Treppennatter (Elaphe (= Zamenis) scalaris) in der Alligator Bay, Beauvoir
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)
Treppennatter
Elaphe = Zamenis scalaris • The Ladder Snake • La couleuvre à échelons
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Treppennatter ist eine nicht-gefährdete Art aus Südwesteuropa. Sie wurde auf die Balearen eingeschleppt und gefährdet dort die einheimische Echsenfauna, ein anderes Inselvorkommen ist dagegen durch eingewanderte Wildschweine bedroht. In Zoos wird die eher unfreundliche Art nicht häufig gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDie Treppennatter erreicht eine Körperlänge von 100-140, selten bis 160 cm. Ihr walziger Leib ist kräftig und gedrungen, der Schwanz kurz und stumpf, der wenig abgesetzte Kopf platt, kurz, hinten ziemlich breit, vorn zugespitzt. Sie unterscheidet sich von anderen Kletternattern durch das große, auf die Kopfoberseite heraufgewölbte Schnauzenschild. Zeichnung und Färbung der Oberseite wechseln im Lauf des Lebens ähnlich wie bei der Vierstreifennatter. Ältere Tiere haben meist eine aus zwei Längsstreifen bestehende leiterartige Zeichnung [2; 4; 7; 8]. VerbreitungEuropa: Gibraltar, Italien (nur Teil von Ligurien), Frankreich (Mittelmeerregion), Portugal, Spanien. Eingeführte Populationen auf den Balearen [1; 3; 5; 6]. Lebensraum und LebensweiseDie Treppennatter ist im Frühjahr tagaktiv, kommt im Sommer aber erst gegen Abend aus ihren Schlupfwinkeln. Lebensräume sind intensiv besonnte trockene Plätze in Macchia, Garrigue, Felsfluren, lichten Korkeichenwäldern, Weinbergen und sonstigem Agrarland vom Meeresspiegel bis auf 2'200 m. Die Tiere klettern selten auf Bäume oder Sträucher, sondern halten sich vorzugsweise am Boden auf. Die Nahrung besteht aus Kleinnagern, Jungen Kaninchen, Vögeln, Echsen und gelegentlich Fledermäusen, bei Jungtieren aus Eidechsen, Jungmäusen, Insekten und Regenwürmern. Paarungszeit ist hauptsächlich im Mai-Juni. Im August werden 5-24 Eier gelegt, die Jungen schlüpfen nach 5-12 Wochen [4; 6; 7; 8]. Gefährdung und SchutzDie Art ist nach einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2008 seit 2009 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste der IUCN aufgeführt [6]. Die Population der französischen Insel Port-Cros ist durch Wildschweine gefährdet, die 2007 vom Festland her die Inseln Porquerolles und Port-Cros schwimmend erreicht und sich auf Port-Cros ab 2015 explosionsartig vermehrt hatten [1]. Andererseits verhalten sich Treppennattern auf den ursprünglich schlangenfreien Balearen invasiv. Sie bedrohen namentlich auf Formentera, wo sie etwa um 2007 möglicherweise mit Olivenbäumen eingeschleppt worden waren, die endemischen Eidechsen (Podarcis lilfordi, Podarcis pityusensis) [5]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Treppennatter fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Bedeutung für den MenschenTraditionell wurde das Fett der Treppennatter zur Wundversorgung bei Schafen und Ziegen verwendet. Dies dürfte heute kaum noch relevant sein [6]. HaltungTreppennattern benötigen ein mit lokaler Bodenheizung, UV- und Tageslicht-Leuchtstoffröhre ausgestattetes und mit Kletterästen, kontrollierbaren Verstecken und einem Trinkgefäss oder kleinen Wasserbecken eingerichteten Trockenterrarium. Als Bodengrund eignet sich ein Sand-Torf-Gemisch. Die Lufttemperatur soll im Sommer tagsüber bei 26-31ºC liegen und nachts auf 22-25ºC abgesenkt werden. Eine Überwinterung von Ende Oktober bis Ende März bei 6-16ºC ist für die Aktivierung der Fortpflanzung notwendig [8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund einem Dutzend Institutionen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens gleich lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.9 m² bei einer Höhe von 80 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.2 m² zu erhöhen. Taxonomie und NomenklaturDie Treppennatter wurde 1822 vom Schweizer Zoologen Heinrich Rudolf SCHINZ als "Coluber scalaris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. André Marie Constant DUMÉRIL und Marie Gabriel BIBRON vom Pariser Naturhistorischen Museum nannten sie 1854 Rhinechis scalaris. Dieser Name war bis 1980 gebräuchlich, danach landete die Art für 20 Jahre in der Gattung Elaphe, der bis vor einigen Jahren zahlreiche Arten zugeordnet wurden. Diese wurden sukzessive zu eigenen Gattungen aufgewertet, sodass Elaphe heute nur noch zehn Arten umfasst. Auch die Treppennatter wird jüngeren Publikationen wieder als Rhinechis oder Zamenis bezeichnet, in der Roten Liste figuriert sie als Zamenis [6; 7]. Der alte Gattungsname wird aber immer noch häufig verwendet, etwa auf Gehegeschildern. |
Literatur und Internetquellen
- BALLOUARD, J.-M., KAUFFMAN, C., BESNARD, A. et al. (2021)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CALMONTE, T. & FERRI, V. (1987)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- PICÓL, G., FERNÁNDEZ, M. J., MORENO, J. E. & COLOMAR (2019)
- PLEGUEZELOS, J. M., SÁ-SOUSA, P., PÉREZ-MELLADO, V. et al . (2009). Rhinechis scalaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61565A12516902. https://www.iucnredlist.org/species/61565/12516902. Accessed on 08 March 2022.
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)