Fühlerschlange (Erpeton tentaculatum) im Tiergarten Schönbrunn
© Andrea Rückert / Tiergarten Schönbrunn
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Wassertrugnattern (Homalopsidae)
Fühlerschlange
Erpeton tentaculatum • The Tentacled Snake • Le serpent à tentacules
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Fühlerschlange ist eine zoopädagogisch interessante, trotzdem nur selten gehaltene, aquatisch lebende Art, die sich von allen anderen Schlangen durch zwei vorne am Kopf befindliche, möglicherweise der Ortung von Beutetieren dienende Fühler unterscheidet. Körperbau und KörperfunktionenFühlerschlangen werden etwa 70-90 cm lang. Als Anpassung an ihren Wasserlebensraum liegen die Nasenöffnungen an der Schnauzenoberseite und sind durch Klappen verschließbar. Am Schnauzenende befinden sich zwei fleischigen Tentakel, über deren Funktion unterschiedliche Ansichten bestehen, möglicherweise dienen sie dem Anlocken von Fischen, eventuell auch dem Aufspüren von Beute. Das kleine Auge hat eine Schlitzpupille. Während die Körperoberseite mit großen, stark gekielten Schuppen bedeckt ist, weist die Bauchseite nur kleine Schuppen auf, was eine Bewegung an Land erschwert [2; 7; 9]. VerbreitungSüdostasien: Kambodscha, Thailand, Vietnam [5; 8]. Lebensraum und LebensweiseDie Art lebt in stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit reichlichem Pflanzenwuchs. Ohne Not verlassen die Tiere das Wasser nicht. An Land sind sie hilflos und bewegen sich langsam und ungeschickt. Fühlerschlangen sind Lauerjäger, die sich von kleinen Fischen ernähren. Eine kryptische Färbung macht die ruhig in den Wasserpflanzen hängende Schlange für ihre Beute beinahe unsichtbar. Mit ihren opisthoglyphen Zähnen kann sie die Fische immobilisieren. Fühlerschlangen können bis sechs Minuten tauchen. Die trockene Jahreszeit verbringen sie im Schlamm vergraben. Die Art ist ovovivipar. Die Würfe umfassen 9-13 Junge, die bei der Geburt etwa 20-39 cm lang sind [3; 4; 6]. Gefährdung und SchutzDie Fühlerschlange ist in ihrem Verbreitungsgebiet häufig. Sie wird zwar genutzt, aber es wird nicht angenommen, dass dies die Bestände beeinträchtigt. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2009 als nicht-gefährdet [5]. Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDie Art wird hauptsächlich für Nahrungszwecke und als Futter für Farmkrokodile genutzt. Ihr Gift soll für den Menschen ungefährlich sein [4; 5]. HaltungDie erfolgreiche Haltung von Wassertrugnattern ist neueren Datums. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stellte BREHM fest: "Sie sind gutmüthiger als die meisten Nattern, durchaus nicht heftig oder bissig, in ihrem Wesen überhaupt anmuthende Thiere und würden unseren Aquarien daher zu großer Zierde gereichen, wäre es möglich, sie lebend bis zu uns zu bringen. Dies aber scheint aus dem Grunde unmöglich zu sein, weil sie schon in ihrer Heimat nicht lange in Gefangenschaft aushalten, namentlich nicht fressen wollen" [1]. Die von BREHM angegebene schlechte Haltbarkeit dürfte damit zusammenhängen, dass die Tiere trocken transportiert wurden. Bei einem Transport in teilweise wassergefüllten Plasticsäcken ist eine Eingewöhnung problemlos. Die Tiere benötigen ein großes, abgedecktes Aquarium mit einer Wassertiefe von 30-40 cm und sandigem Boden, das bepflanzt und mit Ästen versehen sein soll. Die Wassertemperatur soll bei (23-)26-(29)ºC liegen, der pH bei 6. Eine Filterung ist zwingend [4; 6; 9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz vereinzelt gezeigt. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Aquarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens 1.5x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Fühlerschlange wurde 1800 vom französischen Naturforscher Graf Bernard-Germain-Étienne de LACÉPÈDE unter der Bezeichnung "Erpeton tentaculé" beschrieben. Sie ist die einzige Art ihrer Gattung [8]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MATTISON, C. (2007)
- MEHRTENS, J. M. (1993)
- MURPHY, J., BROOKS, S.E. & BAIN, R.H. (2010). Erpeton tentaculatum. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T176697A7285596. http://www.iucnredlist.org/details/176697/0. Downloaded on 14 October 2017.
- NIETZKE, G. (1969)
- O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)
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