Grünes Acouchi (Myoprocta pratti) im Zoo Frankfurt
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Agutis (Dasyproctidae)
Grünes Acouchi
Myoprocta pratti • The Green Acouchi • Le guatín
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das in der Natur nicht gefährdete Grüne Acouchi wird als kleines und zierliches Tier vom Publikum positiv empfunden und eignet sich daher als Botschafter für den Schutz der tropischen Regenwälder Südamerikas. Trotzdem wird es in europäischen Zoos nur ziemlich selten gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDie auch „Zwergagutis“ genannten Tiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-38 cm. Sie haben einen dünnen 4-7 cm langen Schwanz und bringen 0.5 – 1.3 kg auf die Waage. Weibchen sind meist kleiner und leichter als Männchen. Das Fell ist oberseits grünlich-braun, unterseits deutlich heller gefärbt. Typisch ist ein gelb-ockerfarbener Streifen hinter dem Ohr. Das Hinterrückenhaar ist etwas kürzer als beim Roten Aguti, wobei jedes Haar schwarz-gelb gestreift ist [2; 4; 7]. VerbreitungSüdamerika: Brasilien, Ekuador, Kolumbien, Peru, Venezuela. Die nebenstehende Karte basiert auf den Angaben in der Roten Liste der IUCN. Die von EISENBERG & REDFORD gegebene Verbreitungskarte weicht massiv davon ab [1; 2]. Lebensraum und LebensweiseAcouchis besiedeln die immergrünen Tieflandregenwälder der südamerikanischen Tropen und naturnahen Sekundärwälder dieser Region. Sie sind tagaktiv. Sie sind etwas geselliger als ihre größeren Verwandten und können auch in kleinen Haremsgruppen gehalten werden. Die Weibchen sind polyöstrisch mit einem Zyklus von ca. 42 Tagen. Nach einer Tragzeit von rund 100 Tagen werden meist 1-2, selten mehr, etwa 100 g schwere Junge geboren [1; 7]. Gefährdung und SchutzDiese Art wurde im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN), da sie weit verbreitet ist und die Bestände wahrscheinlich groß sind [1]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Grüne Acouchi wird stark zur Fleischgewinnung bejagt. Manche Indianerstämme halten Rote Acouchis als Heimtiere, möglicherweise trifft dies auch für Grüne Acouchis zu [1]. HaltungDie Haltung von Acouchis erfolgt meist in Innenräumen und oft vergesellschaftet mit anderen mittel- oder südamerikanischen Säugetieren, z.B. Krallenaffen. Von einer Vergesellschaftung mit Braunborsten-Gürteltieren ist dringend abzuraten, weil diese Acouchys töten und fressen können. Die Tiere sind nicht winterhart, daher kann nur während der Sommermonate optional ein Außengehege angeboten werden. Sie sind etwas geselliger als Agutis und können daher auch in kleinen Haremsgruppen gehalten werden [5]. WEIGL gibt als Altersrekord 14 Jahre und 9 Monate an, erreicht von einem weiblichen, in amerikanischen Zoos gehaltenen Tier [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Gegenwärtig (2024) wird die Art nur noch in 3 Zoos gehalten, nachdem allein in Deutschland von 2018-2022 8 Haltungen aufgegeben wurden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 2 Tiere ein Innengehege mit einer minimalen Grundfläche von 8 m² angeboten werden, für jedes weitere Tier 3 m² mehr. Werden die Tiere in einem Außengehege gehalten, muss ein entsprechendes Innengehege vorhanden sein, in dem die Tiere während des Winters unterzubringen sind. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für bis zu 5 Acouchis ein Gehege von 20 m² erforderlich, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Im Winterhalbjahr müssen sie in einem geheizten Haus untergebracht werden, dessen Temperatur 15°C nicht unterschreiten darf. Taxonomie und NomenklaturDas Grüne Acouchi wurde 1913 von Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Systematik der Acouchis ist alles andere als klar. HONACKI et al. subsumieren pratti unter acouchy, führen aber exilis als weitere Art an. Bei EISENBERG werden das grüne und das rote Acouchi als Farbphasen einer Art angesehen, andere Autoren halten es für möglich, dass es sich bei den Acouchis um einen Artkomplex mit mehreren Arten handelt. In den letzten Jahren wird zumeist von zwei Arten ausgegangen [2; 3; 7]. |
Literatur und Internetquelle
- CATZEFLIS, F., & WEKSLER, M. (2016). Myoprocta pratti. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T136663A22198733. http://www.iucnredlist.org/details/136663/0. Downloaded on 22 May 2018.
- EISENBERG, J. F. (1989)
- HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
- MATSCHEI, C. (2013)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)