Hühnerfresser

Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Tierpark Hellabrunn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)

D LC 650

Hühnerfresser

Spilotes pullatus • The Tropical Chicken Snake • Le serpent des poulaillers

305 005 261 001 spilotes pullatus muenchen PD1Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Tierpark Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

305 005 261 001 spilotes pullatus mapApproximative Verbreitung des Hühnerfressers (Spilotes pullatus)

 

 

305 005 261 001 spilotes pullatus koeln KR2Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Kölner Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

305 005 261 001 spilotes pullatus koeln KR1Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Kölner Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

305 005 261 001 spilotes pullatus LPZ KR1Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

305 005 261 001 spilotes pullatus muenchen PD3Hühnerfresser (Spilotes pullatus) im Tierpark Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Hühnerfresser ist eine sehr große Natter mit einer weiten Verbreitung in Mittel- und Südamerika, die in europäischen Zoos nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Länge von bis zu 2.7, eventuell 3 Metern ist der Hühnerfresser eine der größten Nattern der Neotropen. Sein Kopf ist klein, konisch mit abgerundeter Schnauze und vom Hals wenig abgesetzt, das Auge groß mit runder Pupille, der Rücken oben seitlich zusammengedrückt und der Schwanz lang und in eine Spitze auslaufend. Die Körperschuppen sind gekielt. Die Färbung der Oberseite besteht aus abwechselnden leuchtend gelben und blauschwarzen bis schwarzen Querstreifen, der Bauch ist gelb [2; 3; 4; 5].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika, von Süd-Mexiko bis Nord-Argentinien: Argentinien (Misiones, Chaco, Formosa, Salta), Belize, Bolivien, Brasilien (Rio Grande do Sul, Goias, Pará), Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guayana, Honduras, Kolumbien, Mexiko (San Luis Potosí, Veracruz, Tamaulipas, Hidalgo), Nikaragua, Panama, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela (Merida, Isla Margarita) [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Höhenverbreitung des Hühnerfressers reicht vom Tiefland bis auf über 2'600 m. Er bewohnt unterschiedliche Waldtypen in Gewässernähe, wo er im Geäst der Bäume oder in Gestrüpp herumklettert, und dringt auch in Siedlungen ein, wo er sich oft im Gebälk verfallener Häuser und Hütten aufhält. Seinen Namen trägt der Hühnerfresser zu Unrecht, denn er hat einen sehr vielfältigen Speiseplan: Er ernährt sich von Kleinsäugern, Vögeln, Echsen und Schlangen - auch giftigen, die er mit den Zähnen packt und mit seinen Körperwindungen erdrosselt oder auf einer Unterlage zu Tode drückt. Der Hühnerfresser ist ovipar, ein Gelege besteht aus bis zu 25 mit einander verklebten Eiern [2; 5].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2015 wurde die Art 2019 in Anbetracht ihrer weiten Verbreitung, ihrer mutmaßlich großen Population und ihrer Anpassungsfähigkeit als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [7].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich im Heimtierhandel. Angebote lagen z.B. bei 220 USD für ein Adulttier oder 700 UKP für ein Paar [Online-Inserate 2017].

Haltung

Es wird Einzelhaltung in einem geheizten, geräumigen Feuchtterrarium empfohlen, das höher als breit ist. Dieses soll mit Wärme- und UV-Lamppen ausgestattet und mit einem reich verzeigten Kletterbaum, einer großen Wasserschale und einem Schlupfkasten eingerichtet sein. Als Bodensubstrat eignet sich Geröll. Eine Bepflanzung mit kräftigen, eingetopften Schlingpflanzen wie Philodendron elegans ist zumindest bei kleineren Exemplaren möglich. Luft- und Bodentemperaturen sollen tagsüber 24-30(-32)ºC betragen und nachts auf 20-22, im Winter 18ºC abgesenkt werden. Die Luftfeuchtigkeit soll sehr hoch sein [3; 6].

Im Kölner Zoo wurde die Art mehrfach nachgezogen. Die Gelege umfassten im Mittel 5 Eier, bei einer Temperatur von 29ºC schlüpften die Jungen nach 57-61 Tagen [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weiger als 10 Institutionen gezeigt, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens gleich lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.

In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 1.5 m² bei einer Höhe von 180 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.6 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber pallatas" beschrieben. Zu ihrem heutigen Gattungsnamen Spilotes kam sie 1830 durch den an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätigen Zoologen Johann Georg WAGLER, der auch den Druckfehler in der Artbezeichnung korrigierte. In seinem riesigen Verbreitungsgebiet hat der Hühnerfresser fünf Unterarten ausgebildet [5].

Literatur und Internetquellen

  1. ENCYCLOPEDIA OF LIFE   
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. MEHRTENS, J. M. (1993)
  4. NIETZKE, G. (1969)
  5. THE REPTILE DATA BASE
  6. TRUTNAU, L. (2002)
  7. ARZAMENDIA, V., CAICEDO, J.R., FITZGERALD, L. et al. (2019). Spilotes pullatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T190633A1955620. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T190633A1955620.en . Accessed on 25 July 2023.

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