Seen und Stauhaltungen

Thunersee bei Spiez, Berner Oberland
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

(9.0) Allgemeines
(9.1) Seen und Stauhaltungen
(9.1.1) Hochgebirgsseen
(9.1.2) Bergseen
(9.1.3) Seen der mittleren Höhenlagen
(9.1.4) Tieflandseen
(9.1.5) Altwasser
(9.1.6) Stauhaltungen
(9.1.7) Maarseen
(9.2) Fließgewässer
(9.3) Flachseen
(9.4) Kleingewässer
(9.5) Feuchtgebiete

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Seen und Stauhaltungen

EUR 09 00 spiez PD1Blesshüher (Fulica atra), Reiherenten (Aythya fuligula) und Gänsesäger (Mergus merganser) im Botshafen von Spiez am Thunersee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Seen sind stehende Gewässer, die mindestens 10 m tief sind, in denen das Wasser geschichtet ist und die über eine durch eine gleichmäßig kühle Wassertemperatur gekennzeichnete Tiefenzone verfügen, in der keine Wasserpflanzen gedeihen können. Stauseen sind künstlich angelegte Wasserspeicher, in denen der Wasserstand starken Schwankungen unterworfen sein kann. Je nach Art der Bewirtschaftung sind sie als Lebensraum für Fische mehr oder weniger geeignet.

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Hochgebirgsseen

EUR-09-01-01 triebtenseeTriebtensee 2365 m.ü.M., im Hintergrund Oberaar-Stausee, 2303 m.ü.M. Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Hochgebirgsseen liegen oft in 2000 m Höhe und darüber. Sie sind meistens während 6-9 Monaten mit Eis und Schnee bedeckt. Bevölkert werden sie, soweit sie für Fische erreichbar sind oder diese vom Menschen eingesetzt wurden, von Bachforelle, Groppe, Seesaibling und Elritze. In der aus 23 Einzelseen bestehenden Seenplatte von Macun im Schweizer Nationalpark leben Elritzen sowie ursprünglich eingesetzte Forellen und Kanadische Seesaiblinge auf über 2600 m Höhe. Sie ernähren sich von Zuckmückenlarven, Erbsenmuscheln, Land- und Wasserkäfern sowie Anflugnahrung.

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Bergseen

EUR-09-01-02 silsersee2Silsersee, 1797 m.ü.M., Tiefe 71 m. Oberengadin, Kt. Graubünden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die tiefer gelegenen Bergseen entsprechen als Lebensraum in etwa der Forellen und Äschenregion. Zusätzlich zu den in Hochgebirgsseen anzutreffenden Fischarten vermögen sich unterhalb von 2000 m.ü.M. auch die Äsche und die Bartgrundel zu halten. In manche Bergseen eingesetzt wurden die aus Nordamerika stammende Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) und der Kanadische Seesaibling.

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Seen der mittleren Höhenlagen

EUR-09-03-01 starnbergStockenten (Anas platyrhynchos) am Starnbergersee, 584 m.ü.M., Tiefe 127 m. Bayern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

EUR 09 00 brienzersee PD1Personenschiffahrt auf dem Brienzersee im Berner Oberland, 564 m. ü. M., Tiefe 261 m © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

EUR 09 00 worthersee PD1Der Wörthersee, 439 m.ü.M., Tiefe 85 m, ist einer der wärmsten Alpenseen Österreichs © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

EUR-09-01-03 champspittetSilberreiher (Casmerodius albus) bei Champs-Pittet, Neuenburgersee, 429 m ü. M., Tiefe 152 m. Kt. Waadt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

EUR-09-01-03 Lago maggioreLago Maggiore mit Isola di Brissago von Ronco aus. Kt. Tessin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

EUR-09 lago di comoLago di Como mit Halbinsel von Bellagio Lombardei, Italien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

In den tieferen Lagen der Alpen, im Alpenvorland und im Schweizer Mittelland gibt es eine Reihe recht tiefer Seen, so z.B. in Österreich: Zeller, Millstätter, Ossiacher, Mond- und Wörthersee; in Bayern: Starnberger, Ammer- und Chiemsee; in der Schweiz: Thuner-, Vierwaldstätter-, Neuenburger-, Zürich- und Genfersee und schließlich das "Schwäbische Meer", der trinationale Bodensee. Diese Seen sind durch relativ kaltes, sauerstoffreiches Wasser charakterisiert.

Tabelle: Seen der mittleren Höhenlagen

Tierwelt:

Im meist schmalen Uferbereich der Alpen- und Voralpenseen leben Barsche, Hechte und verschiedene Weißfische. Im Freiwasserbereich dominieren die verschiedenen, oft für einzelne Seen spezifischen Felchen. Ferner hat es Seeforellen (Salmo trutta lacustris), Seesaiblinge und Äschen. In Seen unter etwa 450 m Höhe nimmt die wirtschaftliche Bedeutung des - am Bodensee "Kretzer" genannten - Flussbarschs zu. Diese Seen sind mit die wichtigsten Überwinterungsgebiete für Enten aus Skandinavien und Sibirien. Allein in der Schweiz überwintern 147'000 Tafel- und 176'000 Reiherenten.

Seen südlich der Alpen

Die auf etwas geringerer Höhe (z.B. Lago d'Orta 290 m.ü.M., Lago Maggiore 193 m.ü.M., Gardasee 65 m.ü.M.) liegenden Seen des südlichen Alpenrandes sind zumeist sehr tief (Lago di Como bis 425 m, Lago Maggiore bis 372 m, Gardasee bis 346 m). Im Sommer erwärmt sich das Oberflächenwasser deutlich stärker als das Tiefenwasser. Es kann ohne weiteres 20°C erreichen, währenddem das "Hypolimnion" des Sees homogen 4°C kühl bleibt. Dadurch wird der Wasseraustausch zwischen unteren und oberen Schichten im Sommer unterbunden.

Tierwelt:

Die südlichen Alpenrandseen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Fischfauna deutlich von jenen nördlich der Alpen. Die Felchen fehlen, soweit sie nicht vom Menschen eingesetzt wurden. Andererseits lebt hier mit der Cagnetta (Salaria fluviatilis) ein Schleimfisch, den man eher im Meer, sowie der Ghiozzo eine Grundel, die man eher in der Brackwasserzone erwarten würde. Viele Gattungen sind durch mittelmeertypische anstelle der bei uns heimischen Arten vertreten. Der auf 850 m Höhe gelegene Prespasee, ein Grenzgewässer Griechenlands, Albaniens und Nordmazedoniens beherbergt die europaweit größte Brutkolonie des Krauskopfpelikans.

Tabelle Fische nördlich und südlich der Alpen

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Tieflandseen

EUR-09-01-04 neuruppinRuppiner See, 36,5 m.ü.M., max. Tiefe 23 m. Brandenburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

In Deutschland befinden sich die Tieflandseen hauptsächlich in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg. Der größte See der Mecklenburger Seenplatte ist die auf 62 m.ü.M. gelegene Müritz mit einer Fläche von 11'260 ha, einer maximalen Tiefe von 31 und einer mittleren Tiefe von 6.5 m. Nebst einigen weiteren größeren Seen handelt es sich meist um Kleinseen mit einer Wassertiefe von unter 10 m. In den tieferen Seen ist die Kleine Maräne (Coregonus albula) der wichtigste Fisch der Freiwasserzone. In den meist breiten, bewachsenen Uferzonen leben Hecht, Flussbarsch, Brachsen und verschiedene andere Karpfenfische.

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Altwasser

EUR-09-01-05 altwasser häftli3Aare-Altwasser, Naturschutzgebiet Häftli, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Altwasser sind durch natürliche Ursachen oder wasserbauliche Massnahmen abgetrennte Nebenarme eines Flusses mit stehendem Wasser. Sie befinden sich oft in sumpfigen Auen, sind stark mit Wasserpflanzen bewachsen und wegen ihrer relativ geringen Ausdehnung und geringen Tiefe am ehesten mit einem Kleinsee vergleichbar.

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Stauhaltungen

EUR-09-01-06 wohlensee schwanHöckerschwan im Wohlensee (Stauhaltung der Aare), 481 m.ü.M. Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Der Mittellauf vieler Flüsse wird mittels Niederdruckkraftwerken zur Elektrizitätsgewinnung genutzt. Dadurch entstehen in der Barbenregion langgestreckte langsam fliessende Gewässer mit einer Tiefe von bis zu 15 m, deren Biozönosen jenen der Brachsenregion entsprechen, wobei das Artenspektrum sehr groß sein kann (Beispiel Wohlensee bei Bern: Bachforelle , Regenbogenforelle, Bachsaibling, Felchen, Flussbarsch, Hecht, Trüsche, Flussbarbe, Alet, Karpfen, Schleie , Brachse, Rotauge, Rotfeder, Hasel).

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Maarseen

EUR 09 06 maare meerfelder PD1Der Meerfelder Maarsee hat eine Tiefe von 18 m © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 06 maare meerfelder PD2Schilfgürtel und Feuchtwiesen am Rand des Meerfelder Maarsees © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 06 maare hinkelsmaar PD1Das 1840 trockengelegte Hinkelmaar ist heute ein Zwischenmoor mit vielen seltenen Pflanzen. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Als Maar bezeichnet man eine Vulkanform, die durch eine Explosion entstanden ist, die durch das Aufeinandertreffen von Wasser und Magma verursachte wurde. Dabei wird Gestein bis in mehrere hundert Meter Tiefe zertrümmert und aus dem Vulkan herausgeschleudert. Dadurch entsteht ein Trichter, der durch von den Seitenwänden herabrutschendes Material wieder teilweise aufgefüllt wird. Die ausgeworfenen Gesteinsfragmente lagern sich um den Krater ab und verfestigen sich zu Tuff, der einen flachen Wall bilden kann. Im Maar bildet sich oft ein Maarsee, der mit der Zeit verlanden kann, wodurch ein Trockenmaar entsteht. Maarseen sind rund oder oval und haben typischerweise einen Durchmesser von 50-2'000 m. Von der Fläche her sind sie oft mit einem Kleinsee vergleichbar, sind aber deutlich tiefer, sofern die Verlandung noch nicht sehr weit fortgeschritten ist.

Maare gibt es weltweit. In Mitteleuropa am bekanntesten sind, nebst der vor ca. 48 Millionen Jahre entstandenen und längst durch Sedimente aufgefüllten Grube Messel in der Nähe von Darmstadt die Maare der Vulkaneifel. Von den rund 75 Maaren enthalten heute noch 10 einen Maarsee oder -weiher. Der größte Maarsee ist das Pulvermaar mit einer Fläche von 38.5 ha und einer Tiefe von 72 m.

Die ursprüngliche, natürliche Fischfauna, soweit bei diesen in der Regel isolierten Gewässern überhaupt vorhanden, ist kaum zu ermitteln. Größere Maarseen wurden mit gängigen Arten wie Aal, Zander, Flussbarsch, Hecht, Flussbarbe, Alet, Karpfen, Schleie , Brachse, Rotauge und Rotfeder, besetzt, alles Arten, die eher untypisch für kühle, nährstoffarme Gewässer sind.

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Literatur und Internetquellen

  • DEUTSCHLANDS NATUR - MAARE
  • ENGELHARDT, W. (1980)
  • FISCHEREIINSPEKTORAT DES KANTONS BERN (2008) Jahresbericht.
  • GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
  • KOZIOL, M. (2020)
  • LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG (2008) Antrag der Abg. Reinhold Pix u.a. GRÜNE / Stellungnahme des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum betr. Bodenseefischerei. Drucksache 14/2303. 14. Wahlperiode 30.01.2008
  • PEDROLI, J.-C. (1983)
  • SCHIESS, H. (1989)
  • SCHIFFERLI, L. (1989)
  • SPEKTRUM - LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN
  • STRAUB, M. (1993)
  • WINKLER, H. M. (Red. 2007)
  • ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)