Rotducker

Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau
© Jens-Ove Heckel, Zoo Landau

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ducker (Cephalophinae)

D LC 650

EEPRotducker

Cephalophus natalensis • The Red, or Natal, Duiker • Le céphalophe du Natal

119 009 009 008 cephalophus natalensis east london PD1Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo von East London, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 009 008 cephalophus natalensis mapApproximative Verbreitung des Rotduckers (Cephalophus natalensis)

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER PD1Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER KR1Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER PD2Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER KR2Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis LD KR1Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis LD KR2Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis landau PDRotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 009 008 cephalophus natalensis juv landau PDRotduckerkitz (Cephalophus natalensis) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER wDreier1Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis BER wDreier2Rotducker (Cephalophus natalensis) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

119 009 009 008 cephalophus natalensis sclaterRotducker (Cephalophus natalensis). Illustration aus SCLATER, P. L. & OLDFIELD, T. (1894-1900). The Book of Antelopes. Public Domain.

 

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Der Rotducker ist ein mittegroßer, in seinem Ursprungsgebiet (noch) nicht gefährdeter Ducker, der sich für die Gemeinschaftshaltung mit Okapis und anderen Waldtieren eignet. Ducker werden nur selten gehalten, von den 18 traditionell anerkannten Arten der Gattung Cephalophus sind gegenwärtig (2021) nur zwei in europäischen Zoos vertreten, darunter der Rotducker als die häufigere Art.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 75-87 cm, einer Widerristhöhe von 45 (38-47) cm und einem Körpergewicht von (9.2-)12-14 kg gehört der Rotducker innerhalb seiner Gattung zu den mittelgroßen Arten. Beide Geschlechter tragen kurze, gerade, an der Basis geringelte Hörner, die bei den Böcken 4.5-8(-10) cm, bei den Ricken 2-4.5 cm lang werden und häufig von einem braunschwarzen Stirnschopf verdeckt sind.

Der Nasenspiegel und die Außenseite der nur spärlich behaarten Ohren sind schwarz. Auffällige, etwa 2 cm lange Schlitze bilden die Öffnungen der Voraugendrüsen. Wie bei manchen anderen Cephalophus-Arten enthält das Drüsensekret Melanin, ist also schwarz. Der Schwanz hat eine Länge von 9-14 cm. Das Fell ist kräftig kastanienbraun bis rostrot [3; 7; 9].

Verbreitung

Östliches und südliches Afrika: Malawi, Mosambik, östliches Südafrika (Kwazulu-Natal, Limpopo, Mpumalanga), Swasiland, Tansania (etwa von Dar-es-Salaam an südwärts). Angaben über Vorkommen in Simbabwe, Nordost-Sambia und Nordmalawi  dürften sich auf den hahe verandten und sehr ähnlichen Harvey-Ducker  (C. harveyi) beziehen [1].

Lebensraum und Lebensweise

Ducker sind nachtaktive Fluchttiere. Wildlebende Ducker sind sehr scheu, wegen ihrer winzigen, nach hinten gerichteten Hörner gegenüber Fressfeinden nicht besonders wehrhaft und suchen daher ihr Heil darin, dass sie im dichten Unterwuchs abtauchen. Dieses Verhalten hat auch zur Namensgebung geführt, denn der Name "Ducker" kommt von „duiker“ aus der Sprache Afrikaans und bedeutet „Taucher“.

Rotducker besiedeln tropische bis subtropische Feuchtwälder, Waldinseln sowie Buschland und Dickichte. Ihre Nahrung besteht aus Laub von Büschen, frisch von den Bäumen abgefallenen Blättern, Blüten, Samen und Früchten. Zur Nahrungsuche gehen sie auch auf offenes Gelände und oft befinden sie sich dabei in Gesellschaft von Grünen (Chlorocebus aethiops) oder Weißkehlmeerkatzen (Cercopithecus mitis).

Sie leben als Einzelgänger oder als Paar, eventuell mit Kitz, die sich aber bisweilen zu lockeren Gruppen von 3-5 Individuen zusammenfinden. Die Tiere begrüßen sich, indem sie ihre Wangendrüsen aneinanderreiben. Rotducker sind territorial, wobei sich allerdings die Territorien der einzelnen Tiere überlappen. Die Größe der Streifgebiete wird für Böcke mit 3-9.5 ha, für Ricken mit 2-17.5 ha angegeben. In geeigneten Gebieten kann die Dichte 1 Tier pro 0.5- 1 ha betragenZur Markierung ihres Reviers reiben sie ihre Duftdrüsen an Ästen, Zweigen oder Baumstämmen. Eindringlinge werden verjagt. Kommt es zum Kampf zwischen zwei Böcken, können sich diese mit ihren kurzen, scharfen Hörnern ernsthaft verletzen [1; 3; 7].

Es gibt keine feste Paarungs- und Setzzeit, Geburten können während des ganzen Jahres erfolgen. Nach einer Trächtigkeitsdauer von 210 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Kitz mit einem Gewicht von etwa 1 kg geboren. Dieses ist ein Ablieger. Zwei Wochen nach der Geburt ist die Mutter wieder empfängnisbereit. Die Geburtsintervalle betragen also etwa 235 Tage [3; 7].

Gefährdung und Schutz

Obwohl seine Bestände abnehmen und seine Verbreitung schrumpft gilt der Rotducker aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), weil er in einer Reihe größerer Schutzgebiete vorkommt (Selous, Nyika, South Viphya, Maputo, Ndumo, Tembe, Ithala, iSimangaliso Wetlands, Mkuze, Hluhluwe-Umfolosi) [1]. In Südafrika sind rund drei Viertel der Küstenwälder  durch Bautätigkeit und landwirtschaftliche Nutzung verloren gegangen. Der größte Bestand lebt heute im Gebiet des iSimangaliso-Nationalparks (Mkuze/St Lucia), südlich des Umfolosi-Flusses hat es nur noch kleine, isolierte Populationen [10].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Einfuhr aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU sehr schwierig.

Bedeutung für den Menschen

Der Rotducker wird intensiv zur Fleischgewinnung für den Eigenbedarf und lokale Bushmeat-Märkte bejagt [1]. Trotz der nur kleinen Hörner sind sie auch Gegenstand der Trophäenjagd [10].

Haltung

In Menschenobhut erreichen die Tiere ein Alter von 10-15 Jahren [6], im Berliner Zoo wurde ein Bock mit 17 Jahren gar noch einmal Vater und starb im Rekordalter von 18 Jahren [4]. 2020 waren die ältesten Tiere in EAZA ZToos 16 (Ricke) bzw. 14 (Bock) Jahre alt [8].

Rotducker können mit anderen afrikanischen Huftieren vergesellschaftet werden, wobei darauf zu achten ist, dass sie Rückzugsmöglichkeiten haben. Der Zoo Landau in der Pfalz hielt von 2004-2015 in seiner Afrikanlage Rotducker zusammen mit Hartmann-Bergzebras (Equus zebra hartmannae) und Südlichen Streifengnus (Connochaetes taurinus taurinus), ferner mit Östlichen Kronenkranichen (Balearica regulorum gibbericeps) und Graukopfkasarkas (Tadorna cana). Im Zoo Basel wurden die Ducker mit Rappenantilopen (Hippotragus niger) vergesellschaftet, in Hannover mit Kleinen Kudus bzw. Tiefland-Nyalas, in Beekse Bergen, Köln und Leipzig mit Okapis (Okapia johnstoni).

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund einem Dutzend Zoos gehalten, von denen sich gegen die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Der heutige europäische Zoobestand geht auf einen Import von 2.1 Tieren zurück, die der Dresdener Zoo 1996 via Posen aus dem Tygerberg Zoo bei Kraaifontein, Westkap, bezog. Er war im Zunehmen begriffen, bis er 2012 einen Bestand von 41 Tieren umfasste. Danach nahm er wieder ab und lag 2020 noch bei 29 Tieren in 11 Institutionen. Es existiert ein europäisches Zuchtbuch (ESB). Dieses wird am Zoo Leipzig geführt.

Wie Rotducker gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Paar ein Gehege von mindestens 50 m² zur Verfügung stehen. Zudem wird eine Stallfläche von 2 m² pro Tier vorgegeben. Die Temperatur im Innengehege muss mindestens 18ºC betragen. Dazu ist festzustellen, dass die mittleren monatlichen Tiefsttemperaturen in Pietermaritzburg, das sich imAreal des Rotduckers befindet, ganzjährig unter 18ºC liegen (+2 bis 17ºC), im tiefer und an der Küste gelegenen Durban immerhin während 9 Monaten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 2 Tieren ein unterteilbares Gehege mit Sichtblenden, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten vor, dessen Grundfläche 50 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisfläche dazu. Als Stallfläche sind 3 m² pro Tier anzubieten.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-5 Tiere ein Außengehege von 200 m² erforderlich, für jedes weitere 20 m² mehr. Ferner sind Innenanlagen von 10 m² pro Tier mit einer Raumtemperatur von mindestens 18°C vorgeschrieben. Die Haltung hat paarweise oder in Familiengruppen zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Rotducker wurde 1834 anhand eines Exemplars aus Port Natal, dem heutigen Durban, von dem schottischen Zoologen Andrew SMITH, der die südafrikanische Fauna gründlich erforschte, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden 12 Unterarten differenziert, später noch zwei, C. n. natalensis südlich und C. n. robertsi nördlich des Limpopos. Manche Autoren betrachten auch den Harvey-Rotducker (C. harveyi), der von Äthiopien und Somalia bis nach Malawi und Sambia vorkommt, als Unterart von natalensis. In jüngster Zeit wird die Art aber als monotypisch angesehen [1;2; 7].

Die Gattung Cephalophus gilt als polyphyletisch. Nach einer Publikation aus dem Jahr 2022 wird der Natalducker daher, zusammen mit neun weiteren Arten,  in die neue Gattung Cephalophorus gestellt. Dies wurde von der IUCN im Rahmen der Roten Liste noch nicht übernommen [11].

Literatur und Internetquellen

  1. IUCN SSC Antelope Specialist Group. (2016). Cephalophus natalensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T4144A50183272. http://www.iucnredlist.org/details/4144/0. Downloaded on 13 June 2018.
  2. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
  3. MILLS, G & HES, L. (1999)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. RAHDE, T. (2011b)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - ANTELOPE AND GIRAFFID TAG (2022)
  9. ESTES, R. D. (1991)
  10. ROWE-ROWE, D. T. (1991)
  11. BÄRMANN, E. V. et al. (2022)

SAF 09 06 mkuze cephalophus natalensisRotducker (Cephalophus natalensis) in seinem natürlichen Lebensraum im Mkuze-Wildreservat, Kwazulu-Natal, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern