Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus in der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Mäuse (Muridae)
Unterfamilie: Rennmäuse (Gerbillinae)
Mongolische Rennmaus
Meriones unguiculatus • The Mongolian Gerbil • La gerbille de Mongolie
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Die als nicht-gefährdet eingestufte Mongolische Rennmaus ist ein in großer Zahl gezüchtetes Labortier und beliebtes Heimtier, von dem es etliche Farbmutationen gibt. In Zoos sind namentlich wildfarbene Tiere gut vertreten, namentlich kleinere Parks halten aber auch Farbmutationen. Körperbau und KörperfunktionenDie Mongolische Rennmaus erreicht eine Körperlänge von 100-125 (90-140) mm und eine Schwanzlänge von 96-110 (90-120) mm. Erwachsene Männchen haben ein Gewicht von 80-110 g, die Weibchen sind mit 70-100 g etwas leichter. In Menschenobhut erreichen sie ein Alter von 2-3 Jahren [4]. VerbreitungZentralasien: Mongolei und angrenzende Gebiete Chinas und Russlands [1]. Lebensraum und LebensweiseMongolische Rennmäuse leben in Wüsten, Halbwüsten und Steppen mit sandigen oder tonigen Böden. Sie besiedeln auch Weiden, Ackerland, Bahnborde und Dämme. Im Gebirge fehlen sie. Das Klima ihres Areals ist gekennzeichnet eine enorme Spanne zwischen Mindest- und Höchsttemperaturen (-35ºC bis +40ºC) und extrem geringe Niederschläge von im Jahresmittel etwa 350 mm [1; 6]. Rennmäuse sind tag- und nachtaktiv, wobei sie etwa im Zweistundenrhythmus Schlafphasen einlegen. Sie machen keinen Winterschlaf. Die Nahrung besteht aus Sämereien, Grünzeug und Früchten. Samen und andere Pflanzenteile werden als Wintervorrat in die Baue eingetragen. Die Tiere graben einfache, flache Sommerbaue und komplexere Winterbaue mit einer Nestkammer, die im frostfreien Bereich des Bodens liegt sowie einer oder mehrerer Vorratskammern. Sie sind sozial, eine Kolonie setzt sich meistens aus einem Elternpaar und dessen Nachkommen zusammen. Die Gruppenmitglieder erkennen sich am Geruch. Auch das Gruppenterritorium wird geruchlich - mit Kot, Urin und Drüsensekreten - markiert. Fremde Tiere, die in das Territorium eindringen, werden mit großer Aggressivität vertrieben [1; 4; 6]. Die Fortpflanzung fällt auf den Zeitraum März-August. Nach einer Tragzeit von 19-30 Tagen gebären die Weibchen4-7(-12) Junge. Diese werden mit 20-30 Tagen entwöhnt. Männchen sind mit 10, Weibchen mit 9 Wochen fortpflanzungsfähig. Die Weibchen sind nach einer Geburt sofort wieder empfängnisbereit [4; 6]. Gefährdung und SchutzDie Art ist weitverbreitet und häufig und wurde somit im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenIn den USA werden jährlich etwa 100'000 Mongolische Rennmäuse für die Forschung verwendet, in Deutschland dürften es über 12'000, in der Schweiz über 3'000 sein [3]. HaltungWEIGL gibt als Altersrekord für ein im Moskauer Zoo geborenes Weibchen 6 Jahre und 3 Monate an [5]. Im Labor werden Rennmäuse in der Regel in Makrolonkäfigen aus Polycarbonat mit einer Gitterabdeckung aus rostfreiem Stahl gehalten. Dabei kommt es regelmäßig zu Grabstereotypien. Diese Stereotypien können dadurch signifikant verringert oder völlig zum Verschwinden gebracht werden, dass den Tieren eine undurchsichtigen Nestbox zur Verfügung gestellt wird, die durch eine ebenfalls undurchsichtige, abgewinkelte Röhre erreichbar ist [2]. 1935 wurden im Einzugsgebiet des Amur 20 Paare gefangen und nach Japan gebracht, um dort eine Zuchtkolonie aufzubauen. Aus dieser wurde 1949 in Tokyo eine weitere Kolonie gegründet, aus der 1954 elf Paare nach den Vereinigten Staaten ausgeführt wurden. Von den elf Paaren gelang mit fünf Weibchen und vier Männchen die Zucht. 1964 kamen zwölf Paare aus den USA nach England, wo an der Universität von Birmingham eine Kolonie aufgebaut wurde. Von dort wurden Tiere an Laboratorien innerhalb Großbritanniens und an andere europäische Staaten geliefert. Erst 1995 wurden wieder einige Tiere in der zentralen Mongolei gefangen und brachten neues Blut in die Zucht [3; 4]. Haltung in europäischen Zoos: Wildfarbene Tiere oder Farbmutationen werden in rund 100 Zoos gehalten, von denen sich gut ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll Mongolischen Rennmäusen ein Gehege von mindestens 0.5 m³ Grundfläche zur Verfügung gestellt werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) enthält lediglich Angaben für die Haltung unter Laborbedingungen, die im Zoo höchstens für Futtertiere praktikabel sind (Mindestfläche 1'500 cm², Höhe 20 cm für 5-6 Tiere). Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gilt für kleinere Arten der Mäuseverwandtschaft pauschal eine Mindestfläche von 1 m² pro Haltungseinheit. Taxonomie und NomenklaturDie Mongolische Wüstenrennmaus wurde 1866 von dem französischen Pater Abbé Armand DAVID entdeckt und ein Jahr später vom Direktor des Pariser Naturkundemuseums, MILNE-EDWARDS, unter der Bezeichnung "Gerbillus unguiculatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Meriones war bereits 1811 von dem aus Braunschweig stammenden Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER für die ursprünglich "Mus tamariscinus" genannte Tamarisken-Rennratte eingeführt worden [6]. |
Literatur und Internetquellen
- BATSAIKHAN, N. & TSYTSULINA, K. (2016). Meriones unguiculatus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T13171A115110851. http://www.iucnredlist.org/details/13171/0. Downloaded on 21 May 2018.
- SCHMOOCK, M. (2004)
- SCHULZE-SIEVERT, U. E. (2002)
- STEINKAMP, A. (2008)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)