Bergviscacha (Lagidium viscacia (peruanum)) im Heimattiergarten "Bierer Berg", Schönebeck
© Elias Neideck, Hannover
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Chinchillas (Chinchillidae)
Unterfamilie: Chinchillas und Hasenmäuse (Chinchillinae)
Hasenmaus, Eigentliche Bergviscacha
Lagidium viscacia (incl. peruanum) • The Common Mountain Viscacha • Le viscache de montagne
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Hasenmaus oder Eigentliche Bergviscacha, von manchen Autoren in eine südliche und eine nördliche Art unterteilt, hat eine weite Verbreitung in den Anden Südamerikas. Sie ist deutlichkleiner als die Flachland-Viscacha, die einer anderen Gattung angehört. Sie wird zwar bejagt, ist aber nicht gefährdet. In europäischen Zoos war sie stets selten und ist aktuell (gem. Zootierliste 2021) nur in einer einzigen Einrichtung vertreten. Körperbau und KörperfunktionenBergviscachas sehen aus wie große Chinchillas mit stets aufrecht getragenen Hasenohren. Sie haben wenig Ähnlichkeit mit den deutlich größeren Tiefland-Viscachas. Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von (29-)34-46 cm, eine Schwanzlänge von 25-38 (21-40) cm, eine Ohrlänge von 6-8 cm und ein Gewicht von 1.5-2.1 (0.75-3) kg. Sie haben schwarze Sohlenballen und vorne und hinten je 4 Zehen. Das Fell ist dick und weich mit wenig Grannenhaaren. Ihre Farbe variiert regional von braun bis grau, unterseits weißlich, gelblich oder hellgrau. Eventuell ist ein schwarzer Rückenstreifen vorhanden. Die Spitze des auf der Oberseite mit gröberen Haaren besetzten, buschigen Schwanzes kann schwarz oder rotbraun gefärbt sein [1; 2; 4; 5; 7; 11]. VerbreitungSüdamerikanische Anden und Patagonien: Argentinien, Bolivien, Chile, Peru [4; 6]. Lebensraum und LebensweiseHasenmäuse besiedeln felsige Gebirgsgegenden, namentlich in der Puna, und Felsinseln im Patagonischen Grasland. Die Höhenverbreitung reicht von 700-5'100 m. Die Tiere sind hauptsächlich tagaktiv. Nachts schlafen sie in natürlichen Höhlen und Felsspalten, nur ausnahmsweise in selbst gegrabenen Bauen. Sie leben in kleinen Familiengruppen, die einen gemeinsamen Unterschlupf bewohnen, sich aber zu kopfstarken Kolonien zusammenschließen können. Männchen und Weibchen einer Kolonie kommunizieren durch Pfeifen. Sie ernähren sich von Gräsern (z.B. Stipa, Festuca, Poa), Kräutern, Moosen und Flechten, legen keine Vorräte an und setzen ihren Kot in gemeinschaftlichen Latrinen ab. Sie halten keinen Winterschlaf [1; 2; 3; 5; 11]. Je nach Quelle ist die Fortpflanzung asaisonal oder konzentriert sich auf den Südlichen Sommer. Die Weibchen sind polyöstrisch mit einer Zykluslänge von ca. 57 Tagen. Nach einer Tragzeit von etwa 140 Tagen wird zwei-, eventuell dreimal pro Jahr ein einzelnes, fertig entwickeltes Junges mit einem Geburtsgewicht von ca. 225 g geboren. Dieses wird 6-8 Wochen lang gesäugt und wird mit etwa fünfeinhalb Monaten geschlechtsreif [6; 11]. Gefährdung und SchutzDas Verbreitungsgebiet und mutmaßlich der Bestand der Bergviscacha sind groß. Die Art wird zwar bejagt, aber der Jagddruck ist eher gering. Zudem kommt sie in etlichen Schutzgebieten vor, und es wird angenommen, dass der Gesamtbestand stabil sei. Seit 2008, letztmals überprüft 2016, wird sie daher als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) angesehen [3]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenBergviscachas werden zur Fleisch- und Pelzgewinnung bejagt, die Nachfrage nach Pelzen ist allerdings gering [1; 3]. HaltungWEIGL gibt als Altersrekord 19 Jahre und 6 Monate an, erreicht von einem weiblichen, im National Zoo Washington DC geborenen und gehaltenen Tier [9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) nur als Einzeltier im Heimattiergarten "Bierer Berg" in Schönebeck gezeigt. Auch früher waren Hasenmäuse nur selten in Zoos zu sehen. Die Britische und vermutlich europäische Erstzucht gelang 1857 im Londoner Zoo, die deutsche Erstzucht 1975 in Frankfurt. Für Details siehe Zootierliste. Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) enthalten explizit nur Anforderungen für Tiefland-Viscachas (Lagostomus). Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.20242) schreibt für bis zu 5 "Viscachas" ein Innengehege von 20 m² mit Grabgelegenheit, Schlafboxen, Sichtblenden, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten sowie regelmässiger Zugabe frischer Äste vor, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Auch das gilt mit Sicherheit nur für Tieflandviscachas, zumal Bergviscachas keine Grabgelegenheit benötigen. Taxonomie und NomenklaturDie Südliche Hasenmaus wurde 1782 vom italienischen Jesuitenpater und Naturforscher Giovanni Ignazio MOLINA als "Lepus viscacia" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattung Lagidium wurde 1833 von dem in Berlin tätigen Arzt und Botaniker Franz Julius Ferdinand MEYEN, der von 1830-32 als Schiffsarzt an einer Weltumseglung teilgenommen und viele Tiere und Pflanzen gesammelt hatte, im Rahmen der Erstbeschreibung der Nördlichen Hasenmaus, Lagidium peruanum aufgestellt. 2005 führten WILSON & REEDER für L. peruanum 7 und für L. viscacia 13 Unterarten auf. Im Rahmen einer Revision der Chinchilla-Verwandtschaft im Jahr 2012 wurden die beiden Arten zu einer einzigen zusammengefasst, was sowohl vom HANDBOOK als auch der Roten Liste der IUCN übernommen wurde. Diese ist polytypisch, der Status der beschriebenen Unterarten wird jedoch noch als unklar angesehen. Neben dem viscacia/peruanum-Komplex werden noch zwei weitere Arten anerkannt: die 1907 beschriebene Wolffsohn-Hasenmaus (L. wolffsohni) aus Patagonien und die erst 2009 beschriebene Ecuador-Hasenmaus (L. ahuacaense) [3; 8; 10; 11]. Auf Deutsch wird "Viscacha" oft als Neutrum gebraucht. Im Spanischen ist das grammatikalische Geschlecht weiblich. |
Literatur und Internetquelle
- ANIMAL DIVERSITY WEB - Lagidium peruanum
- ANIMAL DIVERSITY WEB - Lagidium viscacia
- BERNAL, N. (2016). Lagidium viscacia. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T11148A22190789. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T11148A22190789.en . Downloaded on 07 November 2021.
- EISENBERG, J. F. & REDFORD, K. H. (1999)
- PARERA, A. (2002)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- REDFORD, K.H. & EISENBERG, J.F. (1992)
- SPOTORNO, A. E. & PATTON, J. L. (2015)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)