Amethystpython (Simalia amethistina) im Allgäuer Reptilienzoo, Füssen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Booidea / Pythonoidea)
Familie: Pythons (Pythonidae)
Amethystpythons
Simalia amethistina complex • The Scrub Pythons • Les pythons améthyste
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Amethystpythons sind mittelgroße bis große Riesenschlangen aus dem australasischen Raum. Die der Wissenschaft seit 1801 bekannte Art wurde vor einigen Jahren in mehrere Arten aufgeteilt, die sich morphologisch und genetisch unterscheiden, und deren Gefährdungsgrad variiert oder mangels Daten nicht festgelegt werden konnte. In europäischen Zoos sind Amethystpythons nicht häufig, meistens wird die Nominatform gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDie einzelnen Unterarten variieren hinsichtlich Größe, Färbung und Anzahl Schilder. Die Tiere ereichen meistens eine Länge von 3-4 m, ein Exemplar aus Australien soll 8.6 m lang geworden sein. Tiere aus Indonesien bleiben tendenziell kleiner, Tanimbar-Pythons (S. nauta) werden selten länger als 2 m. Der oberseits mit großen, symmetrischen Schildern versehene Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt. Bei Weibchen ist er breiter als bei Männchen. Die vorderen 3-4 Labialschilder weisen tiefe Wärmesinnesgruben auf. Das Auge ist groß, die Pupille verengt sich bei Lichteinfall zu einm Oval oder Schlitz. Die Grundfärbung ist oberseits gelblich bis rötlichbraun, meist mit scharf abgesetzten Flecken, selten einfarbig. Beim Tanimbar-Python gibt es vier, beim Seram-Python (S. clastolepis) zwei Farmorphen darunter xanthische, d.h. solche mit hohem Gelbanteil. Die Unterseite ist weißlich-grau [1; 4; 12]. VerbreitungAustralasien: Australien, Indonesien und Papua-Neuguinea. Weitere Angaben unter Taxonomie und Nomenklatur. Lebensraum und LebensweiseAmethystpythons besiedeln tropische Regenwälder und Monsun- und lichte Trockenwälder, Hartlaubwälder, Sumpfwälder, Mangroven und Buschland vom Meeresspiegel bis auf ca. 1'600 m Höhe. Sie nutzen auch vom Menschen modifizierte Lebensräume. Bevorzugt wird die Nähe von offenen Gewässern. Die Tiere halten sich mehr im Geäst als am Boden auf, sie sind mehr nacht- als tagaktiv. Die Beute besteht überwiegend aus kleineren bis mittelgroßen Säugetieren und aus Vögeln. In Australien findet die Eiablage hauptsächlich im Dezember statt. Die Gelege bestehen aus etwa 7-20 weißen, ca. 8 cm langen und 100 g schweren Eiern. Die ca. 60 cm langen Jungen schlüpfen bei Bruttemperaturen von 28-31ºC nach 80-108 Tagen [6; 10; 12]. Gefährdung und Schutz2017 wurde die Art als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Aber bereits 2018 wurde sie als stark gefährdet [ENDANGERED] eingestuft, weil es ich gezeigt hatte, dass viele Populationen erloschen waren oder nicht mehr langfristig überlebensfähig sind. Hauptgrund dafür ist die Abnahme der Qualität des Lebensraums bedingt durch menschliche Aktivitäten sowie den Klimawandel [3; 6]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt Bedeutung für den MenschenWildfänge und Nachzuchten gelangen regelmäßig in den internationalen Tierhandel, und durch die Aborigines im Northern Territory sowie gebietsweise in Papua-Neuguinea wird die Art zur Fleischgewinnung bejagt [10]. Wenn man davon absieht dass Nordkorea 800 Nachzuchten aus China und 10 aus Madagaskar eingeführt haben will, für die es aber keine Aufuhrbestätigungen der beiden Länder gibt, werden relevante Exportmengen nur von Indonesien gemeldet: Simalia amethistina s. l. (2001-2021) 7'591 Wildfänge und 5'169 Nachzuchten, ferner von 2016-2021: Simalia clastolepis 170 Wildfänge und 28 Nachzuchten, Simalia nauta: 163 Wildfänge, Simalia tracyae: 164 Wildfänge und 16 Nachzuchten [2]. HaltungAmethystpythons gehören potenziell zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [3]. Für die Haltung wird ein sehr geräumiges, beheiztes, mit UV-Lampen ausgestattetes Feuchtterrarium mit starken Kletterästen, einem Versteck, einem fest eingebautem Wasserbecken und weichem, trockenem Bodensubstrat empfohlen. Die Umgebungstemperatur soll tagsüber 25-32ºC betragen, dazu ein wärmerer Sonnenplatz und einige kühlere Ecken, nachts um die 22-25ºC [11]. Haltung in europäischen Zoos: Der Amethystpython im engeren Sinn ist in rund 20 europäischen Zoos vertreten die übrigen Formen werden nur sehr selten gezeigt. Für Details siehe Zootierliste. Ob die Tiere immer richtig bestimmt wurden, ist zweifelhaft. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei über 2 m lange Tiere mindestens 0.5x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll Dreiviertel der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe dem 0.75-fachen der Gesamtlängeeines Tiers entsprechen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss für 1-2 adulte Tiere die Grundfläche des Terrariums 2 m² und die Höhe 1.80 m betragen, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.8 m². Für 3-4 m lange Individuen ist das zweifellos nicht ausreichend ... Taxonomie und NomenklaturDer Amethystpython wurde 1801 von dem aus Breslau stammenden Altphilologen und Naturwissenschaftler Johann Gottlob Theaenus SCHNEIDER unter dem Namen "Boa Amethistina" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1803 stellte ihn der französische Zoologe François Marie DAUDIN im Rahmen seines Werks "Histoire Naturelle, Générale et Particulière des Reptiles" in die Gattung Python. Im Lauf der Jahre wechselte die Gattungszugehörigkeit mehrmals. Die Gattungsbezeichnung Simalia wurde 1849 von John Edward GRAY vom British Museum in London eingeführt, konnte sich aber vorerst nicht durchsetzen. Ab den 1990er-Jahren war Morelia am gebräuchlichsten, insbesondere auch im CITES-Kontext. 2014 trennten REYNOLDS et al. die Amethystpythons von Morelia ab und gruben dazu den Namen Simalia wieder aus. 1933 wurde die australische Festlandform als Unterart kinghorni beschrieben. Ein US-amerikanisches Herpetologenteam erhob im Jahr 2000 diese Unterart zu einer vollen Art und beschrieb drei neue Arten. Die aktuelle Situation sieht so aus [4; 5; 9; 10; 11]:
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Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
- ENCYCLOPEDIA OF LIFE
- HARVEY, M. B., BARKER, D. G., AMMERMAN, L. K., CHIPPINDALE, P. T. (2000)
- ISKANDAR, D. & STUBBS, A. (2021). Simalia clastolepis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T42494100A42494106. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T42494100A42494106.en. Accessed on 19 September 2022.
- ISKANDAR, D. & STUBBS, A. (2021). Simalia nauta. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T42494136A42494187. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T42494136A42494187.en. Accessed on 19 September 2022.
- ISKANDAR, D. & STUBBS, A. (2021). Simalia tracyae. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T42494277A42494283. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T42494277A42494283.en. Accessed on 19 September 2022.
- REYNOLDS, R. G., NIEMILLER, M. L.; REVELL, L. J. (2014)
- TALLOWIN, O., ALLISON, A., PARKER, F. & O'SHEA, M. (2017). Morelia amethistina. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T177501A1489667. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T177501A1489667.en. Accessed on 19 September 2022.
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)
- WOINARSKI, J., GILLESPIE, G., GREENLEES, M., MCDONALD, P. & FENNER, A. (2017). Simalia oenpelliensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T42494211A42494251. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T42494211A42494251.en. Accessed on 19 September 2022.