Mexikanische Mokassinotter

Taylors Mokassinotter  (Agkistrodon taylori) im Reptilienzoo Scheidegg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Grubenottern (Crotalinae)

D LC 650

Mexikanische oder Taylors Mokassinotter

Agkistrodon taylori • The Mexican Mocassin, or Taylor's Cantil • Le mocassin du Mexique

Mexikanische Mokassinotter (Agkistrodon contortrix) im Haus des Meeres, Wien© Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 Approximative Verbreitung der Mexikanischen (Agkistrodon taylori - blau) und der Mittelamerikanischen (Agkistrodon bilineatus - rot) Mokassinotter

 

 

 

305 011 002 006 agkistrodon taylori HdM KR2Mexikanische Mokassinotter (Agkistrodon contortrix) im Haus des Meeres, Wien© Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

Jungtier der Mexikanische Mokassinotter (Agkistrodon contortrix). Man beachte den wurmförmigen Schwanz © L. A. Dawson. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der CC-BY-SA-2.5-Lizenz

 

 

 

305 011 002 004 agkistrodon contortix OA PD1Mittelamerikanische Mokassinotter (Agkistrodon bilineatus s. l.) in der Cango Wildlife Farm, Oudtshoorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Die Mexikanische oder Taylors Mokassinotter Ist eine nicht-gefährdete Grubenotter aus dem Nordosten Mexikos, die 1951 als Taxon identifiziert wurde, aber erst seit dem Jahr 2000 Artstatus hat. In europäischen Zoos wird sie nicht sehr häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mexikanische Mokassinottern haben einen schlanken bis kräftigen Körper mit klar abgesetztem, dreieckigem Kopf. Die mittlere Länge liegt bei 70 cm, maximal können 110 cm erreicht werden. Die Grundfarbe der Oberseite ist variabel blassgrau, braun oder rotbraun, an den Flanken geht diese Färbung meist in orange über. Auf dieser Grundfarbe befinden sich auf der Oberseite 13 (11-16) 13 braune, graue oder schwärzliche Querbänder, die unregelmäßig durch diagonal verlaufende, weiße, gelbliche oder gelb-orange Fleckenreihen begrenzt werden. Alte, große Individuen, insbesondere Männchen, sind oft fast einfarbig schwarz. Sehr auffallend ist der Kopf gezeichnet. Die Kopfseiten zeigen zwei parallel verlaufende, breite helle, meist gelbe Streifen. Die Männchen sind unauffälliger gefärbt als die Weibchen [1; 2; 6].

Verbreitung

Mexiko: Tamaulipas, Nuevo León, N San Luis Potosi, E Hidalgo, N Veracruz. Die andern Vertreter des Agkistrodon bilineatus-Komplexes kommen entlang der Pazifikküste von Mexiko bis Costa Rica sowie auf der Halbinsel Yucatan vor [1; 3; 9].

Lebensraum und Lebensweise

Zu den Lebensräumen der Mexikanischen Mokassinotter gehören Mesquite-Grasland, Savannen, Dornwälder und tropische Laubwälder in Höhenlagen von 300-1'500 m. Sie lebt zumeist an feuchten oder trockenen, oft dicht bewachsenen Stellen in der Nähe von kleinen Gewässern, wurde jedoch auch schon in trockenen Lebensräumen, weit entfernt von Flüssen und Teichen gefunden. Sie ist tag- und nachtaktiv. Auf Bedrohung reagiert sie mit einem ruckartigen Anheben des Vorderleibes und stösst blitzartig ein- oder mehrmals zu. Sie ernährt sich von Mäusen, Ratten, Vögel, Eidechsen, Fröschen und Fischen. Mit Hilfe ihrer wurmförmigen Schwanzspitzelockt sie Eidechsen oder Frösche an. Die Art ist ovovivipar. Ein Wurf besteht meistens aus 8-15, selten bis 20, ca. 25 cm langen Jungen [3; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Es liegen nur wenige Daten zur Populationsgröße vor, die Art gilt jedoch als selten. Es wird vermutet, dass der Bestand aufgrund von Lebensraumverlust und Sammeltätigkeit zurückgeht, es liegen aber derzeit keine Daten vor, die dies belegen. Da die Verbreitung relativ groß und der vermutete Bestandsrückgang wohl eher gering ist, wird die Art seit 2007 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste der IUCN aufgeführt [3].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Gift der Mexikanischen Mokassinotter enthält systemische Myotoxine und hämolytische Toxine. Tödliche Bissunfälle sind selten, aber Bisse können einen langen Krankheitsverlauf zur Folge haben. Allgemeine Symptome sind Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, lokale Schmerzen und Ödeme. [2].

Die Art befindet sich im Heimtierhandel. Angebote liegen (2024) bei z.B. 350 USD / Paar (USA), 180 € / 0.1 (Deutschland) [Online-Inserate 2023].

Haltung

Mokassinottern gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [10].

Für die Haltung wird aus Sicherheitsgründen Einzelhaltung in einem hellen, geräumigen, halbtrockenen Giftschlangenterrarium empfohlen, das mit Bodenheizung, UV- und Wärmestrahler sowie einer Tränke und einem Schlupfkasten ausgestattet ist. Als Bodengrund eignet sich ein Sand-Erde-Gemisch. Die Einrichtung soll übersichtlich sein, das Terrarium strukturieren, aber der Schlange keine weiteren Verstecke bieten. Tagsüber sollen Boden- und Lufttemperatur bei 24-28ºC liegen, nachts bei etwa 20°C [5; 8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um das 0.5x0.2-fache zu erhöhen. Behälter für Giftschlangen müssen mit Sicherheitsverschlüssen (Schlösser, Verschlussriegel usw.) ausgerüstet, in öffentlich zugänglichen Tierhaltungen zudem mit Sicherheitsglas sowie Schlupfkästen oder Absperranlagen versehen sein.

Im Reptiliengutachten 1997 des BMELF und in der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Edward H. TAYLOR, der Leiter der Zoologischen Abteilung der Universität von Kansas fing im Jahr 1938 den späteren Holotyp von Agkistrodon taylori und beschrieb das Tier als Vertreter der seit 1856 bekannten Art Agkistrodon bilineatus. 1951 beschrieben William L. BURGER & William B. ROBERTSON das Exemplar formell als Unterart Agkistrodon bilineatus taylori. 2000 wurde dieser nordostmexikanischen Form der Mokassinschlange unter Berücksichtigung morphologischer und molekulargenetischer Unterschiede der Artstatus zuerkannt, ebenso den anderen Unterarten A. b. howardgloydi und A. b.russeolus. Von Taxonomen, die nicht der Splitter-Fraktion angehören, wird heute noch der alte Name verwendet. A. taylori ist monotypisch [7; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  2. GIFTE.DE
  3. LAVIN, P. et al. (2007). Agkistrodon taylori. The IUCN Red List of Threatened Species 2007: e.T64299A12756529. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2007.RLTS.T64299A12756529.en. Accessed on 07 September 2024.
  4. MEHRTENS, J. M. (1993)
  5. NIETZKE, H. (1969/1972)
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. PARKINSON, C. L., ZAMUDIO, K. R. & GREENE, H. W. (2000)
  8. SNAKE PARADISE
  9. THE REPTILE DATA BASE
  10. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)