Bonobos (Pan paniscus) auf Waldlichtung vor Baumkulisse in der Vallée des Singes, Romagne
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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Ein Zoologischer Garten ohne Bäume ist undenkbar. Angestrebt wird in der Regel eine vielseitige, halboffene Parklandschaft mit Einzelbäumen, Baumgruppen, Hecken, Gras- und Wasserflächen [4]. Historisch gewachsene Zoos sind daher durch viele alte, oft geschützte Bäume charakterisiert, wobei gegebenenfalls ein ursprüglich bestehender Bestand an einheimischen Arten durch Exoten ergänzt wurde. So konnte z.B. der Zoologische Garten Basel zur Mitte des 20. Jahrhunderts 70 Laubbaum-Arten aus 22 Familien und 18 Arten Koniferen vorweisen [1]. Eine Artenliste der heute im Zoo Basel vorkommenden Gehölze findet sich bei BAUR et al. [3]. Der Zoo Saarbrücken weist über 60 Gehölzarten auf [8]. Abgesehen von ihrem botanischen Interesse (zum Bestimmen von Bäumen sei auf die BAUMKUNDE.DE [2] verwiesen, in der über 880 Arten und Sorten aufgeführt sind) können Bäume dazu dienen, den Lebensraum der präsentierten Tiere zu illustrieren, wobei naturgemäß die beste Übereinstimmung dann gelingt, wenn die Tiere aus gemäßigten Klimazonen stammen. Nebst ihrer Bedeutung als Landschaftselemente bieten Bäume, namentlich heimischer Arten, aber auch Lebensraum und Nahrung für zahllose Tierarten und tragen so zur Erhöhung der lokalen Biodiversität bei. Manche Bäume oder Teile davon sind allerdings für bestimmte Tierarten giftig. Bei der Bepflanzung bzw. der Gehegeplanung ist dafür zu sorgen, dass keine giftigen Teile mit potenziell gefährdeten Tieren in Kontakt kommen können. Exotische Laubbäume werden im Zoo dazu eingesetzt, die Lebensräume außereuropäischer Tierarten nachzubilden. Im Idealfall stammen die Tier- und die Baumarten aus derselben Ökoregion. Oft ist dies aber nicht möglich, etwa weil Baumarten aus tropischen oder subtropischen Regionen bei uns nicht winterhart sind. In diesen Fällen wählt man Baumarten, mit denen man aufgrund Ihrer Form und ihres Blattswerks einen bestimmten Lebensraum simulieren kann. So lassen sich amerikanische Eichen (Quercus borealis, Quercus coccinea), Amerikanische Eschen (Fraxinus americana) und Tulpenbäume (Liriodendron tulipifera) mit ihrem mastigen Laubwerk dazu einsetzen, während der Vegetationsperiode einen feuchten tropischen Wald zu simulieren. Bäume mit schmalen, hell- oder graugrünen Blättern, wie z.B. Robinien (Robina pseudoacacia), Amerikanische Gleditschien (Gleditsia triacanthos), Ölweiden (Eleagnus spp.), Japanische Schnurbäume (Styphnolobium japonicum, früher Sophora japonica) und Seidenbäume (Albizia julibrissin) vermitteln dagegen in Verbindung mit dem heimischen Sanddorn (Hippophae rhamnoides) den Eindruck einer Trockensavanne. Zoopädagogisch kann der Baumbestand eines Zoos durch Beschriften von Bäumen oder das Anlegen eines Baumlehrpfads aufgewertet werden. Der Zoo Basel hat einen speziellen Führer mit Standortkarte über seine Bäume herausgegeben [5]. Durch das Anlegen eines Baumkronenpfads, wie z.B. dem 2009 als Teil eines Natur-Erlebnispfads im Tiergarten Schönbrunn eröffneten, kann nicht nur das Interesse an Bäumen gesteigert, sondern auch eine echte Attraktion für den Zoo geschaffen werden. So zog der 2019 mit einem finanziellen Aufwand von 6.5 Million Euro erstellte Baumwipfelpfad "Heide Himmel" des Wildparks Lüneburger Heide, für den ein separater Eintrittspreis verlangt wird, in den ersten drei Monaten seines Bestehens 40'000 Besucher an - und dies im eher besucherschwachen vierten Quartal. Dieser Pfad ist barrierefrei, 700 m lang, bis 22 m hoch und verfügt über 20 Lernstationen, einen 45 m hohen Aussichtsturm und eine Gaststätte [7]. Ebenfalls eine Besucherattraktion ist der 2016 eröffnete knapp 30 m hohe "Turm der Biodiversität" im Natur- und Tierpark Goldau, mit dem man auf die Höhe der umgebenden Baumwipfel gelangen kann. Der auf Windstärken von 250 km/h ausgelegte Turm wurde aus 117 Tonnen Fichten- und Weißtannenholz aus den umliegenden Wäldern gebaut. Er weist 8 Stockwerke auf und soll auch als Lebensraum für Tiere dienen, als Nist-, Fress- oder Schlafplatz. Am Turm sind 23 Nistkästen für verschiedene Vogelarten und Fledermäuse angebracht. Ferner befindet sich auf dem Bauwerk eine Wetterstation. Er wurde 2018 mit dem Prix Lignum ausgezeichnet [6]. |
Literatur und Internetquellen:
- ARIOLI, R. (1953)
- BAUMKUNDE
- BAUR, B., BILLEN, W. & BURCKHARDT, D. (2008)
- SALZERT, W. (2010)
- SCHNEIDER, H. & ZULAUF, R. (2016)
- TURM DER BIODIVERSITÄT (HOLZBAU SCHWEIZ 2917/1)
- WILDPARK LÜNEBURGERHEIDE
- ZOO SAARBRÜCKEN