Dallschaf-Widder (Ovis dalli dalli) im Zoo Leipzig
Foto Appaloosa
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)
Dallschaf
Ovis dalli • The Dall's Sheep or Thinhorn Sheep • Le mouflon de Dall
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Weil Wildschafe - eigentlich zu Unrecht - als nicht besonders attraktiv gelten und die nordamerikanische Fauna für die meisten europäischen Zoos keine Priorität hat, ist das in der Wildbahn nicht gefährdete Dallschaf in der europäischen Zoowelt zu einer echten Rarität geworden. Körperbau und KörperfunktionenBeim Dallschaf ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern hinsichtlich Körperlänge- und -höhe nicht sehr ausgeprägt. Die Böcke sind aber massiger und ihr Gehörn trägt ebenfalls zu den deutlichen Unterschieden hinsichtlich Gewichts bei. Die Böcke erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 130-178 cm, eine Schulterhöhe von 92-109 cm, eine Schwanzlänge von 8-13 cm und ein Gewicht von 82 (72-136) kg. Die Kopf-Rumpflänge der Auen beträgt 132-162 cm, die Schulterhöhe 79-89 cm, die Schwanzlänge 8-10 cm und das Gewicht 57 (46-75) kg. Die bogen- oder schneckenförmigen Hörner der Böcke werden 106-132 cm lang und können einen Basisumfang von 33-39 cm haben. Die Hörner der Auen sind säbel- oder bogenförmig, schwächer und kürzer. Voraugen-, Inguinal-, Anal- und Zwischenzehendrüsen sind vorhanden. Die Auen haben ein Euter mit 2 Zitzen [7; 13]. Vom Dallschaf gibt es zwei Unterarten, die sich aufgrund ihrer Fellfarbe unterscheiden. Das eigentliche Dallschaf oder Schneeschaf (O. d. dalli) ist reinweiß, das Stoneschaf (O. d. stonei) hat nur einen weißen Kopf, Spiegel, Bauch und Hinterseiten der Beine. Ansonsten ist das Fell graubraun oder schieferbraun, und der kurze Schwanz ist schwarz. Neben diesen beiden typischen Morphen gibt es auch Zwischenformen, die gelegentlich als Fannin-Schaf bezeichnet werden (O. d. fannini) [7; 13]. VerbreitungNordwest-Nordamerika: Alaska (USA) und Kanada (British Columbia, Yukon und Northwest Territories) [2]. Weitere Angaben zu den Unterarten siehe unter Taxonomie. Lebensraum und LebensweiseDie Gruppe der Neuweltlichen Wildschafe füllt in Nordamerika ökologische Nischen, die in Europa von Wildziegen besetzt sind. Das Dallschaf besiedelt mit Felsen und steilen Partien durchsetzte trockene alpine Weiden innerhalb der Strauchzone der subarktischen und arktischen Gebirge und während des Winters tiefer gelegene Waldpartien. Zwischen Sommer- und Wintereinständen können erhebliche Distanzen liegen [7]. Die Tiere sind überwiegend tagaktiv, während des Winters weiden sie gezwungenermaßen auch im Dunkeln. Sie leben gesellig, außerhalb der Paarungszeit nach Geschlechtern getrennten Rudeln, die unterschiedliche Lebensräume bevorzugen. Böcke sind eher in tieferen Lagen anzutreffen, wo das Nahrungsangebot größer, aber auch der Prädationsdruck durch den Wolf höher ist. Die Auen halten sich mit den Lämmern in höheren, steileren Lagen auf, wo das Futter spärlicher aber auch das Feindrisiko geringer ist. Über das ganze Jahr gesehen machen Gräser und Sauergräser und eventuell Kräuter über 80% der aufgenommenen Nahrung aus. Der Rest verteilt sich auf Laub von Bäumen und Sträuchern (z.B. Weiden), Zwergsträucher (z.B. Heidelbeeren), Kriechpflanzen (z.B. Silberwurz, Dryas octopetala), Beifuß (Artemisia), Moose und Flechten [7; 13]. Die Brunft fällt auf den Zeitraum November-Dezember. Nach einer Tragzeit von 170-180 Tagen kommt es meist von Mai -Juni zur Geburt eines Einzelkitzes, nur selten von Zwillingen, mit einem Geburtsgewicht von 3-4.5 kg. Die Lämmer werden mit etwa 3-5 Monaten entwöhnt. Sie werden mit 2.5, bisweilen schon mit 1.5 Jahren geschlechtsreif, bei Böcken ist dies im Zoo mit 2.5-3.5 Jahren der Fall [7; 8; 13]. Gefährdung und SchutzDas Dallschaf ist eine weitverbreitete Art mit einer großen Gesamtpopulation. Die Art wird zwar bejagt da die Jagd aber strikt geregelt ist und das Dallschaf auch in vielen Schutzgebieten vorkommt, wird es seit dem Jahr 2000, letztmals überprüft 2020, als nicht gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2]. Der internationale Handel unter CITES ist nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Dallschaf wurde, und wird in gewissem Ausmaß immer noch von der indigenen Bevölkerung hauptsächlich zur Gewinnung von Fleisch gejagt. Heute spielt auch die Sportjagd eine Rolle [2]. HaltungWeil das Dallschaf extrem an einen hochalpinen Lebensraum angepasst ist, stellt es, wie so viele stenöke Arten, hohe Anforderungen an die Haltung. Die von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegen für die Nominatform bei 19 Jahren und 7 Monaten und für das Stoneschaf bei 19 Jahren und 5 Monaten. Es handelte sich jeweils um in amerikanischen Einrichtungen gehaltene weibliche Nachzuchttiere [12]. Haltung in europäischen Zoos: In Europa wird nur die Nominatform Ovis dalli dalli in ganz wenigen Zoos und Wildparks gehalten. Die europäische Erstzucht gelang 1972 im Zoo Berlin. Für Details siehe Zootierliste. Von 2013-2019 hat der Bestand in EAZA-Zoos von 30 auf 11 Tiere und von 5 auf 2 Zoos abgenommen [15]. Forschung im Zoo: Dallschafe sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten im Zoo. So wurden im Rahmen einer Dissertation Untersuchungen zum Krankheitsgeschehens und der Haltungsprobleme von Dallschafen in drei zoologischen Gärten durchgeführt. In einer anderen Arbeit wurde die Haltung von Dallschafen im Zoologischen Garten Leipzig analysiert [6; 9]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 250 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 20 m² zusätzlich. Ein Stall ist nicht erforderlich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 50 m² zur Basisflächen dazu. Es sind natürliche oder künstliche Unterstände anzubieten, in denen alle Tiere gleichzeitig Platz finden. Werden die Tiere aufgestallt, ist eine Grundfläche von mindestens 2 m²/Tier vorgeschrieben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 10 Tiere 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Es müssen Unterstände zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse wie Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze angeboten werden, so dass alle Tiere bei Bedarf darin gleichzeitig Unterschlupf finden können. Die Haltung hat in Herden zu erfolgen. Taxonomie und NomenklaturDas Dallschaf wurde 1884 von dem amerikanischen Naturforscher und Ethnologen Edward William NELSON unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Unterart O. d. stonei beschrieb der amerikanische Zoologe Joel Asaph ALLEN drei Jahre später. Es wurden weitere Unterarten beschrieben, die aber heute nicht mehr anerkannt werden. Verbreitung:
Von der Taxonomie der eigentlichen Schafe gibt es so viele Varianten, wie es Autoren gibt. Manche anerkennen nur eine Art, andere zwei (alt- und neuweltliche Schafe), die Rote Liste der IUCN sechs, wieder andere bis zu sieben. Das Handbook of the Mammals of the World ist völlig unbrauchbar, weil es, GROVES & GRUBB folgend, viele Unterarten zu einem Total von 20 "guten" Arten aufwertet, was mit Biologie nichts mehr zu tun hat und z.B. von SCHÜRER kritisiert wurde [2; 4; 5; 7; 10; 11; 12; 13]. |
Literatur und Internetquellen
- ENVIRONMENT YUKON
- FESTA-BIANCHET, M. (2020). Ovis dalli. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T39250A22149895. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T39250A22149895.en . Downloaded on 27 November 2021.
- GRAND SLAM CLUB OVIS
- GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- JUNGHANS, B. (1999)
- MATSCHEI, C. (2012)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- RUSKE, K. & MOLCH, M. (2010)
- SCHÜRER, U. (2012)
- SHACKLETON, D.M. (1997)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- DAMOIS, P., ROBOVSKÝ, J.,MUELLER, D, PENELLO, M.,ZIMMERMANN,M., VAN DER MEER, R.AND VOORHAM, M. (eds., 2020)