Gemeiner Vampir

Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Zoo Posen (Nowe Zoo Poznań)
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Blattnasen (Phyllostomidae)
Unterfamilie: Vampirfledermäuse (Desmodontinae)

D LC 650

Gemeiner Vampir

Desmodus rotundus • The Common Vampire Bat • Le vampire commun

105 008 001 001 desmodus rotundus posen KR1Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Klaus Rudloff Berlin

 

 

 

105 008 001 001 desmodus rotundus mapApproximative Verbreitung des Gemeinen Vampirs (Desmodus rotundus)

 

 

 

105 008 001 001 desmodus rotundus posen KR3Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Klaus Rudloff Berlin

 

 

 

105 008 001 001 desmodus rotundus posen wDreier1Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

105 008 001 001 desmodus rotundus BREHM"Vampir (Phyllostoma spectrum)". Abbildung aus BREHMs THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

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Die neuweltlichen Blattnasen sind die einzige Fledermausfamilie von der mehrere Arten regelmäßig und in größerer Zahl in europäischen Zoos gezeigt werden. Geeignet sind insbesondere Arten, die sich auf den Verzehr von Nektar, Früchten oder Blut spezialisiert haben, wie der Blut trinkende Gemeine Vampir, der in Zusammenhang mit der Erzählung von Graf Dracula und anderen Vampirgeschichten auf besonderes Interesse beim Publikum stößt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Gemeine Vampir hat eine Kopf-Rumpflänge von 7.5-9 cm und eine Unteramlänge von 50-63 mm. Das Gewicht variiert stark, je nachdem wieviel Blut ein Tier aufgenommen und noch im Verdauuungstrakt hat. Der Daumen ist sehr lang. Ein Schwanz ist nicht vorhanden. Der Rücken ist graubraun und die Bauchseite etwas blasser [2; 3].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Trinidad und Tobago, Uruguay, Venezuela, marginal in den südwestlichen USA [1; 2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Gemeine Vampir besiedelt unterschiedlichste Lebensräume in den Tropen und Subtropen. Zum Schlafen bildet er kleinere oder größere Kolonien(von 20 bis 5'000 Individuen) in Höhlen, hohlen Bäumen; Bergwerken und unbewohnten Gebäuden. Innerhalb der Kolonie finden sich Weibchen zu kleinen Gruppen zusammen, die soziale Körperpflege betreiben, was mit gegenseitigem Füttern belohnt werden kann. Die Vampire fliegen erst bei völliger Dunkelheit aus, um ihre Blutspender aufzusuchen. Nach einer Tragzeit von 110 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Jungtier geboren [1; 2; 3]

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine sehr weite Verbreitung und mutmaßlich eine großen Bestand, der im Wesentlichen stabil sein dürfte. Sie wurde daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: In Osteuropa gab es schon lange bevor die Vampirfledermäuse entdeckt wurden, zahlreiche Legenden über blutsaugende Wiedergänger, die nach ihrem Tod des nachts aus ihrem Grab herusstiegen und Menschen terrorisierten. Die bekannteste dieser Figuren ist Graf Vlad Drăculea aus Siebenbürgen, der durch den Roman "DRACULA" des irischen Schriftstellers Bram STOKER und die darauf basierenden Verfilmungen weltweit berühmt wurde.

Wirtschaftliche Bedeutung: Als Blutsauger kann der Gemeine Vampir die Tollwut übertragen. Die dadurch entstehenden Verluste im Rindviehbestand werden unterschiedlich bewertet [1; 2].

Haltung

Die Haltung von Gemeinen Vampiren ist nicht sonderlich kompliziert, wenn man eine Quelle für die etwa 20 ml Blut hat, die jedes Tier täglich zu sich nimmt. Das älteste bekannte Tier wurde im Milwaukee Zoo geboren und starb ebendort im Alter von 29 Jahren und 2 Monaten [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt, gegenwärtig (2023) nur im Neuen Zoo Posen. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderugen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Zahlen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind, zuminderst wenn es um große Kolonien geht, aus der Sicht der tierhalterischen Praxis überzogen. Grundsätzlich sollte keine Mindestfläche, sondern nur ein Volumen vorgegeben werden. Das Gutachten’96 gab für kleine Fledermäuse keine Gehegedimensionen an. Es empfiehlt sich, die Beurteilung der Haltung von Kleinfledermäusen darauf abzustellen, ob bei der in einer Haltung gegebenen Besatzdichte Probleme auftreten oder nicht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06. 2024) schreibt für bis zu 20 Tiereeine Grundfläche von 10 m² bei einer Höhe von 2 m vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1  m² pro Tier verlangt wird.

 Taxonomie und Nomenklatur

Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, der Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, beschrieb 1810 den Gemeinen Vampir als "Phyllostoma rotundus". Der Forschungsreisende Maximilian Alexander Philipp Prinz zu WIED-NEUWIED begründete 1824 die Gattung Desmodus für eine Art Desmodus rufus, die er in Brasilien entdeckt hatte, bei der sich aber zwei Jahre später herausstellte, dass sie mit rotundus identisch war. Desmodus rotundus ist die einzige noch lebende Art der Gattung. Es werden 7 Unterarten differenziert [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R., PEREZ, S., MILLER, B. & DIAZ, M. (2015). Desmodus rotundus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T6510A21979045. http://www.iucnredlist.org/details/6510/0. Downloaded on 15 April 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)