Südafrikanische Strauße (Struthio camelus) in der Kiesnamib
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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(8.1.1) Skelettküste
Die Namib ist eine extrem trockene Wüste. Von West nach Ost lassen sich drei Zonen unterscheiden: Die Küstenzone mit nur 5-20 mm Niederschlag pro Jahr, jedoch dickem Nebel an über 180 Tagen, der sich am frühen Morgen als Tau niederschlägt. Es folgt die zentrale Zone, etwa 40-80 km von der Küste entfernt. Hier liegt der Jahresniederschlag bei 20-50 mm und die Zahl der Tage mit Nebel bei etwa 40. Die Inlandzone erhält 50-85 mm Jahresniederschlag, hat aber kaum Nebeltage. Landschaftlich lassen sich von Nord nach Süd drei Abschnitte unterscheiden: die Skelettküste, die Kiesnamib und die Dünennamib. |
Skelettküste
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AllgemeinesDie Skelettküste besteht im Süden aus küstennahen Kies- und Sandflächen mit gelegentlichen verstreuten Felsen und einer Zone mit höher gelegenen Schotter- und Kiesebenen des Hinterlandes. Kurz vor Torra Bay legt sich als dritte Zone das nördliche Dünenfeld dazwischen. Typisch für die Skelettküste ist ferner, dass sich hier die meisten der wüstenquerenden ephemeren Flüsse (Sechomib, Khumib, Hoarusib, Hoanib, Uniab, Skelettküsten-Koichab, Huab, Ugab, Messum) der Namib befinden, die bisweilen imposante Schluchten bilden. Vielfach sind Spuren früherer vulkanischer Aktivitären feststellbar, so das Vorkommen von Diamanten, alte Vulkankrater und Inselberge, wie die im Hinterland gelegenen Brandberg und Spitzkuppe. Wegen des kühlen Benguelastroms sind die Temperaturen in Küstennähe gemäßigt und übersteigen auch im Sommer selten 30°C. Weiter im Inland liegen die Extreme zwischen unter Null und über 40°C. Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt von 90% unmittelbar an der Küste auf 50% im Inland. Vegetation und CharakterpflanzenIn den Dünen wachsen Salzkräuter (Salsola spp.), Tsammamelone (Citrullus lanatus, C. echirrhosus), Narakürbis (Acanthosicyos naudinianus), Talerbusch (Zygophyllum stapfii) oder die Winde Meremmia guerichii. Nach Regen sprießen Gräser, auf den Dünen z.B. Brachiaria psammophila, auf den Kiesflächen Stipagrostis subcaulis und Enneapogon desvauxii und in den Flusstälern Stipagrostis giessii. Entlang der Riviere gedeihen auch Bäume, insbesondere Anabäume (Faidherbia albida), Tamarisken (Tamarix usneoides), Mopanis (Colophospermum mopane) und lokal Makalanipalmen (Hyphaene petersiana). TierweltSchabrackenschakal, Braune Hyäne, Falbkatze, Karakal, Leopard, Südafrikanische Oryx, Springbock, Kurzohr-Rüsselspringer, Wüstenhase (Lepus capensis), Felsenratte (Petromus typicus), Striemengrasmaus (Rhabdomys pumilio) und Stachelschwein sind weit verbreitet. Gebietsweise kommen die sogenannten Wüstenelefanten vor, die ihr Areal in den letzten Jahren erheblich ausgedehnt haben, ferner Spitzmaulnashörner mit erfreulicherweise wachsenden Beständen, Hartmann-Bergzebras, Angola-Giraffen, Große Kudus und Löwen. Letztere jagen hauptsächlich Oryxantilopen, manche haben sich aber auf Seebären und gestrandete Wale spezialisiert. Am Kunene leben auch Flusspferde und Nilkrokodile. Im Park wurden 306 Vogelarten nachgewiesen. Auffällige Vögel der Ebenen sind Ludwig- (Neotis ludwigii), Nama- (Eupodotis vigorsii) und Rüppelltrappe (E. rueppelli), Nama- und Nachtflughuhn (Pterocles namaqua, P. bicinctus) und Namiblerche (Ammomanes grayi), in felsigem Gelände brüten z.B. Augurbussard (Buteo augur), Kaffernadler (Aquila verreauxii), Turm- und Wanderfalke, Oranjeschmätzer (Cercomela tractrac). Typische Reptilien sind Namaqua-Chamäleon (Chamaeleo namaquensis), Wüsten-Schildechse (Angolosaurus skoogi) und Sandschwimmer-Eidechse (Meroles anchietae). Die Geckos sind mit gegen 20 Arten aus sechs Gattungen (Chondrodactylus, Lygodactylus Pachydactylus, Palmatogecko, Rhoptropus, Ptenopus) vertreten. In den Dünenfeldern der Skelettküste (und der Dünennamib) lebt der blinde und beinlose Fitzsimmon-Grabskink (Typhlacontias brevipes), der sich mit schlängelnden Bewegungen blitzschnell unterhalb der Oberfläche durch den Sand bewegt. Er ernährt sich u.a. von Silberfischchen (Ctenolepisma longicaudata). |
Nationalparks und andere Schutzgebiete
Angola: Parque Natural Regional do Namibe (4'450 km²) Namibia: Skelettküsten-Park (bestehend seit 1967) und Teil des Dorob-Nationalpark (bestehend seit 2010, früher Erholungsgebiet Westküste), die heute zu dem 107'500 km² großen Namib-Skelettküsten-Nationalparks gehören |
Kies-Namib
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AllgemeinesDie Kiesnamib ist durch weite Ebenen charakterisiert, in denen sich gelegentlich aus Granit bestehende Inselberge, wie Vogelfederberg, Blutkuppe oder Heinrichsberg, und entlang der Küste Salzpfannen finden. Sie wird durch die ephemere Flüsse Omaruru, Swakop - mit seinem Nebenfluss Khan - und Kuiseb strukturiert. Letzterer fließt zwar nur sporadisch, was aber ausreicht, um die Dünen daran zu hindern, sich weiter auszudehnen und die Kiesflächen zu überdecken. Vegetation und CharakterpflanzenAufgrund der außergewöhnlichen klimatischen Gegebenheiten - kaum Niederschlag, jedoch feuchte, neblige Nächte, findet man in der Kiesnamib ausgedehnte Flechtenfelder. Bislang wurden über hundert Flechtenarten nachgewiesen. Die häufigsten Sukkulenten sind der Talerbusch (Zygophyllum stapfii) und der Bleistiftstrauch (Arthraerua leubnitziae). Botanische Hauptattraktion ist die nach dem österreichischen Biologen Friedrich Welwitsch benannte Welwitschie (Welwitschia mirabilis), eine zweihäusige Pflanze, die über 2'000 Jahre alt werden kann. Sie bildet nur zwei Blätter, die ununterbrochen wachsen und bis zu acht Meter lang werden können. TierweltLöwe, Elefant, Spitzmaulnashorn und Giraffe fehlen, ansonsten ähnelt die Fauna jener der Skelettküste. Hartmann-Bergzebras dringen von den Naukluftbergen aus weit in die Wüste ein. Entlang dem Kuiseb und Swakop sind Bärenpavian, Klippspringer und Steinböckchen (Raphicerus campestris) häufig. Nebst dem Leoparden kommen auch Karakal und Braune Hyäne bis in den Küstenbereich vor. Letztere ernährt sich oft von Tsammamelonen (Citrullus lanatus), mit denen sie auch ihren Flüssigkeitsbedarf decken kann. Nach der Brutzeit können Strauße in großen Herden beobachtet werden. Augenfällig sind auch die vielen Lerchen, die in etwa sieben Arten vorkommen. Von den Reptilien seien Gehörnte Puffotter (Bitis caudalis), Kap-Sandschlange (Psammophis leightoni) und die für die Namib endemischen Zwergpuffotter (Bitis peringueyi) und Namibia-Taggecko (Rhoptropus afer) erwähnt. |
Nationalparks und andere Schutzgebiete
Namibia: Namib-Naukluft-Nationalpark (bestehend seit 1907) und Teil des Dorob-Nationalpark (bestehend seit 2010, früher Erholungsgebiet Westküste), die heute zu dem 107'500 km² großen Namib-Skelettküsten-Nationalparks gehören. |
Dünen-Namib
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AllgemeinesIhre enormen, rotbraunen Dünen machen die Dünennamib zur Bilderbuchwüste. Es gibt Barchandünen, die quer zur Windrichtung liegen, Längs-, Parabel- und Sterndünen. Die höchste Düne, "Big Daddy" beim Sossusvlei, hat eine Höhe von bis zu 400 Metern. Innerhalb der Dünennamib gibt es keine Flüsse, die den Ozean oberirdisch erreichen, vielmehr enden sie in Vleis oder Pfannen inmitten der Dünen. Nach Norden ist die Dünennamib durch den Kuiseb begrenzt. Charakterpflanzen: Die Dünen sind in ständiger Bewegung und sind deshalb weitgehend frei von Vegetation. An ihrem Fuss und in den Flusstälern wachsen das stachlige Straußengras (Cladoraphis spinosa), Namib-Dünengras (Stipagrostis sabulicola) und Narakürbis (Acanthosicyos naudinianus). Die streckenweise canyonbildenden Flusstäler sind Längsoasen, in denen verschiedene Bäume und Sträucher gedeihen, etwa Kameldorn- und Kerzenakazien (Acacia erioloba, A. hebeclada), Witgat (Boscia albitrunca), Sykomoren (Ficus sycomorus), Bitterbusch (Pechuel-Loeschea leubnitziae). Tierwelt: Oryx und Springbock sind die am besten an diesen Lebensraum angepassten Großsäuger. Wo in den Flusstälern Bäume wachsen, kommt auch der Große Kudu vor. Die auch gegen fremde Artgenossen sehr aggressiven Dünenameisen (Camponotus detritus) wehren sich gegen Fressfeinde dadurch, dass sie Ameisensäure versprühen. Verschiedene Arten der an den Wassermangel adaptierten Nebeltrinker-Käfer besetzen unterschiedliche Kleinlebensräume: Onymacris unguicularis die Dünenkämme, O. laeviceps die Vegetation am Dünenfuß, O. plana vorzugsweise die Narasträucher und O. rugatipennis das flache Gelände zwischen den Dünen. Die Goldene Radspinne (Carparachne aureoflava) ist ein gutes Beispiel für die Anpassung an den Dünenlebensraum: Sie baut keine Netze, gräbt einen Bau von 40-50 cm Tiefe, um der Hitze zu entgehen, und kann sich zu einem Ball zusammenziehen, um mit einer Geschwindigkeit von 1 m/sek die Düne hinunter zu rollen, wenn sie einem Feind, etwa einer Wegwespe (Pompilidae sp.), entgehen will. |
Nationalparks und andere Schutzgebiete
Namibia: Namib-Naukluft-Nationalpark (bestehend seit 1907), der heute zum Namib-Skelettküsten-Nationalparks gehört. NamibRand. Privates Naturschutzgebiet bestehend seit 1984, 2'000 km² (teilweise) Naturpark Tirasberge. Privates Naturschutzgebiet (Farmen Gunsbewys, Tiras, Landsberg und Koiimasis), bestehend seit 1998, 125 km² (teilweise). |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE - IMPORTANT BIRD AREAS
- CHITTENDEN, H. (1992)
- GRIFFIN, M. (2003)
- GÜRTLER, W.-D. (2011)
- KÜPPER, C. & T. (1999)
- LOVEGROVE, B. (1993)
- MANNING, J. & GOLDBLATT, P. (1996)
- MILLS, G. & HAAGNER, C. (1989)
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- MITTERMEIER, R.A., MYERS, N. & GOETTSCH-MITTERMEIER, C. (1999)
- OLIVER, W. & S. (1993)
- SCHOEMAN, A. (1996)
- SEELY, M. (1987)
- STUART, C. & T. (1993)