Broadley-Buschviper (Atheris broadleyi) im Reptilienzoo Füssen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Grubenottern (Crotalinae)
Broadley-Buschviper
Atheris broadleyi • The Broadle's Bush Viper • La vipère des buissons de Broadley
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Broadley-Buschviper ist eine nicht-gefährdete Grubenotter aus Zentralafrika, die vor 1999 als Farmorphe der Grünen Buschviper (Atheris squamigera) angesehen worden war. In europäischen Zoos ist sie nur ausnahmsweise zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenAtheris broadleyi erreicht eine maximale Gesamtlänge von 765 mm oder mehr. Wie alle Buschvipern ist sie schlank und hat einen deutlich abgesetzten, flachen und breiten Kopf sowie einen einrollbaren Schwanz. Ihr Auge ist groß und hat eine vertikale Schlitzpupille. Die Schuppen von Körperoberseite und Kopf sind stark gekielt. Die Art unterscheidet sich von allen anderen Mitgliedern der Gattung durch die folgende Kombination von Merkmalen: seitliche Schuppen ohne gezähnten Kiel; Supralabialschuppen nicht durch eine oder mehrere Schuppenreihen von den Suborbital-schuppen getrennt), 14–18 Interrictalschuppen, Interorbitalschuppe gekielt, Rostralschuppe 3.5-4 Mal breiter als hoch, Schuppen im Lorealbereich glatt oder mit nur leichtem Kiel oder Knubbel. Erwachsene Weibchen habe eine dunkle Schwanzspitze. Von A. squamigera, zu der die Broadley-Buschviper als Farbmorphe gezählt wurde, unterscheidet sie sich durch die Kombination von einem unverwechselbaren und konsistenten dorsalen Farbmuster von zitronengelb bis grünlich oliv; schwarz-weiß-himmelblau gemustertem Bauch und einem dunkeln Postocularstreifen bei Erwachsenen [1; 2; 6]. VerbreitungZentralafrika: Kamerun, Kongo Rep., Zentralafrianische Republik, ev. Nigeria [1; 3; 9]. Lebensraum und LebensweiseDie Broadley-Buschviper lebt im Allgemeinen in tropischen Tiefland-Feuchtwäldern. Es wird vermutet, dass diese Art in Sekundärwäldern nicht vorkommt. Sie ist baumlebend, steigt aber für die Suche nach Beute auch auf den Boden hinab. Beutetiere sind vor allem Kleinsäuger und Vögel. Die Art ist ovovivipar. Paarungszeit ist im natürlichen Verbreitungsgebiet im April-Mai, die Jungen kommen im Oktober-November zur Welt [4; 6; 7; 8; 10]. Gefährdung und SchutzEs liegen nur wenige Daten zu Populationsgröße und -trend vor, aber die Art gilt zumindest in Kamerun als häufig, und es wird davon ausgegangen, dass der Bestand stabil sei. Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2019 wird die Art daher seit 2021 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste der IUCN aufgeführt [3]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenEs liegen fast keine dokumentierte Bisse vor. Schwere Intoxikationen sollen selten vorkommen, es sind aber mindestens zwei Todesfälle dokumentiert. Nebst den üblichen Symptomen bei Schlangenbiss können Störungen der Blutgerinnung auftreten [3; 10]. Die Art spielt nur eine geringe Rolle im Heimtierhandel [4]. HaltungBuschvipern gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [2]. Die Grüne Buschviper (Angaben dürften auch für broadleyi zutreffen) benötigt ein mittelgrosses Regenwald-Terrarium, mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60%, das mit reichlich bepflanzt und mit starken Kletterästen und einem größeren Waserbecken ausgestattet ist. Die Lufttemperatur sollte tagsüber 25-27 (24-28)° betragen und nachts auf 20-22°C abfallen [6; 7; 8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in europäischen Zoos nur ganz selten gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um das 0.5x0.2-fache zu erhöhen. Behälter für Giftschlangen müssen mit Sicherheitsverschlüssen (Schlösser, Verschlussriegel usw.) ausgerüstet, in öffentlich zugänglichen Tierhaltungen zudem mit Sicherheitsglas sowie Schlupfkästen oder Absperranlagen versehen sein. Im Reptiliengutachten 1997 des BMELF und in der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Broadley-Buschviper wurde bis 1998 als Farbmorphe der seit 1856 bekannten Blattgrünen Buschviper (Atheris squamigera) angesehen und als solche ("an interesting colour morph") von BROADLEY in seiner Überarbeitung der Gattung Atheris beschrieben. 1999 beschrieb sie der US-amerikanische Herpetologe Dwight P. LAWSON als eigenständige Art [1; 5; 9]. Der Gattungsname "Atheris" bezieht sich auf das spelzenartige Aussehen der Schuppen von Kopf und Körperoberseite. ἀθήρ (athér) ist die altgriechische Bezeichnug für Granne oder Ährenspitze. |
- BROADLEY, D. G. (1998)
- DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
- GIFTE.DE
- GONWOUO, N.L. et al. (2021). Atheris broadleyi. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T44980108A44980110. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T44980108A44980110.en. Accessed on 10 September 2024..
- LAWSON, D. P. (1999)
- MEHRTENS, J. M. (1993)
- NIETZKE, H. (1969/1972)
- SNAKE PARADISE
- THE REPTILE DATA BASE
- THE WIDE WORLD OF ATHERIS VIPERS. Herpe Magazine June 2020.