Anchicayá-Baumsteiger

Anchicayá-Baumsteiger (Oophaga anchicayensis), Weibchen im Zoo Zürich
© Zoo Zürich, Nicole Schnyder (Pressefoto)

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Baumsteiger (Dendrobatidae)
Unterfamilie: Dendrobatinae

D EN 650

Anchicayá-Baumsteiger

Oophaga anchicayensis • The Anchicayá Poison Frog • Le dendrobate d'Anchicayá

403 004 002 000 oophaga anchicayensis ZRH PM2021 1Anchicayá-Baumsteiger-Männchen (Oophaga anxhicayensis) bei der Balz mit aufgeblähtem Kehlsack © Zoo Zürich, Nicole Schnyder (Pressefoto)

 

 

403 004 002 000 oophaga anchicayensis mapLokalisation des Vorkommens des Anchicayá-Baumsteigers (Oophaga anchicayensis)

 

 

403 004 002 000 oophaga anchicayensis ZRH PM2021 6Anchicayá-Baumsteiger (Oophaga anchicayensis), Männchen im Zoo Zürich © Zoo Zürich, Nicole Schnyder (Pressefoto)

 

 

403 004 002 000 oophaga anchicayensis ZRH PM2021 4Anchicayá-Baumsteiger (Oophaga anchicayensis) auf Bromelienblatt im Zoo Zürich © Zoo Zürich, Leyla Davis (Pressefoto)

 

 

403 004 002 000 oophaga anchicayensis ZRH PM2021 2Kaulquappen des Anchicayá-Baumsteigers (Oophaga anchicayensis) im Wasser eines Bromelienkelchs. © Zoo Zürich, Leyla Davis (Pressefoto)

 

 

403 004 002 000 oophaga anchicayensis ZRH PM2021 5Zuchtterrarium im Zoo Zürich mit numerierten Eiablage- und Kaulquappen-Aufzuchtplätzen © Zoo Zürich, Leyla Davis (Pressefoto)

 

 

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Der Anchicayá-Baumsteiger ist ein farbenfroher, kleiner Frosch aus der Gruppe der Harlekin-Baumsteiger, der im natürlichen Lebensraum stark gefährdet ist und sich daher als Botschafter für den Amphibienschutz und die Erhaltung des Tieflandregenwaldes bestens eignet. In europäischen Zoos wird er allerdings nur im Zoo Zürich gezeigt, der sich auch für den Schutz der Art in ihrem natürlichen Lebensraum einsetzt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Anchicayá-Baumsteiger aus der Harlekin-Baumsteiger-Gruppe ist 36-42 mm lang und 4-5 g schwer. Bei wildlebenden Tiere ist die Haut mit Gift überzogen. Die Frösche produzieren dieses Toxin, indem sie giftige Insekten fressen. Individuen, die eine Weile im Terrarium gehalten wurden, sind ungiftig [8; 5].

Verbreitung

Nördliches Südamerika: Pazifikseite Kolumbiens, in den Departmenten Chocó, und Valle del Cauca. Das Typusexemplar stammt aus dem Ort San José de Anchicayá

Lebensraum und Lebensweise

Der Anchicaya-Baumsteiger ist ein Bewohner von Regenwäldern der mittleren Lagen (360-790 m.ü.M.), wo er sowohl auf dem Boden als auch in dichtem Pflanzenwuchs auf Zweigen und Gesträuch zu finden ist. Er kommt auch am Rand von Cocastrauch-Pflanzungen (Erythroxylum coca) vor. Die Tiere sind tagaktiv und ernähren sich von Insekten und diversen anderen Arthropoden [4; 8].

Die Männchen sind territorial und rufen, um das Territorium zu markieren und Weibchen anzulocken. Die Weibchen legen jeweils 3-5 Eier auf einem Bromelienblatt innerhalb eines Männchen-Territoriums ab. Die Eier werden vom Männchen befruchtet und anschliessend bewacht und befeuchtet. Nach ca. 2 Wochen schlüpfen die Kaulquappen. Diese werden vom Weibchen jeweils einzeln in wassergefüllte Bromelientrichter transportiert und mit unbefruchteten Eiern gefüttert. Nach ca. 3 Monaten ist die Metamorphose der Kaulquappen zu Fröschen beendet [8].

Gefährdung und Schutz

Im Jahr 2019 wurde die neue Art als stark gefährdet in die Rote Liste aufgenommen, weil ihr Areal mit 715 km² sehr klein ist, der Lebensraum durch Urbarmachung für die Landwirtschaft laufend abnimmt und der Bestandstrend negativ ist, namentlich weil Tiere für den internationalen Handel illegal gesammelt werden (Rote Liste: ENDANGERED) [4].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Nach nationaler Gesetzgebung Kolumbiens ist das Sammeln von Baumsteigern grundsätzlich verboten.

Bedeutung für den Menschen

Von 2000 bis 2020 wurden aus Kolumbien keine Ausfuhren von Wildfängen des Oophaga histrionica-Komplexes, jedoch in den Jahren 2015-2019 von 866 Nachzuchttieren gemeldet. Darunter dürften sich auch O. anchicayensis befunden haben, die in der Datenbank nicht separat ausgewiesen werden [5].

Haltung

Für die Haltung von Baumsteigern des histrionica-Komplexes im Terrarium werden eine Tagestemperatur von 24-26 °C, eine Nachtabsenkung um 5-6 °C und minimale jahreszeitliche Temperaturschwankungen von 1-2 °C empfohlen. Die Luftfeuchte sollte tagsüber 70-80% betragen, morgens und abends 100% (Nebel) [6].

Haltung in europäischen Zoos: Es ist nur eine öffentlich zugängliche Haltung in Europa bekannt (siehe Zootierliste). Der Zoo Zürich, der die Art unter der Bezeichnung O. histrionica vermutlich bereits seit dem Jahr 2000 gehalten hatte, erhielt 2013 von der schweizerischen CITES-Behörde drei Weibchen aus einer Konfiskation. Später kam noch ein Männchen aus einer Privathaltung hinzu. Während mehrerer Jahre legten die Tiere Eier, ohne dass Kaulquappen schlüpften. Erst nach Umgestaltung der Terrarien kam es 2021 erstmals zu einer erfolgreichen Naturbrut [9].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Wie Baumsteiger gehalten werden (Beispiel):

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde erst 2018 auf der Grundlage molekulargenetischer, morphologischer und ökologischer Eigenschaften von einem Team der Universität von Saskatchewan beschrieben. Die Autoren untersuchten über 300 Baumsteiger aus dem Oophaga histrionica-Komplex und kamen zum Schluss, dass dieser aus mindestens 5 Arten bestehe, wovon 3 der Wissenschaft bis dahin nicht bekannt waren [3; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. GIANELLI, F. (2018)
  4. IUCN SSC AMPHIBIAN SPECIALIST GROUP (2019). Oophaga anchicayensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T144232997A144232999. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T144232997A144232999.en . Downloaded on 05 August 2021.
  5. CITES TRADE DATA BASE
  6. DENDRO BASE
  7. POSSO-TERRANOVA, A. & ANDRÉS, J. (2018)
  8. ZOO ZÜRICH - TIER & PFLANZENLEXIKON
  9. ZOO ZÜRICH - Medienmitteilung vom 29.07.2021