Rufendes Wechselkrötenmännchen (Bufo (=Bufotes) viridis
© Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz
Kölner Zoo: Erhaltung der Wechselkröte im Kölner Raum
Kiesgruben und andere schütter bewachsene Flächen mit grabbaren Böden und geeigneten Laichgewässern sind für die Wechselkröte von besonderer Bedeutung. Diese Lebensräume müssen gepflegt werden, sonst wachsen sie zu. Im Kölner Raum sind auch manche durch die fortschreitende Siedlungsentwicklung zerstört worden. Die verbliebenen Habitate sind meistens isoliert, so dass kein genetischer Austausch stattfinden kann. Die Bestände haben in den vergangenen Jahren dramatisch abgenommen. Mehr als die Hälfte der ehemals bekannten Vorkommen sind bereits ganz verschwunden. In Nordrhein-Westfalen kommt die Wechselkröte nur in der Kölner Bucht vor. Um die deutschlandweit als gefährdet, in NRW als stark gefährdet eingestufte Art nicht regional aussterben zu lassen, schlossen sich 2015 die NABU-Naturschutzstation, die Technische Universität Braunschweig, die Universität zu Köln und der Kölner Zoo, später noch die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, zusammen, um ein langfristiges Projekt in Angriff zu nehmen. Dabei wurden die noch vorhandenen Bestände der Wechselkröte systematisch erfasst. Von den Tieren wurden Proben genommen, die sowohl auf mögliche Krankheitserreger als auch auf ihre Genetik untersucht wurden. Davon versprach man sich Aufschluss über die Ursachen des Rückgangs. Im Kölner Zoo wurde eine Ersatzpopulation, aufgebaut, um allenfalls rückläufige Bestände stabilisieren zu können. Gemeinsam mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB) wurde eine Ausstellung zu Biologie und Bedrohung erstellt, die zugleich Hälterungen für eine geschützte Aufzucht von Ersatzpopulationen für die rückläufigen Bestände bereithält. Besondere Bedeutung kommt der Pflege von Gewässern und dem Anlegen von sogenannten Trittsteinbiotopen zu, die den Austausch zwischen den Biotopen ermöglichen. 2016 zog der Zoo erstmals Kaulquappen hinter den Kulissen des Aquariums auf und konnte 179 Jungkröten in ihren Lebensraum zurückbringen. Damit stellte er sicher, dass sie nicht im Larvenstadium Fressfeinden zum Opfer fielen. Im selben Jahr stellte er die Infrastruktur für eine temporäre Unterbringung von ca. 550 Kaulquappen zur Verfügung, die sonst durch das Austrocknen ihrer Gewässer sicher verendet wären. Auch in den Folgejahren wurden Jungkröten aus dem Zoo in zum Teil neu geschaffene Lebensräume entlassen. Der Zoo erhält regelmäßig Laich und Larven, die wegen Austrocknung des Laichgewässers in der Natur keine Chance gehabt hätten. Diese werden aufgezogen und szum Ende der Saison wieder ausgesetzt. Alleine 2021 hat der Zoo über 1000 Quappen zur Aufzucht erhalten und Hunderte davon als Jungfröschchen wieder ausgewildert. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung entstanden 2016 eine Bachelorarbeit von R. SCHLUCKEBIER zu Populationserfassung und Bedrohungspotential der Wechselkröte im Kölner Raum, 2018 je eine Masterarbeit von M. SACHS über das Vorkommen von Amphibien-assoziierten Einzellern in Köln und von K. GIESEN über die die Populationsgenetik der Kölner Wechselkröten und deren Chytridpilzbefall, sowie 2019 eine Publikation von VENCES et al. in einer Fachzeitschrift. Das Projekt ist ein erfolgreiches Beispiel für den von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) unterstützten „One-Plan-Approach“, bei dem Zoos zum Schutz gefährdeter Tierarten mit anderen Akteuren zusamenarbeiten und wo in situ und ex situ Maßnahmen zusammenwirken. 2019 wurde das Engagement der verschiedenen Partner geehrt und das gemeinsame Projekt "Artenschutz für die Wechselkröte in Köln" als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. |
Literatur und Internetquellen
- PAGEL, T. (2017-2021) Jahresberichte 2016-2020 der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln. Z. Kölner Zoo.
- VENCES, M., PERL, R. G., GIESEN, K., SCHLUCKEBIER, R., SIMON, K., SCHMIDT, E., STEINFARTZ, S. & Ziegler, T. (2019). Development of new microsatellite markers for the Green Toad, Bufotes viridis, to assess population structure at its northwestern range boundary in Germany. – Salamandra 55(3): 191-198.
- ZIEGLER, T., VENCES, M., SCHMIDT, E., DIECKMANN, R., NIGGEMANN, C. & RAUHAUS, A. (2019). Gemeinsam für die biologische Vielfalt. Kompetenz Wasser - Kölner Fachjournal für Abwässer, Hochwasserschutz und Gewässer 28: 20-23. ISSN 1863-7053.