Rotes Acouchi

Rotes Acouchi (Myoprocta acouchy) in der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Agutis (Dasyproctidae)

D LC 650

Rotes Acouchi

Myoprocta acouchy • The Red Acouchi • L'acouchi commun

110 022 004 001 myoprocta acouchi amsterdamRotes Aguti (Myoprocta acouchy) Iconographia Zoologica, Universität Amsterdam, enstanden zwischen 1700 und 1880. Gemeinfrei

 

 

110 022 004 001 myoprocta acouchy mapApproximative Verbreitung des Roten Acouchis (Myoprocta acouchy)

 

 

110 022 004 001 myoprocta acouchy bayer tamayoRotes Aguti (Myoprocta acouchy), wildlebend © Alejandro Bayer Tamayo, Kolumbien. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic-Lizenz

 

 

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Das in der Natur nicht gefährdete Rote Acouchi wird in europäischen Zoos gegenwärtig vermutlich nicht mehr gezeigt. Bei den in der Vergangenheit gelatenen tieren war oft nicht klar, ob es sich um Rote oder um Grüne Acouchis handelte.

Körperbau und Körperfunktionen

Rote Acouchis weisen eine Kopf-Rumpflänge von 33-39 cm, eine Schwanzlänge von 51-78 mm und ein Gewicht von 1-1.4 kg auf. Sie sind nur schwer vom Grünen Acouchi zu unterschiden, zumal auch sie einen olivfarbenen Rücken zeigen können. Die Rückenhaare sind etwas länger als beim Roten Acouchi und sind nicht schwarz-gelb gestreift, sondern einfarbig [4; 6].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Brasilien nördlich des Amazonas und östlich des Río Branco, Französisch Guiana, Guyana und Surinam [1; 2].

Lebensraum und Lebensweise

Acouchis sind Bewohner der Tieflandregenwälder, kommen aber auch in naturnahen Sekundärwäldern vor. Sie ernähren sich von Pflanzenteilen wie Früchten, Blättern, Nüssen und Wurzeln, die sie sitzend zum Fressen in die Hände nehmen, ähnlich wie Eichhörnchen. Ebenfalls wie Eichhörnchen legen sie bei reichlichem Nahrungsangbot Vorratsdepots an [1; 2].

Nach einer Tragzeit von etwa 99 Tagen werden im Zeitraum November-Januar 1-3 voll entwickelte, etwa 100 g schwere Junge pro Wurf geboren [4; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art wird zwar nicht-nachhaltig bejagt, sie ist aber weitverbreitet, wahrscheinlich immer noch häufig und wurde somit 2016 nicht als gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Rote Acouchi wird stark zur Fleischgewinnung bejagt. Manche Indianerstämme halten Acouchis als Heimtiere [1].

Haltung

Die Haltung von Acouchis erfolgt meist in Innenräumen und oft vergesellschaftet mit anderen mittel- oder südamerikanischen Säugetieren, z.B. Krallenaffen. Von einer Vergesellschaftung mit Braunborsten-Gürteltieren ist dringend abzuraten, weil diese Acouchys töten und fressen können. Optional kann während der Sommermonate ein Außengehege angeboten werden.

WEIGL gibt als Altersrekord 10 Jahre und 2 Monate an, erreicht von einem männlichen, im Cincinnati Zoo gehaltenen Tier [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde bereits im 19. Jahrhundert in einzelnen Zoos gehalten, so z.B. in Köln ab 1874, wo es 1896 auch erstmals zur Zucht kam [7]. Sie war aber bis etwa 2012 stets selten. Gegenwärtig gibt es vermutlich keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 2 Tiere ein Innengehege mit einer minimalen Grundfläche von 8 m² angeboten werden, für jedes weitere Tier 3 m² mehr. Werden die Tiere in einem Außengehege gehalten, muss ein entsprechendes Innengehege vorhanden sein, in dem die Tiere während des Winters unterzubringen sind.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier 2 m² mehr.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für bis zu 5 Acouchis ein Gehege von 20 m² erforderlich, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Im Winterhalbjahr müssen sie in einem geheizten Haus untergebracht werden, dessen Temperatur 15°C nicht unterschreiten darf.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Rote Acouchi wurde 1777 von dem aus Quedlinburg stammende Naturforscher Johann Christian Polycarp ERXLEBEN unter der Bezeichnung "Cavia acouchy" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname wurde 1903 vom englischen Zoologen Michael Rogers Oldfield THOMAS eingeführt. Die Systematik der Acouchis ist alles andere als klar. HONACKI et al.subsumieren pratti unter acouchy, führen aber exilis als weitere Art an. Bei EISENBERG werden das grüne und das rote Acouchi als Farbphasen einer Art angesehen, andere Autoren halten es für möglich, dass es sich bei den Acouchis um einen Artkomplex mit mehreren Arten handelt. In den letzten Jahren wird zumeist von zwei Arten ausgegangen [2; 3; 6].

Literatur und Internetquelle

  1. CATZEFLIS, F., & WEKSLER, M. (2016). Myoprocta acouchy. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T14100A22198890. http://www.iucnredlist.org/details/14100/0. Downloaded on 22 May 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
  4. MATSCHEI, C. (2013)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  7. PAGEL, T. & SPIEß, W. (2011)