Tüpfelbeutelmarder

Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig
© Zoo Leipzig (Pressefoto)

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D EN 650

EEPTüpfelbeutelmarder

Dasyurus viverrinus • The Eastern Quoll • Le chat marsupial moucheté

102 002 001 001 dasyurus viverrinus leipzig6Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

102 002 001 004 dasyurus viverrinus mapApproximative Verbreitung des Riesenbeutelmarders (Dasyurus maculatus)

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus leipzig3Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) der schwarzbraunen Farbmorphe im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus leipzig5Tüpfelbeutelmarderweibchen (Dasyurus viverrinus) mit Jungen im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus LPZ KR1Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus LPZ KR2Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus leipzig7Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus pilsen wDreier1Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus Auswilderung ZRHAuswilderung eines Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus) im Borderee-Nationalpark © Zoo Zürich (Pressefoto)

 

102 002 001 001 dasyurus viverrinus gouldDie beiden Farbmorphen des Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. 1. Public Domain

 

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Der gegenwärtige Bestand des in seiner Heimat stark gefährdeten Tüpfelbeutelmarders in Europa ist erst wenige Jahre alt und geht auf Tiere zurück, die der Leipziger Zoo 2011 aus Australien importierte.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Tüpfelbeutelmarder zeigt einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Rüden erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-45 cm, eine Schwanzlänge von 20-28(-30) cm und ein Gewicht von 0.9-1.9 kg, Fähen eine Kopf-Rumpflänge von 28-40 cm, eine Schwanzlänge von 17-21 cm und ein Gewicht von 0.7-1.1 kg. Die erste Zehe fehlt. Es gibt zwei Farbmorphen: Das Fell ist entweder hellbraun oder, seltener, schwarzbraun mit weißen Flecken. Der Schwanz ist ungefleckt [2; 6].

Verbreitung

Australien: Tasmanien und Bruny Island. Auf dem australischen Festland heute ausgestorben, früher im Südosten in den Bundesstaaten New South Wales, Victoria und South Australia weit verbreitet [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tüpfelmarder besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie z.B. Regenwälder der gemäßigten Zone, Trockenwälder, Heiden, Busch und Gebirgsregionen. Er ist ein überwiegend nachtaktiver Einzelgänger [1].

In der Wildbahn ernähren sich die Tiere hauptsächlich von Insekten und anderen Arthropoden, nehmen aber auch Würmer, Frösche, Echse, Vögel und kleinere Säugetieren bis zu ihrer eigenen Körpergröße. Daneben fressen sie auch Pflanzenmaterial, wie Beeren, Früchte, Gräser [3].

Der Sexualzyklus der Weibchen beträgt 34-37 Tage, der Östrus dauert 5 Tage, die Trächtigkeit 19-24 Tage. Pro Wurf werden bis zu 30 Junge geboren, von denen aber zwangsläufig 24 kurz nach der Geburt sterben, weil nur 6 Zitzen vorhanden sind. Diese verlassen mit 91 Tagen den Beutel definitiv, werden mit 135-140 Tagen entwöhnt und mit 12 Monaten geschlechtsreif. Die Fortpflanzung ist auf die ersten beiden Jahre beschränkt. Die Lebenserwartung in der Wildbahn liegt bei etwa drei bis maximal fünf Jahren [3; PM Zoo Leipzig vom 19.10.2011].

Gefährdung und Schutz

Der Tüpfelbeutelmarder ist zwar in Tasmanien noch relativ häufig und weit verbreitet. Auf dem Australischen Festland ist die Art jedoch Mitte der 1960er-Jahre ausgestorben; die Gründe dafür sind noch nicht klar. Konkurrenz und Prädation durch verwilderte Hauskatzen und Rotfuchs dürften eine Rolle gespielt haben. Der Rotfuchs, der 2000 in Tasmanien eingeführt wurde, könnte auch dort eine Gefahr für die überlebenden Bestände des Tüpfelbeutelmarders sein. Da der Bestand während der letzten zehn Jahre um mehr als 50% abgenommen hat, wurde die Art 2016 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Gegenwärtig läuft ein Programm des WWF Australien mit dem Ziel, die Art im Booderee-Nationalpark bei Jervis Bay (NSW) wiederanzusiedeln. 2018 wurden die ersten 20 Tiere ausgewildert, 2019 folgten 40 weitere [7].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiel):

  • Wiederansiedlung des Tüpfelbeutelmarders auf dem australischen Festland: Der Zoo Zürich engagiert sich für den Schutz des auf dem Festland ausgestorbenen Tüpfelbeutelmarders. Der Zoo unterstützt seit 2017 die Zucht dieser Art (sowie des Beutelteufels) bei seinem australischen Naturschutzpartner Australian Reptile Park und hat bis 2021 bereits 100'000 CHF in dieses Projekt investiert. 2019 konnten erstmals 20 Tüpfelbeutelmarder in dem an der Jervis-Bucht gelegenen, 63 km² großen Boorderee-Nationalpark in New South Wales freigesetzt werden. Die Parkverwaltung versucht, den Fuchsbestand möglichst kurz zu halten und damit die Überlebenschancen der Beutelmarder zu erhöhen.

  • Die vom Australian Reptile Park gegründete und u. a. vom Zoo Zürich, Zoo Leipzig und Pairi Daiza unterstützte "Aussie Ark" hat 2019 das etwa 400 ha große Barrington Wildlife Sanctuary in Betrieb genommen. Dieses ist raubtiersicher eingezäunt, um die eingesetzten Langnasen-Rattenkängurus uns Tüpfelbeutelmarder vor Rotfüchsen und Hauskatzen zu schützen.

Bedeutung für den Menschen

Als vermeintlicher Schädling wurde der Tüpfelbeutelmarder - und wird er zum Teil heute noch - illegal vergiftet oder mit Fallen gefangen [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: 1829 gelangte der erste Tüpfelbeutelmarder in den Londoner Zoo. Bis 1971 folgten 19 weitere, von denen die meisten nur kurz lebten. Auch der Kölner und der Hannoveraner Zoo konnten im 19. Jahrhundert während jeweils kürzerer Zeit die Art zeigen. Die europäische Erstzucht gelang 1976 im Zoo Neuwied.

Im Frühjahr 2011 erhielt der Leipziger Zoo die damals einzigen Quolls außerhalb Australiens. Bereits im Sommer 2011 kam es zur Geburt von sechs Jungtieren, die erfolgreich aufgezogen werden konnten. Dies war seit mehr als 35 Jahren die erste Nachzucht in Europa. Weitere Geburten folgten, und die Nachzuchttiere wurden auf Zoos in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Tschechien und Ungarn verteilt. Alle in Europa gehaltenen Tüpfelbeutelmarder gehen auf die Leipziger Zucht zurück. Im Sommer 2022 gab es drei Haltungen, neun weitere Zoos hatten die aufwändige Haltung dieser kurzlebigen Art wieder aufgegeben, im Sommer 2023 meldete die Zootierliste wieder neun Haltungen. seit 2023 gibt es ein "New Style EEP", das vom Zoo Leipzig koordiniert wird

Den Altersrekord hält nach WEIGL ein 1877 im Londoner Zoo geborenes Weibchen, das dort im Alter von 6 Jahren und 10 Monaten starb [5].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL enthält keine Angaben für Beutelmarder. Im Gutachten von 1996 werden Innengehege von 2-8 m² „je nach Art“ vorgegeben, was bedeutet, dass für Tüpfelbeutelmarder 6-8 m² erforderlich sind. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024) regelt das Halten von Beutelmardern nicht. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt eine Grundfläche von 10 m²/Paar vor sowie eine Raumhöhe von 2 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1800 von dem englischen Zoologen und Botaniker George SHAW als "Didelphis pygmaea" erstmals wissenschaftlich beschrieben und später in die von Prof. Étienne Geoffroy SAINT-HILAIRE, dem ersten Direktor der 1794 eröffneten Menagerie des Jardin des Plantes von Paris, bereits 1796 aufgestellte Gattung Dasyurus gestellt. Es sind keine Unterarten anerkannt [6].

Literatur und Internetquellen:

  1. BURBIDGE, A.A. & WOINARSKI, J. (2016). Dasyurus viverrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6296A21947190. http://www.iucnredlist.org/details/6296/0. Downloaded on 09 July 2018.
  2. GRZIMEK, B. (1966)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)>
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WWF AUSTRALIEN