Calamianhirsch (Axis calamianensis) im Bast im Phoenix Zoo
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Tribus: Echthirsche im engeren Sinn (Cervini
Calamian-Hirsch
Axis calamianensis • The Calamian Deer • Le cerf-cochon calamien
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Calamian-Hirsch, früher oft als eine Unterart des Schweinshirschs, heute als eigenständige Art angesehen, kommt nur auf der philippinischen Inselgruppe Calamian vor. Er ist stark gefährdet. In europäischen Zoos ist er seit den 1990er-Jahren nicht mehr zu sehen, da diese sich auf die Haltung des philippinischen Prinz-Alfred-Hirschs konzentrieren. Körperbau und KörperfunktionenDer Calamianhirsch ähnelt stark dem Schweinshirsch. Böcke erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 100-115(-130) cm, eine Schulterhöhe von 60-70(-75) cm, eine Schwanzlänge von 15-20 cm und ein Gewicht von 32-30(-50) kg. Weibchen sind etwas kleiner und wiegen nur 23-29 kg. Die Geweihstangen sitzen auf langen Rosenstöcken und haben drei Sprossen. Das Fell ist braun und ungefleckt mit angedeutetem Aalstrich und dunkleren Beinen. Böcke werden im Alter dunkler, Kälber haben während kurzer Zeit je eine Reihe von Flecken beidseits der Rückenmitte. Die Unterseite und Spitze des buschigen Schwanzes sind weiß [1; 6; 9]. VerbreitungPhilippinen: nur auf einigen Calamian-Inseln (Busuanga, Calauit, Culion, wiederangesiedelt auf Marily und Dimaquiat) [8; 9]. Lebensraum und LebensweiseCalamianhirsche besiedeln Grasland, offenes Waldland und Sekundärwälder. Sie sind tag- und dämmerungsaktiv mit Hauptaktivitätszeiten am Morgen und späten Nachmittag und leben in kleinen Herden, die in ungestörten Gebieten bis zu 27 Individuen umfassen können. Sie ernähren sich hauptsächlich von Kräutern und Gräsern, nehmen aber auch Laub und Zweige zu sich [6; 8; 9]. Es gibt keine feste Fortpflanzungsperiode. Nach einer Tragzeit von 220-226 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Kalb mit einem Geburtsgewicht von 1-1.6 kg gesetzt. Dieses wird mit 3-4 Monaten entwöhnt. Bei den Böcken beginnt das Geweihwachstum mit 8-9 Monaten. Das Geweih wird in Abständen von 9-10 Monaten abgeworfen. Mit 12-17 Monaten werden die Tiere geschlechtsreif [6; 8; 9]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine Verbreitung von nur 2'591 km², die sich auf fünf Inseln verteilt, und ihr Bestand nimmt wegen intensiver illegaler Bejagung und der Umwandlung von geeignetem Lebensraum in Agrarland laufend ab. Sie wurde 1986 als "gefährdet" in die Rote Liste aufgenommen und 1994, letztmals überprüft 2014, als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [8]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt [1]. Zoogestütztes Schutzprojekt:
Bedeutung für den MenschenCalamianhirsche werden von der lokalen Bevölkerung zur Gewinnung von Fleisch bejagt. Die Häute werden zur Herstellung von Trommeln und die Geweihe für Dekorationszwecke verwendet. Im Zeitraum 1977-2020 exportierten die Philippinen 1994/95 15 Wildfänge nach Polen, die von dort, zusammen mit einem Nachzuchttier, weiter in die USA gingen. Im selben Zeitraum wurden nur wenige Teile und Erzeugnisse international versandt [2; 8]. HaltungWEIGL gibt als Höchstalter 17 Jahre und 2 Monate für einen während knapp 9 Jahren im San Diego Zoo gehaltenen weiblichen Wildfang an. Im Howletts Zoo in Bekesbourne erreichte ein dort geborenes Männchen ein Alter von 13 Jahren und 8 Monaten [7]. Haltung in europäischen Zoos: Der Calamianhirsch wurde nur in wenigen europäischen Zoos gehalten, hauptsächlich in England. In den 1990er Jahren lief die Haltung aus, das letzte Tier starb 1996 im Zoo Neapel. Für Details siehe Zootierliste. Im Gegensatz zu Europa gibt es in den USA (2021) noch in drei Zoos Calamianhirsche. Diese gehen zurück auf eine Gruppe, die der San Diego Zoo 1995 über Polen aus den Philippinen importiert hatte [3]. Forschung im Zoo: Im San Diego Zoo wird über den Calamianhirsch geforscht, etwa im Bereich der Reproduktionsphysiologie [5]. Der Zoo unterstützte auch Feldforschung im natürlichen Verbreitungsgebiet [3]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL, der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gelten für den Maultierhirsch die gleichen Anforderungen wie für den Schweinshirsch. Taxonomie und NomenklaturDer Calamian-Hirsch wurde 1888 von dem französischen Missionar und Naturforscher Pierre Marie HEUDE als "Cervus calamianensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam er in die vom englischen Offizier, Zeichner und Naturforscher Charles Hamilton SMITH 1827 aufgestellte Gattung Axis oder in die 1846 vom Schweden Carl Jakob SUNDEVALL eingeführte Gattung Hyelaphus, die meist als Untergattung von Axis angesehen wurde, neuerdings aber aufgrund molekulargenetischer Befunde von manchen Autoren wieder als eigene Gattung betrachtet wird. Zeitweilig wurde der Calamianhirsch als eine Unterart des Schweinshirschs (Axis porcinus calamianensis) betrachtet, heute gilt er als eigenständige, monotypische Art [1; 4; 6; 9; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- LOS ANGELES TIMES vom 6.11.1995
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SAN DIEGO ZOO - SCIENCE
- ULTIMATE UNGULATE
- WEIGL, R. (2005)
- WIDMANN, P. & LASTICA, E. (2015). Axis calamianensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T2446A22156678. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-2.RLTS.T2446A22156678.en . Downloaded on 03 November 2021.
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)