Verschiedene Wasserpflanzen in Amphibienweiher im Tiergarten Nürnberg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ohne Wasser kein Leben
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Stille und fließende Gewässer sind ein wesentliches Gestaltungselement für Zoos. Manche Einrichtungen haben das Glück, dass sich auf ihrem Gelände ein natürliches oder schon vor Gründung des Zoos bestehendes künstliches Gewässer befindet, wie etwa der Auer Mühlbach, der das Gesicht des Münchener Tierparks Hellabrunn ganz wesentlich bestimmt, der mehrfach zu Teichen verbreiterte Spitalbach, eigentlich ein vom Lech ausgehender Kanal, der den westlichen Teil des Augsburger Zoos belebt, die Parthe, welche die Teiche und Wassergräben des Leipziger Zoos speist, der Beverbach, der den Aachener Tierpark durchfließt und im nordwestlichen Teil des Parks zu einem rund 2 ha großen See gestaut wurde, der Moosmühlbach im Tiergarten Straubing, der 1891 durch Zusammenlegung von 2 Weihern enstandene, rund 1.7 ha große Röhrensee im heutigen Tierpark Bayreuth, der Schlossgraben und Schlossteich im Zoo Hoyerswerda, der Stadtgarten- und der mit ihm durch einen Kanal verbundene Schwanensee im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe, die 1877 und 1889 entstanden, weil Aushubmaterial benötigt wurde, oder der 1888 zwecks winterlichem Schlittschulaufen erstellte, 1.5 ha große Lac de Sauvabelin in Lausanne. Die Aufzählung könnte beliebig verlängert werden. Andere liegen am Ufer eines Gewässers und können es in ihr Konzept einbauen, so z.B. der an der Aare gelegene Tierpark Bern oder der durch die Vechte begrenzte Tierpark Nordhorn. Diese "natürlichen" Gewässer befinden sich aber oft nicht in ihrem ursprünglichen Zustand, was Anlass bietet, sie zu renaturieren. Dazu gehört auch die Bepflanzung ihrer näheren Umgebung mit einheimischen Pflanzen, wie Gehölzen, Hochstauden, Schilf oder Seggen, die z.B. für den Laubfrosch essentiell sind. Beispiele dafür gibt es etwa im Natur- und Tierpark Goldau (siehe unten) oder im Papiliorama Kerzers, wo 2015 ein 250 m langer Abschnitt eines 50 Jahre zuvor kanalisierten Bachs revitalisiert und durch einen Weiher und Feuchtgebiete ergänzt wurde, unter anderem mit dem Ergebnis, dass sich bereits ein halbes Jahr später dort ein Biber niederließ. In praktisch jedem Zoo gibt es künstliche Gewässer, die, wenn sie als Bade- oder Schwimmbecken für aquatische Säugtiere und Vögel oder als Planschbecken für Kinder dienen, regelmäßig gereinigt und daher in den meisten Fällen vegetationsfrei gehalten werden müssen. In dicht besetzten Anlagen für Schwimmvögel besorgen das die Enten, Gänse und Schwäne selbst. Viele Freisichtanlagen sind durch Wassergräben begrenzt, die in vielen Fällen zumindest besucherseitig mit Wasser- und Sumpfpfanzen bepflanzt werden können. Daneben werden aber auch Teiche und Wasserläufe erstellt, die als Landschaftselemente möglich naturnah gestaltet und bepflanzt und daher nicht oder nur schwach mit wasserlebenden Zootieren besetzt werden. So ist das Herzstück des Frankfurter Zoos der große Weiher, der 1873 erschaffen wurde und der mit seinen Schilf- und Röhrichtbereichen Lebensraum für viele einheimische Tierarten bietet. Auch 1939, bei der Gründung des Tiergartens Nürnberg am jetzigen Standort, wurden große Weiher geschaffen, die heute einen natürlichen Lebensraum für viele heimische Wasservögel und Fische darstellen. Im auf einem ehemaligen Rebberg gelegenen, wasserarmen Zoo Mülhausen im Elsass werden Regenwasser und Wechselwasser der Teiche und Becken in Tiergehegen genutzt, um über einen künstlich angelegten Bachlauf einen am tiefsten Punkt des Zoos gelegenen, naturnah gestalteten Weiher zu speisen. In anderen auf Stadtwasser angewiesenen Zoos, z.B. Halle, Heidelberg, Krefeld, Rheine, St. Peter Ording und Zürich, wuden Pflanzen-Kläranlagen eingerichtet, um das Wasser zu rezyklieren . Schon der kleinste Teich oder Abzuggraben ist eine Oase für zahlreiche einheimische Pflanzen und Tiere und erhöht somit die Bedeutung eines Zoos für die lokale Biodiversität. Die Vielzahl der Pflanzenarten für Wasser und Sumpf, Ufer, nasse Wiese, Moor- und Schattenbiotop ermöglicht eine interessante und zoopädagogisch wertvolle Gestaltung des Tiergartens. Vielfach lassen sich nicht nur zwischen sondern auch innerhalb der Gehege liegende Wasserflächen bepflanzen. Mit einheimischen Pflanzen bestückte Absperrgräben sind nicht nur wertvolle Biotope für Amphibien und Insekten, sie erhöhen auch die naturnahe Wirkung des dahinter liegenden Geheges. Seerosenteiche, wie sie z.B. die Stuttgarter Wilhelma präsentiert, sind eine Attraktion für sich, aber auch kleine Naturteiche laden durch die Möglichkeit, einheimische Amphibien und Libellen zu beobachten zum Verweilen ein, und Tümpeln gehört zu den Höhepunkten des Zooschulunterrichts [2; 3; 4; 5; 7]. |
Nachstehend einige Beispiele:
Natur- und Tierpark Goldau - Renaturierung des Schuttbachs
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Jahrzehntelang bot der kommunale Schuttbach in Gebiet "Grosswyier" in der Gemeinde Goldau einen traurigen Anblick: Stark verbaut, verlief er praktisch schnurgerade und versickerte stellenweise sogar in den Untergrund. Schwoll er bei Hochwasser an, konnte die schmale künstliche Rinne das Wasser nicht mehr abführen, das ganze Gelände wurde überflutet. Pflanzen und Tieren bot der Schuttbach keinen geeigneten Lebensraum mehr. Mit dem Erwerb des 17 ha großen Geländes durch den Natur- und Tierpark Goldau nahm dieser die Renaturierung des Schuttbachs auf einer Länge von 300 m in Angriff. Es wurde ein neues Bachbett angelegt; dessen Gerinne mit 1'224 m³ Lehm abgedichtet wurde. Jeder große Stein darin wurde bewusst gesetzt, damit das Wasser mal schneller, mal langsamer fließt. An den Ufern wurde Holz so verbaut, dass die Fische Rückzugsmöglichkeiten finden. Pflanzungen an den Böschungen halten den Bach durch Beschattung kühl und verhindern, dass der Graureiher zu leicht Einblick in den Bach bekommt und zu viele Fische erwischt. Dem Bach wurde auch viel Platz eingeräumt, damit sich bei Hochwasser an verschiedenen Stellen kleine Weiher und Tümpel bilden können. Ergänzt wurde der Bachlauf durch einen Amphibien- / Schildkrötenteich, der mit folgenden Arten bepflanzt wurde: Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Gemeiner Wasserhahnenfuss (Ranunculus aquatilis), Mehr dazu unter Tierpark Goldau: Neue Lebensräume für Amphibien |
Tierpark Nordhorn - Vechteaue und Umweltpädagogik
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Zum naturnah gestalteten Tierpark Nordhorn gehören auch der Teil eines Vechte-Altarms, extensiv beweidete Überschwemmungsflächen in der Vechteaue und durch einen Stelzenweg für die Besucher erschlossener Auwald. Diese Parkteile sind Lebensraum für zahlreiche einheimische Pflanzen und Tiere. 2007 wurde der Naturlehrpfad "Vechteaue" der Öffentlichkeit übergeben mit dem Ziel, über die Vechteaue als Überschwemmungs- und Retentionsraum und als Mosaik aus Kultur- und Naturlandschaft zu informieren. Er sollte Einblicke in das Gebiet gewähren ohne dass dieses durch das Eindringen der Menschen gestört oder gar zerstört würde [1]. Mehr dazu unter Naturlehrpfad Vechteaue Nordhorn |
Amphibienbiotope
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2008 wurde vom Welt-Zoo- und Aquarienverband WAZA als "Jahr des Frosches" proklamiert. In der Folge erstellten zahlreiche Zoos, Tier- und Wildparks Amphibienweiher, die naturgemäß mit einheimischen Pflanzen bestückt wurden. Dazu gehörten u.a. der Zoo Augsburg, der Aquazoo Düsseldorf, der Natur- und Tierpark Goldau, der Tierpark Hagenbeck in Hamburg, der Kölner Zoo, der Tierpark Seeburg in Kreuzlingen, der Tierpark Sauvabelin in Lausanne, der Vogelpark Marlow, der Tierpark Nordhorn, der Tiergarten Nürnberg und der Wildnispark Zürich-Langenberg. Beim Bau von Amphibienweihern sollte folgende beachtet werden: Der Weiher sollte möglichst auf lehmhaltigem Boden errichtet oder mit einer Lehmschicht abgedichtet werden. Die minimale Wasserfläche soll 25 m² nicht unterschreiten, damit der Weiher nicht zu rasch verlandet. Die maximale Fläche liegt bei etwa 1'000 m², weil größere Weiher wesentlich schlechter unter Kontrolle zu halten sind. Etwa 20% des Weihers sollen mindestens 1,50 m tief sein, um das Durchfrieren im Winter zu vermeiden. Ein Ufer, vorzugsweise das Nordufer, soll flach ausgezogen und mit einem Kiesbankett versehen werden, damit die Amphibien schon im März/April gut besonnte, seichte Laichplätze vorfinden. Die Bepflanzung von Weiher und Umgelände soll nur mit einheimischen Pflanzen erfolgen und nur so weit, wie dies als Initialzündung nötig ist. Eine Spontanbesiedlung ist an sich einer Bepflanzung vorzuziehen Nach zwei Jahren ist das Pflanzenkleid geschlossen [8]. Die Ansprüche der einzelnen Amphibienarten sind unterschiedlich. Grünfrösche, Erdkröten und Molche bevorzugen eher tiefe, Grasfrösche eher flache Gewässer. Im Fall einer Bepflanzung ist nicht nur die Tiefe relevant, wesentlich ist auch, ob das Gewässer permanent oder nur vorübergehend von März bis August Wasser führen und sonst trocken liegen soll. Solche temporären Tümpel sind für z.B. Unken und Laubfrösche ideal, sie sind natürlicherweise nur von Algen oder von Landpflanzen besiedelt, die eine zeitweilige Überschwemmung tolerieren, was einen Verzicht auf Schwimm- und namentlich die von Grünfröschen intensiv genutzten Schwimmblattpflanzen bedeutet [3]. Soweit eine Bepflanzung angestrebt wird, eignen sich dafür Riedpflanzen wie z. B. Blutweiderich, Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Hohes Veilchen (Viola elatior), Kantiger Lauch (Allium angulosum), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Riesen-Ampfer (Rumex hydrolapathum), Spierstaude (Filipendula ulmaria) und Strand-Pfeifengras (Molinia arundinacea) [6]. |
Literatur und Internetquellen:
- BROCKMANN, I. & SALZERT, W. (2007)
- DOLLINGER, P. (Hrsg., 2008a)
- ENGELHARDT, W. (1980)
- GARTENTEICH-RATGEBER
- HERKNER, H. (1978)
- KANTON SOLOTHURN - RIEDFÖRDERUNG GRENCHNER WITI
- SALZERT, W. (2010)
- WALDZEIT
sowie Internetauftritte erwähnter Zoos