Hutiaconga (Capromys piloridesin der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Stachelratten (Echimyidae)
Unterfamilie: Baumratten (Capromyinae)
Hutiaconga oder Kuba-Baumratte
Capromys pilorides • The Desmarest's Hutia, or Cuban Hutia • Le rat poilé
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Kuba-Baumratte, Greifschwanz-Ferkelratte oder Hutiaconga ist der bekannteste und häufigste Vertreter der Unterfamilie der Baumratten. Die selbst im Freiland nicht gefährdete Art ist tagaktiv und sozial. Sie wird deshalb in einigen Zoos gezeigt und kann, als einziges in europäischen Zoos gehaltenes karibisches Landsäugetier, als Botschafter für den Schutz der karibischen Tierwelt eingesetzt werden. Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten kann das zoopädagogische Interesse weiter erhöhen. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge bis 63 cm, einer Schwanzlänge bis 31 cm und einem Gewicht von etwa 7 kg ist die Hutiaconga der größte Vertreter ihrer Familie. Die Tiere werden auch "Greifschwanzferkelratten" genannt. Nur, was sie mit Ferkeln gemein haben sollen, erschließt sich einem nicht, und mit dem Schwanz können sie sich abstützen, aber nicht greifen. Sie haben kurze Beine und breite Füße mit je 5 mit großen Krallen versehenen Strahlen. Ausgenommen der Daumen, der reduziert ist und nur einen kleinen Nagel hat. Hinten ist die Großzehe deutlich von den anderen Zehen abgesetzt. Der Schwanz ist mit kurzen Haaren bedeckt. Ansonsten ist das Fell lang und weich, seine Farbe variiert enorm von beinahe weiß bis schwarzgrau [6]. VerbreitungKaribik: Kuba und vorgelagerte Inseln (Isla de la Juventud, Archipiélago de las Doce Lagunas) [3]. Lebensraum und LebensweiseHutiacongas kommen in den unterschiedlichsten Waldtypen vor, z.B. in Nebelwäldern im Gebirge, teilweise laubabwerfenden Wäldern, Sumpf- und Mangrovenwäldern, aber auch in trockenen Halbwüsten entlang der Küste. Gerne besiedelt werden Gebiete mit Felshöhlen und Bäumen mit großen Wurzelgeflechten, wo sich die Tiere verbergen können. Sie klettern auf Bäume werden aber häufiger am Boden angetroffen. Die Nahrung ist überwiegend pflanzlich, das Nahrungsspektrum umfasst Blätter, Früchte, Baumrinde, Reptilien, Insekten und anderes Kleingetier. Sie leben sozial in Paaren oder Großfamilien. Nach einer Tragzeit von 110-140 Tagen bringen die Weibchen meistens 2 (1-6) Junge zur Welt, die 150-250 g wiegen und als Nestflüchter gleich relativ selbständig sind. Kräftige Beine und scharfe Krallen machen auch die Kleinen schon zu hervorragenden Kletterern. Sie werden 5 Monate gesäugt und mit 10 Monaten geschlechtsreif. Die Verständigung im Sozialverband der Großfamilie erfolgt durch eine Vielzahl von Fiep- und Zirplauten [1; 3; 6]. Gefährdung und SchutzDie Art ist sehr anpassungsfähig, gebietsweise häufig (in Mangrovenwäldern bis 100 Tiere / ha) und kommt in mehreren Schutzgebieten vor. Sie wurde daher letztmals 2008 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenHutiacongas werden gelegentlich zur Fleischgewinnung gejagt [3]. HaltungHutiacongas lassen sich mit verschiedenen neotropischen Tieren vergesellschaften [1]. Im Tiergarten Schönbrunn z. B. wurden sie gemeinsam mit Großem Ameisenbär, Vikunja, Capybara, Nandu, Halsband-Wehrvogel, Waldstorch und Seriema gehalten, im Zoo Neuwied mit Tiefland-Pakas. Im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen, der die Art regelmäßig züchtet, wird die aus 1.2 Tieren bestehende Zuchtgruppe mit ihrem Nachwuchs in einem Gehege von 2x2x2 m gehalten [2]. WEIGL gibt als Altersrekord 13 Jahre und 7 bzw. 10 Monate an, erreicht von je einem männlichen und weiblichen in amerikanischen Zoos gehaltenen Tier [4]. Haltung in europäischen Zoos: Hutiacongas werden in rund 20 Zoos gehalten, von denen sich knapp die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL werden Baumratten in Innengehegen gehalten, ein Außengehege ist während der warmen Jahreszeit optional. Das Gehege soll für 2 Tiere eine Grundfläche von mindestens 6 m² bei einer Höhe von 2 m haben und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 2 Tieren ein Innengehege von 5 m² Fläche und 2 m Höhe mit Grabgelegenheit, Schlafboxen, Sichtblenden, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten sowie regelmässiger Zugabe frischer Äste vor, für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) kann die Haltung paarweise oder in Gruppen erfolgen. Innen- und Außengehege haben pro Tierpaar eine Mindestfläche von 20 m² aufzuweisen. Die Innenanlage muss eine Mindesttemperatur von 15°C haben. Taxonomie und NomenklaturDie Kuba-Baumratte wurde 1822 vom amerikanischen Zoologen Thomas SAY unter der Bezeichnung "Isodon pilorides" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Capromys wurde 1842 von Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH, einem wissenschaftlichen Illustrator und autodidaktischen Naturforscher, eingeführt [6]. Zu Capromys gehört nach Rote Liste der IUCN und nach HANDBOOK nur eine Art, nach WILSON & REEDER deren zwei, wobei es sich um eine etwas spekulative Annahme handelt. Die Baumratten wurden traditionell als Familie aufgefasst, zu der 5 noch lebende Gattungen mit 13 Arten gehören. Neuerdings werden sie als Unterfamilie der Stachelratten angesehen, zu denen z.B. auch die Nutria gehört [1; 5; 6]. |
Literatur und Internetquelle
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- ROTHOVÁ, K. (2019)
- SOY, J. & SILVA, G. (2008). Capromys pilorides. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T3842A10116507. http://www.iucnredlist.org/details/3842/0. Downloaded on 22 May 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)