Siebenschläfer (Glis glis) im Tierpark Goldau
© NTP Goldau (Pressefoto)
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Bilche (Gliridae)
Unterfamilie: Leithiinae
Siebenschläfer
Glis glis • The Fat Dormouse • Le loir gris
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als einheimische Tierart mit kulturhistorischer Bedeutung sowie als Winterschläfer ist der nicht gefährdete Siebenschäfer von zoopädagogischem Interesse. Allerdings kann er nur in einem Nachttierhaus vernünftig präsentiert werden, was die Zahl der potenziellen Haltung stark einschränkt. Körperbau und KörperfunktionenSiebenschläfer ähneln einem jungen Eichhörnchen. Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 130-190 (120-215) mm, eine Schwanzlänge von 110-150 (105-191) mm und ein Gewicht von 70-150, kurz vor dem Winterschlaf bis 260 g. Mit 16-24 mm sind die Ohren etwa gleich lang wie beim kleineren Gartenschläfer. Das Fell ist dicht und weich. Oberseits ist es einheitlich silbergrau bis braungrau, der Bauch ist, scharf abgegrenzt, hell silbergrau bis weiß. Auffallend sind die großen schwarzen Augen. Die Vorderpfoten haben vier Finger (der Daumen fehlt), die Hinterfüsse 5 Zehen. Der Schwanz ist auf der ganzen Länge buschig [2; 3; 4; 5]. VerbreitungEuropa und Westasien: Von Nordspanien bis zur Wolga, dem Kaukasus und Nordiran: Albanien, Aserbeidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Iran, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Moldawien, Montenegro, Nord-Mazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Auch auf einigen Mittelmeerinseln (Kreta, Sizilien, Sardinien, Korsika, fehlt auf Zypern und den Balearen). Eingeführt 1902 in Großbritannien [1; 5; 6]. Lebensraum und LebensweiseDer Siebenschläfer bevorzugt Laub- und Mischwälder mit vielen Baumhöhlen als Lebensraum, aber auch Parklandschaften, felsiges Gelände, Obstgärten und Weinberge gehören zu seinen Biotopen. Er tritt von Küstenregionen bis zu Höhenlagen in Mitteleuropa von 1'500, in den Pyrenäen von 2’000 m auf [1; 2; 5; 6]. Siebenschläfer sind Allesfresser, die sich überwiegend von pflanzlicher Kost ernähren. Je nach Saison fressen sie Blätter, Knospen, Samen, Beeren, Obst, Nüsse und Baumrinde. Danebeben nehme sie Insekten und andere Wirbellose sowie gelegentlich Vogeleier und junge Vögel zu sich [1; 4; 8]. Bucheckern sind die Hauptnahrung der Siebenschläfer. In Jahren mit geringer Buchenmast verzichten sie auf die Fortpflanzung und verlängern ihren Winterschlaf. Im Extremfall wurden 346 Tage nachgewiesen, ein Rekord bei freilebenden Warmblütern. Die Unterschiede im Schlafverhalten zwischen den Individuen deuten an, dass dieses nicht nur von Umweltfaktoren wie Klima und Nahrungsverfügbarkeit beeinflusst wird, sondern dass verlängerte Schlafphasen auch eine Strategie sein könnten, um das Risiko zu minimieren, erbeutet zu werden. Eine verlängerte Schlafphase ist anscheinend nur schwereren Tieren möglich, die noch Reserven aus der letzten Schlafphase haben. Die anderen versuchen bis in den Herbst ihre Reserven aufzufüllen, um dann den Winterschlaf zu beginnen [6]. Der Winterschlaf des Siebenschläfers dauert nicht sieben Monate, wie der Name sagt, sondern schwankt zwischen fünf und zehn, meistens acht Monaten. Tiere, die aus irgendeinem Grund nicht mindestens drei Monate geschlafen haben, bleiben in der folgenden Saison unfruchtbar. Der Siebenschläfer überwintert in selbstgegrabenen Erdhöhlen, Baumhöhlen, Felslöchern oder in Gebäuden. Zum Schlafen kugelt er sich zusammen und die Körperfunktionen werden gedrosselt: Das Herz schlägt nur noch 35 Mal pro Minute anstatt 450 Mal, die Atmung ist verlangsamt und die Körpertemperatur liegt nur knapp über Umgebungstemperatur. Allerdings, wenn sie sich 0ºC nähert, wacht der Siebenschläfer auf und wird aktiv, um sich wieder aufzuheizen. Er kann auch aufwachen, um Harn oder Kot abzusetzen. Längere Wachzeiten sind aber kaum möglich, da er im Gegensatz zum Eichhörnchen keine Vorräte hortet. Siebenschläfer scheinen in lockeren Gruppen ohne feste Rangordnung zusammenzuleben. Nach dem Winterschlaf sind die Streifgebiete der erwachsenen Tiere am größten, sie können bis zu 16 ha betragen. Im Verlauf des Jahres pendelt sich der Wert auf 1-3 ha ein [2; 3]. Die Paarungszeit beginnt erst Ende Mai. Nach einer Tragzeit von 30-32 Tagen werden von Juni bis August in einem weich gepolsterten Kugelnest 3-7(1-11) nackte, blinde und taube Junge geboren. Die Jungen öffnen am 21.-23. Lebenstag ihre Augen und beginnen dann auch gleich, feste Kost zu sich zu nehmen. Sie werden 25-35 Tage gesäugt. Eventuell kann es im Herbst zu einer zweiten Geburt kommen. Nach der ersten Überwinterung können die Tiere geschlechtsreif sein, pflanzen sich aber oft erst mit 2 Jahren fort [4; 5; 10]. Gefährdung und SchutzDie Bestände des Siebenschläfers gehen zwar in den nördlichsten Gebieten seines Vorkommens zurück, ansonsten ist er eine häufige und weitverbreitete Art, die im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2016 als nicht gefährdet eingestuft wurde (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Art ist nach Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume geschützt, d.h. jegliche Nutzung ist so zu regeln, dass die Populationen in ihrem Bestand nicht gefährdet werden. Bedeutung für den MenschenAls Kulturfolger ziehen Siebenschläfer gelegentlich in zeitweilig unbewohnte Gebäude oder in Dachstöcke ein, wo sie sich durch nächtlichen Radau und das Plündern von Lebensmittelvorräten unbeliebt macht. In antiken Rom galten Siebenschläfer als Delikatesse, sie wurden in speziellen Gehegen, den Glirarien gehalten und zum Mästen in etwa 50 cm hohe, mit Luftschlitzen und einem Ablauf versehene Tonfässern, sogenannte Dolien eingesperrt [2]. Zur Gewinnung von Fleisch, Fett und Pelzen wurde die Art früher in Teilen ihres Verbreitungsgebiets, einschließlich Italien, Slowenien und Kroatien, gejagt. Heute ist sie gebietsweise noch Objekt der Sportjagd [1]. Bei der Beratung des vierten Eidgenössischen Jagdgesetzes im Jahr 1925 wurde der Vorschlag gemacht, den Siebenschläfer als jagdbar zu erklären da die Jagd - etwa in Frankreich - vorkomme. Doch ein Herr ZURBURG bekannte in der Nationalratsdebatte, er habe nicht die Ehre dieses Tier näher zu kennen, sondern wisse nur, dass die alten Römer den Siebenschläfer gemästet und gerne gegessen hätten. Er lehne deshalb den Antrag ab. Da sich offenbar auch andere Ratsherren kein Bild von diesem Tier machen konnte, entging der Siebenschläfer dem Schicksal, in der Schweiz jagdbares Wild zu werden [8]. HaltungWEIGL gibt als Höchstalter 8 Jahre und 8 Monate für zwei zum Zeitpunkt der Publikation im Berliner Zoo noch lebende Weibchen an [9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für zwei Siebenschläfer ein Gehege mit einer Fläche von 2 m² bei einer Höhe von 1.50 m vorhanden sein und für jedes weitere Tier 0.5 m² Fläche zusätzlich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) enthält keine Mindestanforderungen für die Haltung von Schläfern. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von Schäfern ein mit Unterschlupfkästen, Versteckmöglichkeiten und Äste ausgestattetes Gehege mit einer Grundfläche von 1 m² vorgeschrieben. Die Haltung hat paarweise oder in Gruppen zu erfolgen. Taxonomie und NomenklaturDer Siebenschläfer wurde 1766 durch Carl von LINNÉ als "Sciurus glis" erstmals unter einem binomischen Namen wissenschaftlich beschrieben. Der Gattungsname Glis war bereits 1762 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON auf den Siebenschläfer angewendet worden. Der Siebenschläfer bildet eine monotypische Gattung. Es wurden etwa 25 Unterarten beschrieben, davon dürften aber die wenigsten gültig sein [10]. |
Literatur und Internetquellen
- AMORI, G. et al. (2016). Glis glis (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T39316A115172834. http://www.iucnredlist.org/details/39316/0. Downloaded on 20 May 2018.
- BARKHAUSEN, A. (2007)
- BARKHAUSEN, A. (2010)
- BAUMANN, F. (1949)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
- HOELZL, F., BIEBER, C., CORNILS, J.S., HERRITSMANN, H., STALDER, G. L., WALZER, C. & RUF, T. (2015)
- SCHMIDT, P. (1976)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)