Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Scheibenzüngler (Alytidae / Discoglossidae)
Mallorca-Geburtshelferkröte
Alytes muletensis • The Majorcan Midwife Toad • L'alyte de Majorque
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Mallorca-Geburtshelferkröte ist eine gefährdete Amphibienart, die auf aktiven Schutz in situ und ex situ angewiesen ist. Die Zahl der Zoos, welche die Art halten, ist zwar klein, aber diese sind engagiert und halten zum Teil recht große Bestände. Körperbau und KörperfunktionenDie Mallorca-Geburtshelferkröte ist eine kleine, gedrungene Kröte mit relativ großem Kopf und großen Augen mit vertikaler Schlitzpupille. Männchen werden ca. 35 mm, Weibchen ca. 38 mm lang. Damit sind sie kleiner als unsere einheimische Geburtshelferkröte. Das Gewicht erwachsener Tiere beträgt etwa 10-11 g. Im Vergleich zu anderen Alytes-Arten ist ihre Haut glatt und ist die Ohrdrüse schwach ausgebildet. Die Grundfarbe ist oberseits gelb oder cremefarben mit dunkelgrünen oder braunen Flecken und bisweilen einem schwarzen Dreieck auf dem Kopf. Der Bauch ist weiß [2; 3]. VerbreitungMallorca: Heute beschränkt auf ein kleines Areal in der Serra de Tramuntana im Norden der Insel [6]. Lebensraum und LebensweiseDie Mallorca-Geburtshelferkröte lebt in Höhenlagen von 10-850 m in Bächen, die in steilen Schluchten verlaufen, einige Bestände auch in vom Menschen gemachten Strukturen wie Wassertrögen auf Viehweiden oder Regenwassertanks. In ihrem natürlichen Lebensraum macht sie keine Winterruhe. Die Nahrung besteht aus Arthropoden aller Art, die sie hauptsächlich nachts fängt. Paarungen fnden im Sommer zwischen Juli und Ende August statt. Gelaicht wird in von den austrocknenden Bächen gebildeten Tümpeln oder anderen stehenden Kleingewässern. Die Gelege umfassen meist 8-12 bis zu 7 mm große Eier. Die Männchen tragen die Gelege, oft von mehr als einem Weibchen, während 3-4 Wochen. Danach kommt es erneut zu Paarung und Eiablage. Die Kaulquappen sind beim Schlupf etwa 18 mm lang und wachsen bis auf eine Länge von 77-88 mm. Die frisch metamophosierten Krötchen habe eine Länge von ca. 20.5 mm. Die Tiere könen ein Alter bis zu 18 Jahre erreichen [2; 3; 4; 7]. Gefährdung und SchutzDie Art wurde 2009 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE), weil sie ein kleines Areal von weniger als 20 km² hatte und ohne permanente Schutzanstrengungen in ihrem Bestand weiter abnehmen würde. Im Rahmen einer Neubeurteilung wurde sie 2020 in die Kategorie "stark gefährdet" (ENDANGERED) aufgenommen, weil die Lebensraumqualität und die Bestände weiterhin abnehmen. Zu den Gefährdungsursachen gehören die eingeführte Vipernatter (Natrix maura) als Fressfeind und der ebenfalls eingeführte Iberische Wasserfrosch (Pelophylax perezi) als Konkurrent und Fressfeind sowie wasserbauliche Maßnahmen [7]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Geburtshelferkröte fällt unter Anhang II der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenZur Erhaltung der Art werden in situ- und ex situ-Massnahmen getroffen. Eine Nutzung findet nicht statt. HaltungDie EAZA Amphibian TAG hat 2015 detaillierte Haltungsempfehlungen mit Angaben zu klimatischen Bedingungen und Fütterung herausgegeben. Für die Aufzucht der Kaulquappen ist mit etwa 1 l Wasser pro Individuum zu rechnen. Entsprechende Infrastruktur voausgesetzt, können bis zu 15 metamorphosierte Individuen auf 0.25 m² Fläche gehalten werden, wovon etwa ein Viertel Wasser sein soll. Im Fall einer Winterruhe werden Temperaturen von 8-14ºC angegeben [3; 4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa einem Dutzend europäischen Einrichtungen gepflegt, überwiegend im deutschsprachigen Raum, auch im Tiergarten Schönbrunn, wo die Nachzucht regelmäßig gelingt. Für Details siehe Zootierliste. Die Mallorca-Geburtshelferkröte ist eine Art, für die es ein Zuchtprogramm von Citizen Conservation gibt. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturDie Mallorca-Geburtshelferkröte wurde erst 1979 von den Paläontologen Borja SANCHIZ und Rafel ANDROVER unter dem Namen "Baleaphryne muletensis" als ausgestorbene, subfossile Art erstmals wissenschaftlich beschrieben. Das Artepitheton "muletensis" bezieht sich auf den Fundort des Typus-Exemplars, die Cova de Muleta, eine Höhle in der Nähe von Port de Sóller im Nordwesten Mallorcas. Erst zwei Jahre später wurde festgestellt, dass die Art überlebt hatte, und 1984 wurde sie in die Gattung Alytes gestellt [1]. |
Literatur und Internetquellen
- AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
- AMPHIBIA WEB
- EAZA AMPHIBIAN TAG
- EUROPÄISCHE REPTILIEN UND AMPHIBIEN
- MAJORCA DAILY BULLETIN
- MARINELAND MALLORCA
- IUCN SSC AMPHIBIAN SPECIALIST GROUP (2020). Alytes muletensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T977A89697685. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T977A89697685.en. Downloaded on 19 December 2020.