Graues Baumkänguru

Graue Baumkängurus (Dendrolagus inustus), ehemals im Krefelder Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D VU 650

Graues Baumkänguru

Dendrolagus inustus • The Grizzled Tree Kangaroo • Le dendrolague gris

102 012 006 004 Dendrolagus inustus bogor pfleiderer1Graues Baumkänguru (Dendrolagus inustus) im Taman Safari Indonesia, Bogor © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 102 012 006 004 Dendrolagus inustus mapApproximative Verbreitung des Grauen Baumkängurus (Dendrolagus inustus)

102 012 006 004 Dendrolagus inustus bogor pfleiderer3Graues Baumkänguru (Dendrolagus inustus) im Taman Safari Indonesia, Bogor © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

102 012 006 004 Dendrolagus inustus portmoresby dressen2Graues Baumkänguru (Dendrolagus inustus) im Port Moresby Adventure Park © Wolfgang Dreßen, Zoo Krefeld

102 012 006 004 Dendrolagus inustus portmoresby dressen1Graue Baumkängurus (Dendrolagus inustus) im Port Moresby Adventure Park © Wolfgang Dreßen, Zoo Krefeld

102 012 006 004 Dendrolagus inustus bogor pfleiderer2Graues Baumkänguru (Dendrolagus inustus) im Taman Safari Indonesia, Bogor © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 102 012 006 004 Dendrolagus inustus gouldGraues Baumkänguru (Dendrolagus inustus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol 2. Public Domain

 

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Da relativ wenige Zoos Baumkängurus halten, wurde im Sinne einer Konzentration der Kräfte in Europa die Haltung des Grauen Baumkängurus zugunsten des Goodfellow-Baumkängurus aufgegeben. Auch in Nordamerika, wo die Haltung des Matschie-Baumkängurus gefördert wird, ist das Graue Baumkänguru mittlerweile verschwunden.

Körperbau und Körperfunktionen

Dendrolagus inustus ist eine größere Baumkänguru-Art mit langem Schwanz, relativ langen Extremitäten und großen Füßen. Es besteht win deutlicher Dimorphismus zwischen den Geschlechtern. Die Kopf-Rumpflänge beträgt etwa 55-89 cm und die Schwanzlänge 84-97 cm, das Gewicht liegt bei den Männchen zwischen 11 und 23 kg, bei den Weibchen zwischen 7 und 14 kg. Die Färbung des Fells ist auf der Kopfoberseite und dem Rücken dunkel graubraun, auf Wangen, Kehle, Bauch und Extremitäten heller [5].

Verbreitung

Neuguinea: Indonesien (West-Papua) und und Papua-Neuguinea in den nördlichen Tiefländern und auf der Vogelkop-Halbinsel [2].

Lebensraum und Lebensweise

Das Graue Baumkänguru besiedelt tropische Primär- und Sekundärwälder des Tieflands und der Hügelzone in Höhenlagen von 100-1'400 m. Es ernährt sich von Blättern von Bäumen und Büschen, Schlingpflanzen und Früchten. Die Weibchen werden mit 17 Monaten geschlechtsreif. Es wird in der Regel ein Jungtier geboren, das etwa 6 Monate im Beutel bleibt und die Mutter während mindestens 6 weiteren Monaten begleitet [2; 5].

Gefährdung und Schutz

Als Folge nicht-nachhaltiger Bejagung und Lebensraumverlust nehmen die Bestände laufend ab. Die Art wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als gefährdet eingestuft [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Zum Schutz der bedrohten Baumkängurus tragen unter anderem die Gründung von Nationalparks mit Rangern und die umfassende Information der heimischen Bevölkerung über die Zusammenhänge des Naturschutzes bei. Für die lokale Bevölkerung im Regenwald Neuguineas sind Baumkängurus ein wichtiger Fleischlieferant. Die Einrichtung von Farmen, die andere Tiere, namentlich Hauskaninchen und Hühner, als alternative Fleischquellen züchten, schafft direkte Abhilfe für dieses Problem. Jedes Jahr fließen Spendengelder des Krefelder und anderer Zoos an dieses Schutzprojekt vor Ort, das von der Tenkile Conservation Alliance in den Toricelli Mountains betrieben wird und sich u.a. auf Dendrolagus inustus bezieht [6].

Bedeutung für den Menschen

Das Graue Baumkänguru wird von der einheimischen Bevölkerung stark zur Fleischgewinnung bejagt [2].

Haltung

Die Art wird weltweit nur noch in wenigen Zoos in Papua-Neuguinea, Indonesien und China gehalten. Das älteste bekannte Graue Baumkänguru starb im Gladys Porter Zoo, Brownsville (Texas), im Alter von 23 Jahren und 9 Monaten [4].

Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo erhielt sein erstes Graues Baumkänguru bereits 1848. Es lebte dort vier Jahre. Auf dem europäischen Festland gab es die erste Haltung ab 1856 im Amsterdamer Zoo [3]. In den 1970-80er Jahren war die Art in Europa relativ gut vertreten. Im Krefelder Zoo wurde sie regelmäßig gezüchtet. 1992 wurden die beiden letzten Tiere an den Zoo von Jacksonville in Florida abgegeben, wo der Bestand jedoch mittlerweile auch erloschen ist. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL muss für 1-2 Baumkängurus ein Innengehege von mindestens 16 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 8 m² zu erhöhen. Wird fakultativ ein Außengehege angeboten, so soll dieses mindestens 40 m² groß sein.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024)schreibt für zwei Baumkängurus sowohl ein Innen- wie ein Außengehege von 16 m² und für jedes weitere Adulttier zusätzliche 4 m² vor, wobei die Gehegehöhe mindestens 2.5 m betragen muss.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für ein Paar eine Mindestfläche von 20 m² bei einer Höhe von 3 m.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 40 m² nicht unterschritten werden [1].

 Taxonomie und Nomenklatur

Es gibt zwei Unterarten. Die Nominatform lebt auf der Vogelkop- und Fakfak-Halbinsel sowie den vorgelagerten Inseln Waigeo, Misool, Salawati und möglicherweise Batanta. Die Unterat D. i. finschi kommt auf der Insel Japen und entlang der Nordküste Neuguineas vor [2; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. JACKSON, S. M. (2003)
  2. LEARY, T. et al. 2016. Dendrolagus inustus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6431A21957669. http://www.iucnredlist.org/details/6431/0. Downloaded on 15 April 2018.
  3. SCHÜRER, U. (2019)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. ZOO KREFELD - PRESSEMITTEILUNG (29.05.2008)