig und haben je zwei freie Krallen [8]. Obwohl die Schildkröte zu den Halswendern zählt, zieht sie den Kopf gerade zurück wie eine Halsbergerschildkröte. Die Tiere können ein Gewicht von 20 kg erreichen. Ihre Farbe ist oberseits grau oder graubraun mit hellen Flecken auf den Marginalia, unterseits weißlich. Typisch ist der helle Fleck hinter dem Auge [7]. Anders als bei den Erwachsenen weist ihr Rückenpanzer vorne noch Überreste einzelner Carapaxschilder auf und ist mit einem Mittelkiel versehen [3; 4].

Verbreitung

Nord-Australien (Northern Territory: Einzugsgebiete des Victoria-, Daly-, und Alligator-Rivers, ev. weitere), Indonesien (südliches West-Papua) und südliches Papua-Neuguinea [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Papua-Weichschildkröte bewohnt unterschiedliche Lebensräume, wie Flüsse, Seen, Mündungsgebiete, Lagunen und Sümpfe. Sie nistet auf Sandbänken, an sandigen Flussufern und Sandstränden. Sie ist ein Allesfresser, der sich von Blättern, ins Wasser gefallenen Früchten und Samen der Ufervegetation, wie den Früchten der Schraubenpalme (Pandanus) oder Feigen, von Wasserpflanzen, Mollusken, Krebstieren, Fischen, Kleinsäugern und Aas ernährt. Das Gelege besteht aus 7-30 etwa 4 cm langen Eiern. Bei einer Umgebungstemperatur von 28 °C schlüpfen die Jungen nach 109-110 Tagen. Im Freiland bleiben die voll entwickelten Jungen im Ei bis der Wasserspiegel steigt oder es stark regnet [3; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Nutzung der Papua-Weichschildkröte in Papua-Neuguinea ist nicht nachhaltig. In Australien leidet sie zudem unter Lebensraumverlust. Die Bestände haben in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen Daher gilt die Art seit 1996 als gefährdet [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Papua-Weichschildkröte und ihre Eier sind in Papua-Neuguinea als Delikatesse sehr begehrt. Die Art wird daher lokal stark für Nahrungszwecke genutzt [4]. Ferner wird sie von West-Papua aus für den Tier- bzw. Lebensmittelhandel exportiert. Von 2005-2014 wurden rund 3000 lebende Tiere international gehandelt, die meisten davon gingen - wohl zu Speisezwecken - nach Japan [2].

Haltung

Im Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Terrarium für ein männliches und 2-3 weibliche Tiere mindestens dem 8x4-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 5- bis 6-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte 24-26ºC warm sein [4].

Zoopädagogik: Weil sie eine Übergangsform zwischen Halsberger- und Halswender-Schildkröten darstellt, ist die Papua-Weichschildkröte von stammesgeschichtlichem Interesse.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 80 europäischen Institutionen gehalten, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5 so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art war vom britischen Kolonialoffizier und Naturforscher Robert George Wardlaw RAMSAY am Fly River in Neuguinea entdeckt und 1886 unter dem Namen "Carettochelys insculptus" beschrieben worden. Bereits ein Jahr später stipulierte der am British Museum tätige belgische Zoologe George Albert BOULENGER für sie eine eigene Familie [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. ASIAN TURTLE TRADE WORKING GROUP (2000). Carettochelys insculpta. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2000:http://www.iucnredlist.org/details/3898/0. Downloaded on 06 June 2017.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. OBST, F. J. (1985)
  4. ROGNER, M. (2008)
  5. THE REPTILE DATA BASE
  6. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
  7. WILSON, S. & SWAN, G. (2013)
  8. ZISWILER, V. (1976)