Buschschliefer

Buschschliefer (Heterohyrax brucei)im Tiergarten Bernburg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA
Ordnung: Schliefer (HYRACOIDEA)
Familie: Schliefer (Procaviidae)

D LC 650

EEPBuschschliefer

Heterohyrax brucei • The Bush Hyrax • Le daman gris ou daman des steppes

116 001 002 001 heterohyrax brucei BBG PD(2)Buschschliefer im Tiergarten Bernburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

116 001 002 001 heterohyrax brucei mapApproximative Verbreitung des Buschschliefers (Heterohyrax brucei)

116 001 002 001 heterohyrax brucei braunschweig PD1Buschschliefer im Arche Noah Zoo Braunschweig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

116 001 002 001 heterohyrax brucei braunschweig PD2Buschschliefer im Arche Noah Zoo Braunschweig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

116 001 002 001 heterohyrax brucei TPB RudloffBuschschliefer (Heterohyrax brucei)im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

116 001 002 001 heterohyrax brucei cottbus PD1Buschschliefer (Heterohyrax brucei) im Tierpark Cotttbus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

116 001 002 001 heterohyrax brucei opel opelBuschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Nachwuchs im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

116 001 002 001 heterohyrax brucei opel opel2Buschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Nachwuchs im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

116 001 002 001 heterohyrax brucei seronera PD1Buschschliefer (Heterohyrax brucei) bei Seronera im Serengeti-Nationalpark, Tansania © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

116 001 002 001 heterohyrax brucei skull grayaus GRAY, J. E. (1873): Hand-list of the edentate, thick-skinned and ruminant mammals in the British museum, pl. 13. Gemeinfrei.

 

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Buschschliefer sind wegen ihrer anatomischen Besonderheiten und ihrer Eigenschaft als kleine Verwandte der Elefanten von Interesse für die Zoopädagogik. Als tagaktive und soziale Art ziehen sie die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich und sind daher gute Botschafter für den Schutz der Biodiversität der afrikanischen Savannen.

Körperbau und Körperfunktionen

Buschschliefer haben eine Kopf-Rumpflänge von 32-56 cm und wiegen 1.3-3.6 kg. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, wobei die Weibchen bisweilen etwas größer sind als die Männchen.

Die Ohren sind abgerundet, der Schwanz ist rudimentär, die von hellen bis schwarzen, vom übrigen Fell deutlich verschiedenen Haaren umgebene Rückendrüse ist nur klein. Der Penis der Männchen ist bis über 6 cm lang und hat einen Anhang. Das Fell ist rauchgrau bis hellbraun gefärbt, unterseits heller bis weiß, bei den auf Bäumen lebenden Formen ist es dunkler. Auffällig sind die hellen Überaugenflecken [2; 3; 7].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Botswana, Burundi, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Kongo Dem., Malawi, Mosambik, Somalia, Südafrika (Limpopo-Provinz, Mpumalanga), Sambia, Simbabwe, Südsudan, Sudan, Tansania, Uganda. Angaben zu Vorkommen in Ägypten und Algerien beruhen auf Verwechslungen mit Klippschliefern [1].

Lebensraum und Lebensweise

Buschschliefer sind Savannenbewohner. Sie leben teils überwiegend in Felsen, teils überwiegend auf Bäumen und besiedeln Regionen bis auf eine Höhe von 3'800 m. Kopjes werden oft gemeinsam mit Klippschliefern bewohnt. Dabei kommt es wegen der unterschiedlichen Ausbildung der Geschlechtsorgane nicht zu Hybridisierungen.

Die Tiere sind tagaktiv. Nachts schlafen sie in Fels- oder Baumhöhlen. Sie leben in Gruppen von einem Männchen und mehreren Weibchen. Sie ernähren sich von Blättern, Zweigen, Früchten und Baumrinde.

Nach einer Trächtigkeit von etwa 250 Tagen werden bis 3 voll behaarte und sehtüchtige Junge mit einem Geburtsgewicht von 220-230 g geboren, die sich ab dem ersten Lebenstag geschickt in der Gruppe bewegen. In Gebieten mit zwei Regenzeiten kann ein Weibchen zweimal im Jahr werfen. Buschschliefer teilen ihren Lebensraum mit Klippschliefern, mit denen sie in der Regel harmonisch zusammenleben. Es werden die Warnrufe der jeweils anderen Art beachtet und bisweilen werden sogar gemeinsame Kindergärten geführt [1; 2; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Buschschliefer hat eine weite Verbreitung, mutmaßlich eine große Gesamtpopulation und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird zur Gewinnung von Fleisch und Fellen bejagt. Aus den Fellen werden in Südafrika Bettüberwürfe gefertigt [1].

Haltung

Buschschliefer sind extrem gute Kletterer und vermögen eventuell auch glatte Flächen zu überwinden. Als Höchstalter werden 11 Jahre und 9 Monate angegeben, die von einem im Prager Zoo geborenen und gestorbenen Tier erreicht wurden [6]. Buschschliefer können gemeinsam mit diversen Vögeln und Kleinäugern, z.B. Kap-Borstenhörnchen oder Zwergmangusten, gehalten werden [9].

Haltung in europäischen Zoos: Es gibt rund 20 europäische Haltungen. Etwa zwei Drittel davon befinden sich in Deutschland. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2008 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo Pilsen geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten’96 sah eine Grundfläche von 8 m² für eine Gruppe von fünf Busch- oder Klippschliefern vor. Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird als Mindestfläche für 5 Buschschliefer 10 m² vorgegeben, je weiteres Tier  zusätzlich 2 m², und als Gehegehöhe 2,5 m.

Dafür gibt es keine wissenschaftliche Begründung.  Tierhaltererfahrung zeigt, dass Buschschliefer sich sogar in Gehegen, die kleiner sind als die Vorgaben des alten Gutachtens, nachhaltig halten und züchten lassen und keine Verhaltensabweichungen zeigen. Daher sind nach Ansicht der Tierschutzsachverständigen der Zoos folgende Gehegedimensionen nach wie vor als Mindestanforderung zu akzeptieren: Einer Gruppe von bis zu 5 Buschschliefern muss ganzjährig eine Fläche von 8 m² zur Verfügung stehen, für jedes zusätzliche erwachsene Tier ist die Fläche um 1,5 m² zu erhöhen. Die Gehegehöhe darf 2 m nicht unterschreiten. Ferner müssen Klettermöglichkeiten nicht, wie das Gutachten vorgibt, aus Fels, Verstecke nicht aus Felsnischen bestehen. Klettermöglichkeiten aus anderen Materialien und einfache Rückzugskisten erfüllen gleichermaßen den Zweck.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-5 Tier ein Außen- und Innengehege von je 16 m² / 40 m vor. Für jedes weitere Tier kommen jeweils 3 m² zur Basisflächen dazu.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für 5 Tiere ein Außengehege von 20 m² und ein Innengehege von 5 m². Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 2 bzw. 0.5 m² zu erhöhen. Ein ganzjähriger Zugang zum Außengehege mit zwei Durchgängen ist zu gewährleisten.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1868 von John Edward GRAY vom British Museum in London als "Hyrax brucei" beschrieben. Im selben Jahr beschrieb GRAY die heute nicht mehr anerkannt ART Dendrohyrax blainvillii. Bis 1972 wurde die vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER (1792) ausgegebene Artbezeichnung "syriacus" für den Buschschliefer verwendet, dann wurde "syriacus" als Unterart dem Klippschliefer zugeordnet und der Buschschliefer heißt seitdem durch eine Kombination der beiden von GRAY ausgegebenen Namen Heterohyrax brucei (GRAY, 1868) [7; 8].

Die Taxonomie des Buschschliefers ist noch nicht restlos geklärt. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass die Gattung aus nur einer Art mit 24-25 Unterarten besteht. Vier dieser Unterarten, H. s. lademanni, H. s. mossambicus, H. s. princeps und H. s. thomasi sind ausgesprochene Baumtiere [4].

116 001 002 001 heterohyrax brucei TPB Rudloff(2)Buschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

Literatur und Internetquellen

  1. BUTYNSKI, T. et al. (2015). Heterohyrax brucei. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9997A21283287. http://www.iucnredlist.org/details/9997/0. Downloaded on 23 May 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. HAHN, H. (1959)
  5. MILLS, G & HES, L. (1999)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. SVÁBIK, K. (rev. 2020)