Äskulapnatter (Elaphe longissima = Zamenis longissimus) im Tiergarten Straubing
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)
Äskulapnatter
Elaphe longissima = Zamenis longissimus • The Aesculapian Snake • La couleuvre Esculape
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als einheimische Art und Symbol für den ärztlichen Berufsstand ist die Äskulapnatter von Interesse für die Zoopädagogik. Sie wird denn auch relativ oft in Zoos gehalten, und dies namentlich im deutschen Sprachraum. Körperbau und KörperfunktionenWeibchen der Äskulapnatter erreichen eine Länge von 130 cm, Männchen von 150 cm, ausnahmsweise gibt es in Mitteleuropa 180 cm lange Tiere, im Mittelmeerraum können sie 200 cm lang werden. Der längliche Kopf ist nur schwach vom Hals abgesetzt, das Auge ist mäßig groß mit kleiner, runder Pupille der Schwanz ist lang ausgezogen und nimmt rund ein Drittel der Gesamtlänge ein. Die Körperschuppen sind glatt. Die Grundfarbe der Oberseite ist glänzend dunkelbraun [3; 4; 7; 10]. VerbreitungEuropa : Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Österreich, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, eventuell auch Aserbaidschan und Polen. In Dänemark ausgestorben [1]. Die Verbreitung der Äskulapnatter ähnelt jener der Smaragdeidechse: Sie ist hauptsächlich eine mediterrane Art. In der Schweiz beschränkt sich die Verbreitung auf Tessin, Wallis, Waadtländer Riviera und das Genfer Becken. In Deutschland gibt es Inselvorkommen im Rheingau, Taunus, Odenwald und in Niederbayern. In Österreich sind alle Bundesländer besiedelt, ausgenommen Vorarlberg und Tirol [1; 4; 6; 9 und nationale Rote Listen]. Lebensraum und LebensweiseDie Äskulapnatter ist tagaktiv. Lebensräume sind gut besonnte lichte Wälder, Waldränder, Feldgehölze, >Hochstaudenfluren, Trockenmauern, Ruinen, Getreidefelder und Uferbereiche, vorzugsweise mit trockenen, sandigen oder steinigen Böden vom Meeresspiegel bis auf 1'700 m. Die Tiere klettern zwar auf Bäume, Sträucher und Häuser, halten sich aber vorzugsweise am Boden auf. Die Nahrung besteht aus Kleinnagern und gelegentlich Vögeln, bei Jungtieren auch aus Eidechsen. Bei der Paarung beißt das Männchen sich am Hals des Weibchens fest. Die 5-8 Eier werden Ende Juni oder im Juli abgelegt. Die beim Schlupf 22-34 cm langen Jungen weisen gelbe Flecken und eine getüpfelte Rückenzeichnung auf [3; 4; 5; 7; 10]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine weite Verbreitung und vermutlich einen großen Bestand. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 global nicht als gefährdet [1]. In der Schweiz [4] und in Deutschland gilt sie als stark gefährdet, in Österreich als gefährdet. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Äskulapnatter fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Bedeutung für den MenschenDie Äskulapnatter trägt ihren Namen nach Asklepios, dem Gott der Heilkunde der alten Griechen, der zum Zeichen seiner Wirksamkeit einen Stab in der Hand hält, um den sich eine Schlange windet. Die Art soll aus diesem Grund durch die Römer auf Reisen in Tongefäßen mitgeführt und so weiter verbreitet worden sein [8]: "Als unter den Konsuln Fabius und Brutus eine Pest in Rom wüthete, wurde sie, wie oben mitgetheilt, von Epidaurus aus herbeigeholt und sodann auf einer Insel der Tiber verehrt, um der Seuche zu steuern, und heutigentages noch soll man ihr Bild in den Gärten eines dem »heiligen« Bartholomäus geweihten Klosters sehen können. Von Rom aus, so nimmt man an, wurde die Schlange allgemach weiter verbreitet, insbesondere in den Bädern von Ems und Schlangenbad angesiedelt. Gewiß ist das eine, daß die Natter, welche wir gegenwärtig Aeskulapschlange nennen, noch gegenwärtig in solchen Ländern, in denen sie anderweitig nicht vorkommt, in der Nähe von Bädern gefunden wird. So begegnet man ihr in Deutschland bei Schlangenbad und Ems, in Oesterreich bei Baden, im unteren Tessin und in Wallis, wo sie nach Ansicht Fatio's ursprünglich ebenfalls nicht heimisch gewesen sein soll, fast ausschließlich zwischen den Trümmern der Römerbäder." [2]. HaltungÄskulapnattern sollen in einem geräumigen und hohen, halbtrockenen, mit lokaler Bodenheizung, UV- und Tageslicht-Leuchtstoffröhre ausgestatteten und mit Kletterästen, Wurzelstrünken, geschichteten Steinen, kontrollierbaren Verstecken und einem großen Wasserbecken eingerichteten Terrarium gehalten werden. Als Bodengrund eignet sich ein Gartenerde-Sand-Gemisch. Eine Bepflanzung ist möglich. Die Lufttemperatur soll tagsüber bei 20-26ºC, die Bodentemperatur bei 22-28ºC liegen und nachts etwas abgesenkt werden. Eine mehrmonatige Überwinterung bei 5-15ºC ist für die Aktivierung der Fortpflanzung notwendig [5; 7]. Als einheimische Art kann die Äskulapnatter natürlich auch in einem - von Prädatoren geschützten - Freilandterrarium gehalten werden. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 50 Institutionen gezeigt, von denen sich über die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens gleich lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.9 m² bei einer Höhe von 80 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.2 m² zu erhöhen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1768 vom österreichischen Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI als "Natrix longissima" beschrieben. Später landete sie in der Gattung Elaphe, bis sie eine Gruppe schweizerischer Herpetologen 2002 in die Gattung Zamenis umteilte. Die Äskulapnatter wird in drei Unterarten aufgeteilt [10]. Der Gattung Elaphe wurde bis vor einigen Jahren nebst Zamenis zahlreiche Arten zugeordnet, die sukzessive zu eigenen Gattungen aufgewertet wurden, wie Coelognathus, Euprepiophis, Gonyosoma, Maculophis, Orthriophis, Pantherophis, Pseudelaphe und Rhinechis. Heute umfasst Elaphe nur noch zehn Arten [9]. Der alte Gattungsname wird aber immer noch häufig verwendet, und namentlich die Gehegebeschilderung kann nicht immer mit den neuesten nomenklatorischen Entwicklungen Schritt halten. |
Literatur und Internetquellen
- AGASYAN, A. et al. (2017). Zamenis longissimus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T157266A49063773. http://www.iucnredlist.org/details/157266/0. Downloaded on 14 October 2017.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HOFER, U., MONNEY, J.-C. & DUSEJ, G, (2001)
- MEHRTENS, J. M. (1993)
- MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
- NIETZKE, G. (1969)
- O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)