Gewöhnliche Lanzenotter

Gewöhnliche Lanzenotter (Bothrops atrox) im Vivarium de Meyrin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Grubenottern (Crotalinae)

D LC 650

Gewöhnliche Lanzenotter

Bothrops atrox • The Common Lancehead • La fer de lance commun

305 011 007 007 bothriechis schlegelii stuttg PDGewöhnliche Lanzenotter (Bothrops atrox) im Vivarium de Meyrin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

305 011 007 007 bothriechis schlegelii mapApproximative Verbreitung der Gewöhnlichen-Lanzenotter (Bothrops atrox)

 

 

305 011 007 007 bothriechis schlegelii MusKA PD1Gewöhnliche Lanzenotter (Brothrops atrox), wild, in Französisch Guyana © Bernard Dupont. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der CC BY-SA 2.0-Lizenz

 

 

305 011 007 007 bothriechis schlegelii pilsen KR1Gewöhnliche Lanzenotter (Brothrops atrox), wild, auf Trinidad © Feroze Omardeen. Übernommen aus FLICKR unter der CC BY 2.0-Lizenz.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Die Gewöhnliche Lanzenotter ist eine der gefährlichsten Giftschlangen, was möglicherweise der Grund dafür ist, dass sie nur sehr selten in Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Länge von 80-150 cm gehört Bothriechis schlegelii zu den mittelgroßen Giftschlangen. Sie hat einen großen, deutlich von Hals abgesetzten, lanzenförmigen, d. h. dreieckigen Kopf. Die Rückenschuppen sind rauh und gekielt. Die Färbung ist grau bis braun mit einer dunkeln Flecken- oder Dreickszeichnung auf der Oberseite, die bei Jungtieren deutlicher ausgeprägt sein kann [6; 7].

Verbreitung

Nördliches Südamerika: Bolivien, Brasilien (Maranhão, Pará, Rondônia, Roraima, Amazonas, Acre), Ekuador, Französisch Guyana; Guyana; Kolumbian, Peru; Surinam; Trinidad und Tobago (Trinidad), Venezuela [3; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Die Gewöhnliche Lanzenotter ist dämmerungs- und nachtaktiv. Sie besiedelt unterschiedlichste Lebensräume von Regenwald über Sümpfe und Savannen bis hin zu Kulturland. Jungtiere halten sich im Geäst auf, Adulte sind terrerstrisch. Beutetiere sind kleine Säuger, Vögel, Echsen und Frösche. Mit ihrem gelben Schwanz kann sie Echsen anlocken. Die Art ist ovovivipar, ein Wurf besteht aus 10-30(-56) ca. 25 cm langen Jungtieren [6; 7; 8].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2015 wurde die Art erst 2021 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen, weil sie eine weite Verbreitung hat, als häufig gilt und angenommen wird, dass die Bestände stabil sind [3].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Gewönliche Grubenotter ist als sehr aggressiv bekannt. Auf Plantagen kommt es öfter zu Bissunfällen, weil die Schlange die Angewohnheit hat, auf Fußwegen auf Beute zu lauern. Das cyto- und hämotoxische Guft ist hochwirksam und kann innert 20 Minuten zum Tod führen. Bei Giftentnahmen in Schlangenfarmen liefern die Tiere jeweils ca. 300 mg Toxin [2; 4].

Die Art wird gelegentlich für die Zwecke der traditionellen Medizin verwendet [3].

Haltung

Die Gewöhnliche Lanzenotter gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [1]. Die Art gehört zu den gefährlichsten Gftschlangen und sollte nur von sehr erfahrenen Personen gehalten werden.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz vereinzelt in europäischen Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll das 0.75-fache der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen.

In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Gewöhnliche Lanzenotter wurde 1758 von Carl von LINNÉ  als "Coluber atrox" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1824 stellte sie der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätige Zoologe Johann Georg WAGLER als " Bothrops furia" in die von ihm aufgestellte neue Gattung Bothrops. Die hauptsächlich mittelamerikanische Bothrops asper wurde lange als Unterart von atrox betrachtet [5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. GUTIÉRREZ-CÁRDENAS, P. et al. (2021). Bothrops atrox. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T44582135A44582154. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T44582135A44582154.en. Accessed on 03 September 2024.
  4. MATTISON, C. (2007) 
  5. MEHRTENS, J. M. (1993)
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. REPFOCUS
  8. THE REPTILE DATA BASE