Riesenhamsterratte (Cricetomys gambianus) im Tiergarten Schönbrunn
© Daniel Zupanc, Wien
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Familie: "Afrika-Mäuse" (Nesomyidae)
Unterfamlie: Hamsterratten (Cricetomyinae)
Gambia-Riesenhamsterratte
Cricetomys gambianus (Komplex) • The Gambian Giant Pouched Rat • Le rat géant des savanes
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Riesenhamsterratten haben in den letzten Jahren an Interesse und Publizität gewonnen, weil sie zum Aufspüren von Landminen eingesetzt werden können. In Zoos sind sie allerdings nach wie vor nicht häufig zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopfrumpflänge von bis zu 45 cm sowie einem ebenso langen, starken Schwanz zählen Riesenhamsterratten zu den größten mäuseartigen Nagetieren. Männchen können ein Gewicht von 1.3 kg erreichen, Weibchen von 1.2 kg. Ihren Namen verdanken sie ihren befüllbaren Backentaschen, die ihnen im vollen Zustand ein hamsterähnliches Aussehen verleihen. Das Fell ist oberseits ockergrau, unterseits heller. Die Hände sind weiß, der Schwanz ist nackt mit einer weißen Spitze. Um die kleinen Augen liegt ein schwarzer Augenfleck [2; 4]. VerbreitungWald- und Savannengebiete im zentralen Afrika: Angola, Benin, Botsuana, Burkina Faso, Burundi, Elfenbeinküste, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Simbabwe, Südafrika, Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1]. Lebensraum und LebensweiseDie nachtaktiven Einzelgänger sind in erster Linie bodenbewohnend, sie können aber auch gut klettern und nutzen mitunter auch Termitenhügel. Gehör und Geruchssinn spielen bei der Kommunikation und Orientierung eine wichtige Rolle. Mehrmals pro Jahr gibt es Nachwuchs - ihre Nester legen sie bevorzugt in ausgedehnten Tunnelsystemen oder Baumhöhlen an, die mehrere Kammern, zum Teil als Latrinen genutzte Kammern enthalten. Die Höhlen werden gegen Eindringlinge intensiv verteidigt. Nach einer Tragzeit von 27-42 Tagen werden 2-4 wenig entwickelte Junge geboren, die im Alter von 1.5 Monaten erstmals, und mit 3 Monaten endgültig das Nest verlassen [2; 4; TG Schönbrunn]. Gefährdung und Schutz, Ansiedlung und AusrottungObwohl Riesenhamsterratten in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet zu Nahrungszwecken gefangen werden, gelten sie nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2018 als nicht-gefährdet, da sie immer noch sehr weitverbreitet und häufig sind (Rote Liste: LEAST CONCERN). Das aktuelle Datenblatt der Roten Liste bezieht sich nur auf C. gambianus im engeren Sinn, C. ansorgei und C. emini werden separat behandelt, beide sind ebenfalls nicht gefährdet [1]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. 1999 entwichen bei einem Privathalter auf Grassy Key, einer der Florida Keys, acht Riesenhamsterratten oder wurden möglicherweise von ihm freigesetzt. Die Tiere bildeten eine Population, die sich über die ganze Insel 400 ha große Insel ausbreitete. 2007-2009 wurde eine Ausrottungsaktion durchgeführt, indem die Insel mit einem Netzt von 1000 Giftköder-Stationen überzogen wurde. Die Aktion schien erfolgreich, aber einige Tiere überlebten und vermehrten sich, was weitere Bekämpfungsmaßnahmen nach sich zog. Mittlerweile soll die Art auch auf Key Largo vorkommen [6; 7]. Bedeutung für den MenschenIn manchen Gebieten gilt die Art als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen. Die Tiere werden in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet gefangen und gegessen. Sie werden auch als Versuchstiere in der biomedizinischen Forschung und Diagnostik eingesetzt und zum Aufspüren von Landminen ausgebildet [1]. Aus Mosambik wird berichtet, dass trainierte Tiere auf rund einem Quadratkilometer bei einer geringen Rate von Falschalarmen 41 Landminen und 54 andere Sprengkörper entdeckten [8]. Im amerikanischen Mittelwesten wurde 2003 eine kleine Affenpocken-Epidemie mit 72 erkrankten Personen durch aus Ghana importierte Riesenhamsterratten verursacht [6]. HaltungWEIGL gibt als Altersrekord für mehrere Tiere 8 Jahre und 4 Monate an [3]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa einem Dutzend Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 1-2 Tiere einen Behälter mit einer Grundfläche von 2 m² und einer Höhe von 0,7 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier soll die Fläche um 0.4 m² vergrößert werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) macht zu Riesenhamsterratten keine Angaben über Gehegedimensionen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung einer Gruppe Riesenhamsterratten ein Gehege von 4 m² erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDie Gambia-Hamsterratte war 1840 von dem englischen Zoologen George Robert WATERHOUSE unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben worden. Später wurde sie in sechs verschiedene Arten aufgeteilt, die 1941 alle zu Unterarten degardiert wurden. Eine weitere Revision der Gattung führte zu zwei Arten, der überwiegend in Savannen lebenden C. gambianus sowie C. emini aus den Tiefland-Regenwäldern. Gegenwärtig ist man wieder bei vier morphologisch unterscheidbaren "Arten" angelangt, nebst den beiden bereits erwähnten C. kivuensis aus dem Rift Valley und C. ansorgei aus dem südlichen Afrika. Molekulargenetiker halten allerdings C. emini für einen Komplex, der aus 3-4 verschiedenen Arten besteht. Fortsetzung folgt ... [4; 5]. |
Literatur und Internetquellen
- KENNERLEY, R. (2019). Cricetomys gambianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T112169507A50534302. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T112169507A50534302.en. Accessed on 12 January 2023.
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WITMER, G. W. & HALL, P. (2011)
- ENGEMAN, R. M., WOOLARD, J. W., PERRY, N. D. et al. (2006)
- POLING, A., BEYENE, N., BACH, H. & SULLYS, A. (2011)