Jentinkducker

Jentikducker (Cephalophus jentinki) im Tierpark Berlin
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ducker (Cephalophinae)

D EN 650

Jentinkducker

Cephalophus jentinki • The Jentink's Duiker • Le céphalophe den Jentink

119 009 009 014 cephalophus jentinki TPB KR2Jentinkducker (Cephalophus jentinki) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 014 cephalophus jentinki mapApproximative Verbreitung des Jentinkduckers (Cephalophus jentinki)

119 009 009 014 cephalophus jentinki TPB wolfgangDreier1Jentinkducker (Cephalophus jentinki) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

119 009 009 014 cephalophus jentinki TPB KR1Jentinkducker (Cephalophus jentinki) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 014 cephalophus jentinki TPB wolfgangDreier3Jentinkducker (Cephalophus jentinki) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

119 009 009 014 cephalophus jentinki stampJentikducker (Cephalophus tentinki) als Briefmarkenmotiv. Republik Guinea, 5'000 GF

119 009 009 014 cephalophus jentinki sclaterJentikducker (Cephalophus jentinki). Illustration aus SCLATER, P. L. & OLDFIELD THOMAS, M. R. (1894-1900). The Book of Antelopes, Vol. I, Plate XV. Public Domain.

 

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Der auffällig gezeichnete Jentinkducker ist etwa gleich groß wie der Riesenducker. Die Art ist sehr selten und gilt als stark gefährdet. Sie wurde längere Zeit in den USA gehalten und nachgezogen, in Eurpa gab es nur ein einziges Exemplar. Gegenwärtig (2023) gibt es außerhalb Afrikas keine mehr.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von ca. 135 cm, einer Widerristhöhe von 75-85 cm und einem Körpergewicht von 56-80 kg ist derJentinkducker einer der größten Vertreter seiner Familie. Nur der Gelbrückenducker ist im Mittel minim größer. Als Anpassung an das Leben im dichten Regenwald sind die Tiere hinten höher gebaut als vorne und können so bequem durch das Geäst schlüpfen. Der Schwanz ist ca 15 cm lang.

Beide Geschlechter tragen, verglichen mit anderen Duckerarten, relativ lange, gerade, an der Basis geringelte Hörner, die bei den Böcken bis 21 cm lang werden können. Der Nasenspiegel ist schwarz. Auffällige Schlitze bilden die Öffnungen der Voraugendrüsen. Das kurze, weiche und ölige Fell ist im Bereich der Lippen weiß bis braun, ansonsten an Kopf, Hals und Bauchmitte schwarz, die Läufe sind weiß, Rücken und Wedel grau. Der für viele Ducker typische Stirnschopf ist klein oder fehlt ganz [4].

Verbreitung

Westafrika: Elfenbeinküste, Guinea, Liberia, Sierra Leone, vermutlich in sieben voneinander getrennten Gebieten [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Jentinkducker lebt in feuchten Wäldern des Tieflands oder der montanen Zone bis auf eine Höhe von 1'200 m. Er geht auch in Sekundärwälder und Pflanzungen. Wichtig sind das Vorhandensein vieler fruchttragender Bäume und eine gute Deckung. Seine Nahrung besteht überwiegend aus Schösslingen, Blättern, Früchten und Wurzeln, die er mit den Klauen aus dem Boden scharrt [1; 4].

Über die Fortpfanzung ist wenig bekannt. Es wird jeweils ein einzelnes Kitz mit einem Gewicht von 3.3-5.9 kg geboren. Dieses ist einfarbig schwarz bis auf eine weiße Zeichung um die Lippen [4].

Gefährdung und Schutz

Der Jentinkducker wurde bereits 1986 als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft. Dies wurde 2016 bestätigt. Der Bestand ist klein. Er umfasst vermutlich weniger als 2'000 erwachsene Individuen und nimmt wegen Jagd und Lebensraumzerstörung weiter ab. Ausreichenden Schutz gibt es nur in einigen Nationalparks, sp z.B. im Taï-Nationalpark und benachbarten geschützten Wäldern (Elfenbeinküste), Mont-Nimba-Schutzgebiet (Guinea), Sapo-Nationalpark (Liberia) und Gola-Regenwald-Nationalpark (Sierra Leone) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Die Einfuhr lebender Tiere aus den Ursprungsländern ist überdies wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Bedeutung für den Menschen

Jentinkducker werden zur Fleischgewinnung illegal gejagt bzw. mit Drahtschlingen gefangen. Die Wilderei macht selbst vor Nationalparks nicht halt [1].

Haltung

Ab 1966 ist die Haltung der Art im Zoo von Monrovia dokumentiert (IZY Vol. 7), der 1990 im Bürgerkrieg von völlig zerstört wurde. 1968 wurden erstmals drei Jentinkducker nach Nordamerika eingeführt. Gehalten wurden sie zuerst im Henry Doorley Zoo in Omaha und kamen 1970 an ihren definitiven Bestimmungsort, den Gladys Porter Zoo in Brownsville. Dieser führte in der Folge 3 weitere Exemplarer ein und konnte 31 Nachzuchten verzeichnen, darunter die Welterstzucht im Jahr 1971. 2013 erlosch der Bestand mit dem Tod des letzten Tiers [2].

WEIGL gibt das Höchstalter mit ca. 21 Jahren an, erreicht von einem im Gladys Porter Zoo gehaltenen männlichen Wildfang [4].

Haltung in europäischen Zoos: In Europa wurde nur ein einziges weibliches Tier gehalten. Dieses war 1984 von der Firma Ruhe importiert worden, befand sich zuerst im Ruhr-Zoo Gelsenkirchen, kam im selben Jahr zum Tierpark Berlin und wurde 1989 an den Gladys Porter Zoo abgegeben. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Gleich wie beim Gelbrückenducker, dürften aber wohl nie zum Tragen kommen, da die Art in Europa nicht mehr gehalten wird und Importe höchst unwahrscheinlich sind.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jentinkducker wurde 1892 von dem englischen Zoologen Michael Rogers OLDFIELD THOMAS anhand eines Exemplars aus Liberia unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Art ist monotypisch [5].

Literatur und Internetquellen

  1. IUCN SSC Antelope Specialist Group (2016). Cephalophus jentinki. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T4140A50182687. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T4140A50182687.en. Accessed on 19 April 2023.
  2. LOS FRESNOS NEWS vom 20.12.2013. Gladys Porter Zoo Mourns the Loss of Rare Jentink’s Duiker.
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)