Wüstenhornviper

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Echte Vipern (Viperinae)

D LC 650

Wüsten-Hornviper

Cerastes cerastes • The Horned Desert Viper • La vipère à cornes

305 011 008A 002 cerastes cerastes stuttgart PD1Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 008A 002 cerastes cerastes mapSehr approximative Verbreitung der Wüstenhornviper (Cerastes cerastes)

305 011 008A 002 cerastes cerastes VivLSN PD1Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im ehemaligen Vivarium de Lausanne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 008A 002 cerastes cerastes ulm PD1Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im Tiergarten Friedrichsau, Ulm © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 008A 002 cerastes cerastes bsl TJ1Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im Zoo Basel © Thomas Jermann, Zoo Basel

305 011 008A 002 cerastes cerastes ulm PD2Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im Tiergarten Friedrichsau, Ulm © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 008A 002 cerastes cerastes stuttgart PD2Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 008A 002 cerastes cerastes bsl TJ2Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im Zoo Basel © Thomas Jermann, Zoo Basel

 

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Die Wüstenhornviper ist eine kleine Giftschlange, die durch ihre oberhalb der Augen sitzenden Hörnchen auffällt. Wegen ihrer Anpassung an die Wüste als Lebensraum und ihrer kulturhistorischen Bedeutung ist die Art von zoopädagogischem Interesse.

Körperbau und Körperfunktionen

Hornvipern werden gelegentlich bis zu 80 cm lang, meistens aber nur 35-60(-70) cm. Ihr Körper ist gedrungen und plump. Ihre Färbung variiert von grau bis rötlich und ist der jeweils vorherrschenden Farbe des Bodens angepasst. Der Kopf ist breit, abgeflacht und dreieckig, der Schwanz sehr kurz. Die beiden typischen und namensgebenden Hörnchen oberhalb der Augen bestehen aus jeweils einer Schuppe. Es gibt aber auch ungehörnte Exemplare. Die Flankenschuppen sind stark gekielt [5; 6; 7].

Verbreitung

Von Mali und Niger über Nordafrika bis zur arabischen Halbinsel [7].

Lebensraum und Lebensweise

Die Wüstenhornviper besiedelt vorzugsweise Sandgebiete mit Trockenbusch. In der heißen Jahreszeit ist die Hornviper nachtaktiv und legt auf der Suche nach Beutetieren längere Strecken zurück. Dabei überquert sie lockeren Sand durch "Seitenwinden". In den kühleren Monaten ist sie manchmal auch tagsüber anzutreffen. Hornvipern können sich verblüffend schnell in lockeren Sand eingraben. Bei Bedrohung geben sie keine Zischlaute von sich, sondern reiben durch "ringelnde" Bewegungen die vergrößerten Seitenschuppen aneinander, so dass ein rasselndes Geräusch entsteht. Hornvipern sind ovipar. Das Weibchen legt seine rund 10-23 Eier in Erdhöhlen oder unter Steinen. Nach etwa sieben Wochen schlüpfen die etwa 16 cm langen Jungen, die sich anfänglich hauptsächlich von Echsen ernähren. Später werden auch Kleinsäuger gefressen [2; 4].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2019 ist die Art seit 2021 in der Roten Liste der IUCN aufgeführt. Wegen ihrer weiten Verbreitung und ihres stabilen Bestands wurde sie als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) eingestuft [8].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Bild der Wüstenhornviper findet sich oft in ägyptischen Texten des Altertums, da ihr ursprünglicher Name,"Fi" in der mittelägyptischen Hieroglyphenschrift gebraucht wurde, um den F-Laut auszudrücken Die Art war dem griechischen Universalwissenschaftler HERODOT von Halikarnassos (5. Jhdt. v. Chr.) bekannt, der bemerkte, dass sie dem Menschen nicht gefährlich und von den Ägyptern als heilig angesehen werde [1].

Bisse von Hornvipern verlaufen beim Menschen ähnlich wie die der europäischen Vipera-Arten; sie verursachen meist nur lokale Schwellungen und Schmerzen [4].

Die Art befindet sich im Heimtierhandel. Aus Großbritannien z.B. gibt es Angebote für 65 UKP / Tier [Online-Inserat 2017].

Haltung

Vipern gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [9].

Für die Haltung wird ein mit Bodenheizung, Wärme- und UV-Strahlern sowie einem Trinkgefäß ausgestattetes Trockenterrarium empfohlen, dessen Bodensubstrat aus einer 8-10 cm starken Schicht feinen Sandes besteht und das mit einigen geschichteten Steinplatten strukturiert ist [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 20 Institutionen gezeigt, von denen sich die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.5 m² bei einer Höhe von 60 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.2 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber Cerastes" erstbeschrieben. Die Gattungsbezeichnung Cerastes geht auf den österreichischen Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI zurück [7].

305 011 008A 002 cerastes cerastes chx d fds PD1Wüstenhornviper (Cerastes cerastes) im Vivarium La Chaux-de-Fonds © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. MATTISON, C. (2007) 
  4. MEHRTENS, J. M. (1993)
  5. NIETZKE, G. (1969)
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. THE REPTILE DATA BASE
  8. WAGNER, P., WILMS, T., NIAGATE, B., et al. (2021). Cerastes cerastes. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T197465A2486896. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T197465A2486896.en. Accessed on 18 July 2023.
  9. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)