Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)
Ziegenrassen
Capra aegagrus f. hircus • Domestic Goat Breeds • Races de la chèvre domestique
Anglo-Nubische Ziege
|
Die Anglo-Nubische Ziege entstand im 19. Jahrhundert in England aus Kreuzungen von einheimischen Landschlägen mit aus Afrika und Indien eingeführten Ziegenrassen. Sie wird immer noch hauptsächlich in Großbritannien gehalten. 2008 hielten in Deutschland 33 dem Herdebuch angeschlossene Züchter insgesamt 40 Zuchtböcke und 494 Mutterziegen. In der Schweiz gib es seit 2002 ein Herdebuch, in Österreich wird ein solches vom Oberösterreichischen Ziegenzuchtverband geführt. Die Anglo-Nubische ist eine großrahmige, langbeinige Ziege. Rassetypisch sind die langen, anliegenden, hängenden Ohren und die ausgeprägte Ramsnase. Die Tiere können gehörnt oder hornlos sein. Das Haar ist kurz, glatt und fein. Alle Farbkombinationen von braun, schwarz und weiß sind möglich. Es handelt sich um eine hitzetolerante Zweinutzungsrasse: Die Milchleistung liegt bei ca. 700 -800 kg pro Laktationsperiode, die Fleischleistung ist ebenfalls gut. Die Geißen sind frühreif und bringen im Mittel zwei Lämmer pro Jahr. Nach Zootierliste (2022) werden Anglo-Nubische Ziegen in über 40 Zoos gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Angoraziege
|
Die Angoraziege ist eine Wollziegenrasse. Sie stammt ursprünglich aus Anatolien (Angora war bis 1930 die Schreibweise für Ankara). Bereits 1742 wurden die ersten Angoraziegen nach Schweden eingeführt, 1765 kam ein starker Trupp nach Spanien, 1768 erstmals 2 Böcke und 5 Geissen nach Deutschland und zwar als Geschenk des Fürstlich-Liechtensteinschen Intendanten Johann Wengand an Karl Theodor, Pfalzgraf bei Rhein, 1787 einige Hundert in die französischen Voralpen, wo sie bestens gediehen, ebenso die 100 Stück, die Ferdinand VII. im Schlosspark von El Retiro an- und später auf Berge des Escorial umsiedelte. 1838 kamen die ersten nach Südafrika, heute das wichtigste Produktionsland, und wenige Jahre später nach Kalifornien, wo es 1885 bereits einen Bestand von 100'000 Angoraziegen gab. Angoraziegen sind relativ klein. Die Geißen erreichen eine Widerristhöhe von 45-60 cm und ein Gewicht von 30-40 kg, die Böcke werden 50-70 cm hoch und 45-55 kg schwer. Sie haben sich den Klimabedingungen der Trockensteppen, Wüsten und Gebirgsregionen gut angepasst. Sie besitzen langes, spiralig bzw. gelockt herabhängendes Haar, das als Mohair weltweite Bedeutung erlangt hat. Das Vlies ist reinweiß, glänzend und besteht hauptsächlich aus wolligen Ringellöckchen. Grannenhaare sind unerwünscht. Die Tiere produzieren jährlich 3-6 kg Wolle. Dazu werden sie zweimal jährlich bei einer Stapellänge von jeweils 12-15 cm geschoren, was von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen als grausam kritisiert wird. Angoraziegen sind spätreif, die Fruchtbarkeit ist mäßig, in der Regel fallen nur Einlinge. Die Aufzucht der Lämmer ist schwierig, da diese sehr klein geboren werden und die Mutterinstinkte der Geißen nur gering ausgeprägt sind. Die Rasse wird nach Zootierliste (2022) in etwa 40 Zoos gehalten, davon rund ein Fünftel im deutschsprachigen Raum. Literatur und Internetquellen: |
Appenzeller Ziege
|
Das angestammte Zuchtgebiet der Appenzeller Ziege sind die beiden Appenzeller Kantone. Die Ziegenhaltung hat im Appenzellerland eine lange Tradition. Rindviehhalter hatten jeweils 4-8 Ziegen, die bei den Kühen weideten und deren Stall teilten, Sennen mit eigenen Ziegenweiden und ärmere Bauern, die sich keine Kühe leisten konnten, durften einen "Huffen", eine aus 21 Ziegen bestehende Herde halten. Mit der beginnenden Popularität der Molkekuren im 18. Jahrhundert erlebte die Ziegenhaltung im Appenzellischen eine Blüte. Die damaligen Ziegen boten kein einheitliches Erscheinungsbild: es gab weiße, schwarze, braunrote und entsprechend gefleckte, langhaarige und kurzhaarige, gehörnte und ungehörnte Tiere. Mit einer systematischen Zucht wurde in Appenzell-Innerrhoden 1902, in Ausserhoden 1914 begonnen. Bevorzugt wurden unbehornte Ziegen mit weißem langhaarigem Fell, was dem heutigen Rassestandard entspricht. In den ersten Jahren wurden auch von den Zuchtzielen abweichende Ziegen in die Genossenschaft aufgenommen, durften bei der Beurteilung aber nur als drittklassig eingestuft werden. Obwohl sich die kurzhaarige Saanen- und die langhaarige Appenzeller Ziege Anfang des letzten Jahrhunderts noch vielerorts glichen, wurde nach und nach eine Abgrenzung zwischen beiden Rassen gesucht. Um Zürich entwickelte sich eine sogenannte Zürcherziege, die zwischen der Saanen- und der Appenzeller Ziege stand, heute aber der Appenzeller Ziege zugerechnet wird. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lag der Zuchtbestand bei etwa 5'000 Tieren, und es existierte ein blühender Export in andere Kantone und nach Preußen. Das Verbot der Waldweide und des Weidegangs auf den Allmenden erschwerte ab 1903 die Haltung. Ab 1920 ging der Export als Folge der in der Weimarer Republik herrschenden Inflation drastisch zurück, und Halter in der Schweiz bevorzugten zunehmend kurzhaarige Tiere. In der Folge schrumpfte der Bestand bis 1936 auf nur noch 406 Zuchttiere. Dass die Rasse nicht ganz verschwand, liegt daran, dass mit ihr wichtige Traditionen und kulturelle Werte eng verbunden sind. Zu einem Alpaufzug oder einer Alpabfahrt gehörten - und gehören auch heute noch - Appenzeller Ziegen, die von einem Buben in Sennentracht angeführt werden. Ein Zuchtziel ist Hornlosigkeit, aber nach wie vor ist etwa jedes vierte geborene Tier behornt. Die Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 70-85 cm und ein Gewicht von mindestens 65 kg. Die Geißen werden 70-80 cm hoch und mindestens 55 kg schwer. Die Milchleistung liegt bei 560-620 l. Die Milch wird überwiegend zu Käse verarbeitet. Pro Wurf fallen im Mittel 1.4 Kitze an. Die Appenzeller Ziege gilt immer noch als gefährdet. Dank Förderung durch Pro Species Rara und das Bundesamt für Landwirtschaft hat ihr Bestand aber in den letzten Jahren zugenommen. 2019 wurde wieder 104 Zuchtböcke und 1'139 Zuchtgeißen gezählt. Nach Zootierliste (2022) wird sie in drei zoologischen Einrichtungen der Schweiz gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Bulgarische Schraubenziege
|
Die mit vollem Namen «Bulgarische Schraubenhörnige Langhaarziege» genannte Rasse stammt, wie der Name sagt, ursprünglich aus Bulgarien wo sie als Fleisch-, Milch- und Wollrasse gehalten wurde, und geht auf den dort durch den Import von Hochleistungsrassen weitgehend verdrängten und daher nur noch vereinzelt anzutreffenden alten Landschlag zurück. Seit 1997 gibt es in Bulgarien eine Züchtervereinigung, welche die Rasse erhalten will. Die heute in Deutschland vorhandenen Tiere stammen von einer Zuchtgruppe von 22 Tieren ab, die der Thüringer Zoopark in Erfurt 1968 eingeführt hat. Im deutschen Herdebuch wird die Rasse ausschließlich als Fleischziege geführt. Die Bulgarische Schraubenziege ist eine mittelgroße Ziege. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 70-80 cm und ein Gewicht von 60-70 kg. Geißen werden 65-75 cm hoch und 45-50 kg schwer. Die Böcke tragen imposante, bis 80 cm lange, weit ausladende und korkenzieherartig zur Seite reichende Hörner. Die Hörner der Geißen sind gleich geformt aber etwas kleiner, wobei auch sichelförmig nach hinten gebogene Hörner vorkommen können. Die Ohren sinnd wagrecht oder hängend. Das Haarkleid ist lang und reicht bis zu den Sprunggelenken. Die Fellfarbe reicht von ganzfarbig schwarz über braun bis grauweiß, auch Schecken kommen vor. Die Rasse wird, hauptsächlich im deutschsprachigen Raum, in etwa 15 Zoos gehalten. Im ehemalige Tagebaugebiet und heutigen Landschaftspark Cospuden werden aus Zoos, z.B. Hellabrunn, stammende Bulgaren- und Girgentanaziegen in einem Beweidungsprojekt eingesetzt, damit Offenlandflächen entstehen, auf denen sich licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten, wie Schmetterlinge und Eidechsen, wieder ansiedeln können. Literatur und Internetquellen: |
Bündner Strahlenziege, "Chaura strala grischuna"
|
Die Bündner Strahlenziege stammt, wie ihr Name sagt, aus dem Kanton Graubünden, genauer aus der Surselva, d. h. der Gegend um Ilanz und Disentis. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie als «Schwarze Gebirgsziege» in der Literatur erwähnt. Im heutigen Farbschlag mit den beiden charakteristischen weißen «Strahlen» von der Hornbasis bis zum Maul wird sie seit 1938 gezielt gezüchtet. Anfang der 1990er-Jahre war sie beinahe ausgestorben, 1992 lag der Bestand unter 300 Stück. Nur dank großem Einsatz von Bündner Züchtern blieb sie erhalten, gilt aber immer noch als gefährdet. 2019 lag der Herdbuchbestand bei 214 Böcken und 2'693 Geißen. Erfreulicherweise nimmt der Bestand leicht zu. Böcke sollen eine Widerristhöhe von 85-90 cm haben und mindestens 75 (-100) kg wiegen, für Geißen liegt die Höhe bei 75 cm und das Gewicht bei 55-80 kg. Das kurze und glatte Fell ist anthrazit bis tiefschwarz gefärbt, bis auf die Strahlen, die Ohren, die Unterseite des Schwanzes und die Analregion sowie die Gliedmaßen, die weiß sind. Ursprünglich waren die Tiere behornt, seit British Alpines aus England eingekreuzt wurden, gibt es auch genetisch hornlose Individuen. Die Mehrheit der Züchter bevorzugt den behornten Typ. Die Haltung erfolgt zur Milch- und Fleischproduktion sowie zur Landschaftspflege, für die sich im Gebirge die sehr geländegängigen Tiere besonders eignen. Die Milchleistung ist mit 500-600 kg vergleichsweise tief. Der Fettgehalt soll nach Zuchtziel 3.78%, der Eiweißgehalt 3.03% betragen. Die Rasse wird in etwa einem halben Dutzend Zoos gezeigt, die sich fast alle in der Schweiz befinden. Literatur und Internetquellen: |
Bunte Deutsche Edelziege
|
Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Deutschland eine organisierten Ziegenzucht. Ab dann wurden in die verschiedenen Landschläge leistungsstärkere Schweizer Rassen eingekreuzt, darunter die Gemsfarbige Gebirgsziege. Die Bunte Deutsche Edelziege entstand 1927/28 aus dem Zusammenschluss der verschiedenen Farbvarianten brauner Ziegen aus allen Gebieten Deutschlands. In ihr aufgegangen und heute noch als Farbschläge existierend sind die Frankenziege, und die Erzgebirgsziege, beide schwarzbäuchig, sowie die noch bis 2010 als eigenständige Rasse geführte Harzer und die Schwarzwaldziege, beide hellbäuchig. Die ebenfalls bunte ehemalige Rhönziege galt bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts als verschollen. Die Bunte Deutsche Edelziege ist eine widerstandsfähige und langlebige, hochproduktive Milchziege. Böcke haben eine Widerristhähe von 75-85(-100) cm und ein Gewicht von 60-80(-100) kg. Geißen sind etwa 5-10 cm kleiner und wiegen 50-65(-75) kg. Es gibt hornlose und gehörnte Tiere. Das Fell ist kurze und glatt anliegend. Seine Farbe reicht von hellbraun über rotbraun bis schwarzbraun mit schwarzem Aalstrich auf dem Rücken und eventuell schwarzen Flankenstreifen. Die Farbe von Gesicht, Bauch und Beinen variiert von hell bis dunkel. Eventuell sind Strahlen vorhanden. Die Tiere sind frühreif, die Erstzulassung ist mit 7-9 Monaten möglich. Namentlich beim Schwarzwaldschlag fallen oft Drillinge an. Die Milchleistung pro Laktationsperiode liegt bei (700-)850-1'200 kg, die Fettgehalt beträgt 3.2-3.5%, der Eiweißgehalt 2.8-3.0%. Auf der Roten Liste der gefährdeten Haustierrassen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) wird die Rasse in der Beobachtungspopulation geführt. 2013 waren 4.473 weibliche und 236 männliche Tiere registriert. Von den einzelnen Schlägen gibt es jeweils nur wenige Hundert registrierte Zuchttiere. Die Rasse (bzw. definierte Farbschäge) wird nach Zootierliste (2022) in gut 30 ausschließlich deutschen Zoos gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Burenziege
|
Die Burenziege wurde ab 1930 in Südafrika aus einheimische Ziegenschlägen mit Einkreuzung von Ziegenrassen aus Botswana und Namibia herausgezüchtet. Mit der Gründung der «Goat Breeder ́s Association" im Jahr 1959 begann eine starke Selektion zum heutigen Typ hin. Nach Deutschland kamen die ersten Burenziegen über die Universität Gießen und 1978/1979 über die "Wilhelma" Stuttgart. Später wurden auch Sperma und Embryonen eingeführt. 2008 hielten in Deutschland 218 dem Herdbuch angeschlossene Züchter insgesamt 442 Zuchtböcke und 2'725 Mutterziegen. Die Burenziege ist eine mittel -bis großrahmige, gehörnte Fleischrasse, bei der die Böcke etwa 75 cm hoch und mindestens 75 kg schwer werden, die Geißen 60-70 cm hoch und 50 bis über 60 kg schwer. Sie ist kurzhaarig, das Fell ist weiß bis auf den rot- bis hellbraunen Kopf, dessen Zeichnung bis zum Hals und Brustbereich reichen kann. Eine weiße geschlossene Blesse ist wünschenswert. Pigmentflecken am Körper werden bis zu einer Größe von 10 cm Durchmesser toleriert. Ein einfarbig rotbrauner Farbschlag ist auch zugelassen Der Kopf ist leicht ramsnasig mit langen Hängeohren. Beide Geschlechter tragen Hörner. Geknickte, längsgefaltete oder verdrehte Ohren sind abzulehnen. Wegen ihrer geringen Milchleistung werden Burenziegen nicht gemolken. Die Schlachtung erfolgt zumeist, wenn die Tiere ein Gewicht von 30-45 kg erreicht haben. Die Geburtenrate beträgt im Mittel 1.8 bis 2 Kitze pro Mutterziege. Oft werden Drillinge geboren. Die Burenziege ist eine der Nutztierrassen, deren Haltung in Deutschland durch ein vom Bundesministeriums für Landwirtschaft unterstütztes Projekt des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) und der Arche Warder gefärdert werden soll. Nach Zootierliste (2022) werden Burenziegen über 70 zoologischen Einrichtungen gezeigt. über die Hälfte davon befinden sich im deutschsprachigen Raum. Literatur und Internetquellen: |
Capra Grigia (Graue Bergziege)
|
Capra Grigia, die auch "Cavra del Sass" (Steinziege) genannte Graue Bergziege war früher in den Bündner Süd- und den Tessiner Alpentälern in den unterschiedliche Grautöne aufweisenden Schlägen Calanca, Leventina, Blenio-Valmaggia und Riviera weit verbreitet. Als Folge der Rassenbereinigung von 1938 und der Ausrottung der Caprinen Arthritis Encephalitis (CAE) ab 1984 verschwand die Rasse fast vollständig. 1997 startete ProSpecieRara mit den letzten Tieren ein Erhaltungszuchtprojekt, bei dem die einzelnen Schläge aufgrund der wenigen verbliebenen Tiere nicht erhalten werden konnten. 2006 wurde die Rasse als "Capra Grigia" vom Bundesamt für Landwirtschaft offiziell anerkannt. 2011 schlossen sich Halter und Züchter zur Associazione Capra Grigia Svizzera zusammen, die das Zuchtbuch führt. 2014 gehörten dem Verein 107 Halter mit zusammen 697 Tieren an. Die Capra Grigia ist eine robuste, mit Widerristhöhen von 70-80 cm bei den Geissen und 75-85 cm bei den Böcken mittelgroße Zweinutzungsziege. Böcke erreichen ein Gewicht von 65-80 kg, Geissen von 45-55 kg. Beide Geschlechter tragen kräftige Hörner. Die Böcke und viele Geissen haben Ziegenbärte. Die Farbe des kurzhaarigen Fells variiert von silber- bis dunkelgrau, wobei die Beine dunkler sind als der Körper. Weiße Flecken sind nicht erlaubt, außer allenfalls ein kleiner Stern an der Basis der Hörner sowie Reif an Maul und Ohren. Mit ihren harten Klauen sind die Tiere ausgesprochen trittsicher. Die Rasse wird nach Zootierliste (2022) in vier zoologischen Einrichtungen in der Schweiz gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Damaraziege
|
Damaraziegen stammen aus dem Damaraland, heute ein Teil der Kunene-Region, im Nordwesten Namibias. In Namibia selbst werden sie auch als Kunene-oder Kaokoland-Ziegen bezeichnet. Sie sind genügsam und werden vorab zur Fleischproduktion gehalten. Die geringe Milchleistung ermöglich meist nur die Aufzucht eines einzelnen Kitzes. Geißen erreichen ein Gewicht von 40-50(-80) kg, Böcke werden 70-80(-150) kg schwer. Typisch für Damaraziegen sind ihre großen Hängeohren, die zur Wärmeregulierung dienen. Beim Durchströmen der Ohren gibt das Blut Wärme an die Umgebung ab und fließt gekühlt in den Körper zurück. Fie weiblichen Tiere bilden über Jahre hinweg stabile, große Herden. Die Böcke hingegen leben in Junggesellengruppen und stoßen nur zur Paarungszeit zu den Geißen. Damaraziegen werden in etwa 15 zoologischen Einrichtungen gehalten, die sich fast alle in Deutschland befinden. Für Details siehe Zootierliste. Literatur und Internetquellen: |
Dänische Landziege - Dansk Landraceged
|
Bereits im frühen Neolithikum, d h. vor 5'500 Jahren, wurden im heutigen Dänemark Ziegen zur Gewinnung von Milch, Fleisch, Horn und Fell gehalten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde versucht, die dänische Landrasse hinsichtlich ihrer Milchleistung zu veredeln. Dazu wurden Saanen-, Harzer- und norwegische Ziegen eingekreuzt. Der Einfluss dieser Rassen blieb aber gering. Anfang der 1980er Jahre war wegen der Konkurrenz durch importierte Ziegen mit höherer Leistung die Dänische Landziege nahezu ausgestorben. Durch den Zusammenschluss einiger Züchter, die typische Tiere aufkauften, konnte sie gerettet werden. Heute werden Haltung und Zucht der Landrasse durch die EU bezuschusst. Es handelt sich um eine robuste, gut an das Klima angepasste, in der Regel behornte Milchziege. Sie ist mittelgroß bis groß, die Böcke erreichen eine Wiederristhöhe von 85-95 cm und ein Gewicht von 70-90 kg, die Geißen werden 75-80 cm hoch und 45-65 kg schwer. Es gibt 7 anerkannte Farbschläge: wildfarbig, schwarz-wildfarbig, harzfarbig, schwarz, weiß, blau und gescheckt. Die meisten Tiere sind kurzhaarig, jedoch gibt es auch Tiere mit längerem Fell. Die Milchleistung ist sehr unterschiedlich. Das Mittel liegt bei 724 kg (500-1'000 kg) in 300 Tagen bei 4,28 % Fett und 3,18 % Eiweiß. Junggeißen gebären meist ein einzelnes Kitz, vom 2. Lebensjahr an sind Zwillinge die Regel. Für 2007 wurde der Bestand an Zuchttieren mit 85 Böcken und 194 Geißen angegeben. Die Rasse wird in etlichen dänischen Tierparks, Freilichtmuseen und Schaubauernhöfen gezeigt, außerhalb Dänemarks gibt es sie zwar in Privathaltungen, nicht aber in öffentlich zugänglichen Einrichtungen. Literatur und Internetquellen: |
Girgentana-Ziege
|
Die Girgentana-Ziege ist eine alte, aus der sizilianische Provinz Agrigent stammende Landrasse, die in den 1970er-Jahren zunehmend von Hochleistungsrassen verdrängt wurde und in den 1990er-Jahre zu verschwinden drohte. Eine Bestandserfassung ergab damals nur noch rund 200 Zuchttiere. Anfangs der 70er-Jahre hatte der Tierpark Berlin vom Zoo Neapel einige Zuchttiere erhalten. Später wurden weitere Zuchtgruppen von Tierparks importiert. Mittlerweile kümmert sich die Stiftung SAVE um den Erhalt der Rasse. Zur Vermeidung von Inzuchtproblemen werden Tiere zwischen der deutschen und der italienischen Population ausgetauscht. Die Girgentana ist eine mittelgroße Ziege. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 80-90 cm und ein Gewicht von 60-80 kg. Geißen werden 60-80 cm hoch und 40-50 kg schwer. Rassetypisch sind die länglichen Glöckchen am Hals und die korkenzieherartigen, mit Innendrehung senkrecht nach oben wachsenden, beim Bock bis zu 60 cm, bei der Geiß gut 40 cm langen Hörner. An Kopf und Hals ist das weiße oder rotbraune Fell kurz und glatt, am Körper ist es langhaarig und hat kaum Unterwolle. Die Milchleistung liegt bei 300-490 Liter Milch in 180 Tagen. Im Durchschnitt werden zwei Lämmer je Wurf geboren. Wegen ihrer eigenartigen Hornform sind Girgentanaziegen in Zoos recht populär. Sie werden in über 50 Haltungen gezeigt, von denen sich rund 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Literatur und Internetquellen: |
Jämtlandziege
|
Die Jämtlandziege gehört mit der Göingeziege und der Lapplandziege zu den drei alten schwedischen Landrassen. Daneben gibt in Schwedens noch die Edelziege, die merkwürdigerweise als «Svensk Lantras» bezeichnet wird. Die «Jämtget» stammt ursprünglich aus den mittelschwedischen Landschaften Jämtland und Härjedalen, wo sie eine große Rolle in der Sommerweidewirtschaft spielte. Da die Rasse auszusterben drohte, wurde ab Beginn der 1990er-Jahre eine Erhaltungszucht auf möglichst breiter Basis begonnen. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Herde weißer, behornter Ziegen, die Skånes Djurpark ab 1951 aufgebaut hatte, und die Herde des jämtländischen Landwirts Engla Persson, welche dieser seit 1942 züchtete und die Tiere aller heute vorkommenden Farben umfasste. Gewicht und Größe sind individuell sehr unterschiedlich. Die Böcke werden 50-100 kg schwer und erreichen eine Schulterhöhe von ca. 60-80 cm. Die Ziegen wiegen 35-65 kg und sind ca. 55-70 cm hoch. Auch die Färbung ist sehr variabel. Das Fell kann braun in verschiedenen Tönen, grau, schwarz, weiß oder «wildfarben» mit Gesichtsmaske und dunkeln Strümpfen sein, einfarbig oder auch gescheckt. Beide Geschlechter sind behornt, bei den Geißen kommen auch unbehornte vor. Bei den Böcken können die Hörner bis zu einem Meter lang werden. Manche Tiere haben Glöckchen. Die Jämtlandziege ist immer noch stark gefährdet. 1993 wurde die Landziegen-Vereinigung (Föreningen Allmogegeten) gegründet mit dem Ziel, die Jämtlandziege und die beiden anderen schwedischen Landrassen zu erhalten. Am 31.12.2019 umfasste das Zuchtbuch für die Jämtlandziege 89 Böcke und 404 Geißen in 92 Haltungen. Die Rasse wird in etwa einem Dutzend Zoos in Schweden und Deutschland gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Literatur und Internetquellen: |
Juan Fernandez-Ziege
|
Juan-Fernández-Ziegen sind verwilderte Hausziegen auf dem 700 km vor der chilenischen Küste im Pazifik gelegenen Juan-Fernández-Archipel, wo der Seefahrer Juan Fernández 1564 auf drei Inseln einige spanische Hausziegen als Proviantreserve zurückgelassen hatte. Auf zwei Inseln haben die Ziegen bis heute überlebt und große, die Umwelt schädigende Populationen gebildet, die durch Bejagung dezimiert werden. Auf der dritten Insel wurden sie durch die Naturschutzbehörde CONAF ausgerottet. Berühmt wurde der Archipel, und mit ihm die Ziegen, durch den teilweise auf Tatsachen beruhende, dort spielenden Roman «Robinson Crusoe» von Daniel DEFOE. In den 1960/70er Jahren waren Juan Fernandez-Ziegen in mehreren deutschen Zoos zu sehen. 1999, als sie nur noch in zwei Parks gehalten wurden, importierte der damalige Leiter des Haustierparks Warder, Dr. Jürgen Güntherschulze, 4 Wildfänge zur Blutauffrischung. Die Juan-Fernández-Ziege ist eine kleinere Rasse, bei der die Böcke 40-55 kg, die Geißen 25-35 kg schwer werden. Ihr Fell ist meist rötlich-braun mit einem schwarzen Aalstrich, schwarzem Kopf und schwarzen Beinen. Es kommen aber auch dunkelbraune und ganz schwarze Tiere vor. Erwachsene Böcke tragen große, gewundene Hörner. Die Geißen haben kürzere bogenförmige Hörner Literatur und Internetquellen: |
Kaschmirziege
|
Kaschmirziegen stammen aus den ariden Hochgebirgssteppen Zentralasiens, die meisten Tiere leben in China und der Mongolei. Vor gut 200 Jahren erfolgte die Ersteinfuhr nach Europa. Nach 1970 wurden in Australien und Neuseeland große Kaschmirziegen-Farmen aufgebaut. Im Jahre 1989 zogen die USA nach. In Europa finden sich Kaschmirziegen hauptsächlich in Schottland. Der Bestand in der Schweiz liegt bei etwa 250 Tieren, der seit 2009 bestehenden Alpine Cashmere Association gehören etwa ein Dutzend Züchter an. Im Ursprungsgebiet gehören Kaschmirziegen nicht einer einzelnen Rasse an, sondern bilden eine Rassegruppe mit dem gemeinsamen Merkmal der feinen Unterwolle. Es handelt sich um klein-bis mittelrahmige, gehörnte Ziegen, bei denen die Böcke eine Widerristhöhe von 60-70 cm und ein Gewicht von 50-60 kg erreichen, die Geißen 50-60 cm hoch und 30-40 kg schwer werden. Sie haben Hängeohren. Böcke tragen lange, nach außen drehende Hörner, Ziegen kleine sichelförmige. Das Haarkleid ist lang-haarig herabhängend mit feiner dichter Unterwolle. Es gibt weiße, graue, schwarze und braune Farbschläge. Die zu verarbeitende Unterwolle wird mehrmals pro Jahr ausgekämmt, gewaschen und versponnen. Die Produktion von Kaschmirwolle wird, wie andere Luxusprodukte tierischen Ursprungs auch, von Tierrechtsorganisationen bekämpft. Inwieweit deren Darstellungen repräsentativ sind, ist zu hinterfragen. Literatur und Internetquellen: |
Nera Verzasca
|
Die Nera Verzasca ist eine sehr ursprüngliche Ziegenrasse, deren Heimat das Tessin, insbesondere das Val Verzasca ist. Auch in den grenznahen, gebirgigen Bezirken der Lombardei und des Piemont kommt sie vor. Nördlich der Alpen wird sie kaum gehalten. Von allen anerkannten Ziegenrassen der Schweiz hat sie den kleinsten Bestand. Die Nera Verzasca ist eine typische Gebirgsziege mit stark ausgeprägtem Herdentrieb, sehr hohem Bewegungsdrang, einer Vorliebe für steiles und damit raubtiersicheres Gelände und hoher Temperaturtoleranz. Sie ist für Stallhaltung ungeeignet. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 90 cm und ein Gewicht von über 80 kg, Geißen werden 80 cm hoch und über 60 kg schwer. Beide Geschlechter sind kräftig behornt. Im Sommer tragen sie ein kurzes, schwarzes Fell, Im Herbst entwickeln sie ein dichtes Unterfell. Die Milchleistung ist mit durchschnittlich um 480 kg pro Laktation in Anbetracht der extensiven Haltung sehr beachtlich. Aus der Milch werden "Formaggini caprini" hergestellt, Ziegenkäse, die unter unterschiedlichen Namen (z. B. Büscion, Capreggio oder Formagella) als Frisch-, Weich-, Halbhart- und Hartkäse erhältlich sind. Das Fleisch ist von hoher Qualität. Im Tessin ist zu Ostern das "capretto al forno" äußerst beliebt. In Zoos ist die Schwarze Verzascaziege selten, laut Zootierliste (2022)wird sie nur in zwei Einrichtungen in der Schweiz gehalten. Literatur und Internetquellen: |
Ovamboziege
|
Ovamboziegen stammen nicht aus Westafrika, wie sich die Autoren verschiedener Internetauftritte gegenseitig abgeschrieben haben, sondern aus dem Stammesgebiet der Owambo in Nord-Namibia und Süd-Angola. In Europa sind sie nur in geringer Stückzahl anzutreffen. Die meisten der gegen 20 Zoohaltungen befinden sich in Deutschland. Die Ovamboziege ist eine mittelgroße Fleischrasse bei der die Böcke 70-85 cm hoch und 70-80 kg schwer werden, die Geißen 60-75 cm hoch und 40-50 kg schwer. Sie hat ein kurzes, teils mittellanges Fell, ist in beiden Geschlechtern gehörnt und hat lang herabhängenden Ohren. Die bis 30 cm langen Hörner sind aufwärts nach außen gedreht oder liegen sichelförmig am Kopf an. Das Fell kann einfarbig oder gescheckt in den verschiedensten Farben sein. Es weist im Winter eine feine Unterwolle auf. Mutterziegen gebären pro Jahr durchschnittlich 1,5 geborene Lämmer, die in den ersten Wochen täglich 200 g zunehmen. Literatur und Internetquellen: |
Pfauenziege
|
Im 19. Jahrhundert war die Pfauenziege im Bündnerland und im Tessin relativ weit verbreitet. Sie wurde praktisch zum Aussterben verurteilt, als ihr die Eidgenossenschaft 1938 die Förderungswürdigkeit absprach und sie trotz mangelnder Ähnlichkeit nur noch als Variante der Bündner Strahlenziege aufgefasst wurde. Anfang der 1980er-Jahre gab es nur noch 10 Halter mit zum Teil sehr kleinen Beständen. Diese schlossen sich auf Initiative von ProSpecieRara zusammen und stellten Jungtiere für neue Zuchtbestände zur Verfügung. Heute ist die Pfauenziege wieder eine anerkannte Rasse mit noch kleinem, aber stetig wachsendem Bestand. Auch in Deutschland und in Österreich, wo schon früher phänotypisch der Pfauenziege entsprechende Tiere in den Bundesländern Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol vorkamen, gibt es mittlerweile einige Haltungen. Ob es einen genetischen Austausch zwischen den früheren „Stubaier Gansen“ oder „Steirer Goaßen“ mit schweizerischen Pfauenziegen gegeben hat, ist nicht bekannt. Auch bei der Passeirer Gebirgsziege Südtirols ähneln manche Stücke stark der Pfauenziege. Pfauenziegen sind große und eher schwere, in beiden Geschlechtern kräftig behornte Tiere mit kurzem bis mittellangem, nicht glattem Haarkleid. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 85-95 cm und ein Gewicht von 75-85 kg. Geißen werden 70-80 cm hoch und 50-60 kg schwer. Die vordere Körperhälfte ist überwiegend weiß mit schwarzen Stiefeln. Von den schwarzen Ohrinnenseiten reichen zwei schwarze Bänder, die sogenannten «Pfaven», über die Augen bis zum ebenfalls schwarzen Maul. Die hintere Körperhälfte ist überwiegend schwarz mit weißen Oberschenkeln, einem weißen Flankenfleck und weißem Schwanz. Pfauenziegen sind geländegängig, robust, ausgewogene Milch- und Fleischlieferanten. Zu den Zuchtzielen gehört eine Milchleistung von über 510 Litern mit einem Fettgehalt von über 3.84% und einem Eiweißgehalt von über 3.13%. Zudem sind sie eine Attraktion im Agrotourismus. Pfauenziegen sind in etwa etwas unter 20 Zoos zu sehen, die sich fast alle im deutschsprachigen Raum befinden. Literatur und Internetquellen: |
Roveziege
|
Die Rove-Ziege ist eine Rasse unbekannter Herkunft, die im 19. Jahrhundert in Südost-Frankreich weit verbreitet war, danach aber, wie andere Lokalrassen auch, im Bestand abnahm. Von 1960-62 wurde im Département Bouches-du-Rhône eine erste Zählung durchgeführt, die einen Bestand von 6’000 Rove-Ziegen ergab, der für ganz Frankreich auf 15'000 Stück hochgerechnet wurde. In der Folge brach der Bestand stark ein, was 1979 zur Gründung eines Vereins zur Rettung der Rasse führte. 1987 wurden etwa 1’800 Rove-Ziegen gezählt. Bis 2007 stieg ihre Zahl auf 5'700 an. Heute ist die Rove die zweithäufigste Lokalrasse Frankreichs. Die Rove-Ziege ist eine recht große, kurzhaarige, in beiden Geschlechtern behornte Ziegenrasse. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 75-90 cm und ein Gewicht von 80-90 kg. Geißen werden 70-80 cm hoch und 50-60 kg schwer. Die Hörner sind ausladend und leicht gedreht, ihre Länge beträgt bei den Böcken bis 90 cm und bei den Geißen bis 30 cm. Das Fell ist meistens rotbraun, es können aber auch, schwarze, gescheckte, graue und blonde Tiere vorkommen, nie jedoch gemsfarbene oder weiße. Die Milchleistung der Rove-Ziege liegt, je nach Haltung, zwischen 250 kg und 500 kg. Die Milch weist einen hohen Fett- und Eiweißgehalt auf. Sie wird hauptsächlich wird zu «Brousse du Rove», einem Ziegenfrischkäse, oder anderen lokalen Käsesorten verarbeitet. Die Zoohaltungs beschränkt sich fast ausschließlich auf einige französische Zoos. Im deutschsprachigen Raum gibt es (2022) nur eine Haltung Literatur und Internetquellen: |
Saanenziege
|
Wie ihr Name sagt, stammt die Saanenziege ursprünglich aus dem Saanenland, einer Talschaft im westlichen Berner Oberland. Dank ihrer hohen Leistung ist sie heute mit 5'800 Herdebuchtieren als zweithäufigste Ziegenrasse (nach der Gemsfarbigen Gebirgsziege) in der ganzen Schweiz verbreitet und darüber hinaus in zahlreichen Ländern Europas und anderer Kontinente, wo sie entweder rein gezüchtet oder zur Veredlung in Landrassen eingekreuzt wird. In Deutschland läuft sie bzw. ihre Kreuzungsprodukte mit weißen Landrassen als "Weiße deutsche Edelziege". Saanenziegen sind große Ziegen mit reinweißem, kurzem, glattanliegendem Fell. Nach Standard sind höchstens einzelne schwarze Haare auf Euter, Nase und Ohren geduldet. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 90 (80-95) cm und ein Mindestgewicht von 85 kg. Geißen werden 80 (74-85) cm hoch und sollen mindestens 60 kg schwer sein. Es gibt gehörnte, überwiegend aber genetisch hornlose Tiere. Bei den genetisch hornlosen kann es gehäuft zu Geschlechtsanomalien wie Zwitterbildung oder zu Sterilität kommen. Auch ohne wesentliche Kraftfutterzugaben soll die Milchleistung über 830 kg / Laktationsperiode mit einem Fettanteil von 3.43% und einem Eiweißanteil von 2.98% liegen. In den USA beträgt die mittlere Milchmenge unter den dortigen Fütterungsbedingungen 1'154 kg / Laktationsperiode. Im Berner Oberland wird die Milch hauptsächlich zu Frischkäse, Weichkäse oder zu halbharten, etwa 800 g schweren "Mutschli" verarbeitet. Literatur und Internetquellen: |
Stiefelgeiss
|
Die Stiefelgeiss ist eine robuste Bergziege mit Ursprung im St. Galler Oberland und der Walensee-Region. Wie für die meisten lokalen Nutztierrassen war auch für sie die Rassenbereinigung von 1938 fatal. Die männlichen Tiere wurden fortan von den Behörden nicht mehr zur Zucht zugelassen und nur wenige hartnäckige Züchter hielten der traditionellen Rasse die Treue. 1983 gab es nebst vereinzelten Tieren nur noch eine reinrassige Gruppe in Quinten/SG. 1993 wurde ebendort der Stiefelgeissen-Züchterverein gegründet, der seit 1997 Mitglied des Züchterverbandes für seltene Nutztierrassen (ZV SNR) und seit 2003 dem Schweizerischen Ziegenzucht-Verband (SZZV) angeschlossen ist. Der heutige Bestand von über 1’000 registrierten Tieren in rund 120 Haltungen geht auf 26 weibliche und 5 männliche Stammtiere zurück. Stiefelgeissen sind mittelgroße, in beiden Geschlechtern kräftig behornte Tiere. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 75-85 cm und ein Gewicht von 60-80 kg. Geißen werden 67-77 cm hoch und 35-50 kg schwer. Rassetypisch sind ein Mantel aus langen Grannenhaaren auf dem Rücken und Hosen an den Beinen. Diese Behaarung unterscheidet die Stiefelgeiss von anderen, ähnlich gefärbten Rassen. Glöckchen und Bart sind erwünscht, kommen aber nicht bei allen Tieren vor. Farblich werden zwei Typen unterschieden: "Schwarzstiefel" und "Braunstiefel". Beide Typen kommen als dunkle, helle oder silbergraue Farbschläge vor. Passend zu ihren Stiefeln weisen sie eine dunkle Gesichtszeichnung um Augen, Nasenrücken und Ohren auf. Nach Zootierliste (2023) werden Stiefelgeissen nur in 6 zoologischen Einrichtungen in der Schweiz und in einem deutschen Tierpark gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Tauernscheckenziege
|
Die Tauernschecke ist eine Österreichische Gebirgsrasse mit Ursprung in den Hohen Tauern, wo sie seit mindestens dem ausgehenden 19. Jahrhundert gezüchtet wurde. Bis in die 1980er-Jahre gab es nur ganz vereinzelte Züchter, und die genetische Basis war entsprechend schmal. Mit der Gründung des Salzburger Zuchtverbandes für Schafe und Ziegen im Jahr 1995 stieg die Anzahl der Züchter bis 2004 auf etwa 50 mit circa 250 Zuchttieren; 2008 waren es bereits 700 Zuchttiere. Heute gibt es in Österreich Zuchtverbände auch in den Bundesländern Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Die Rasse gilt aber immer noch als hochgefährdet. Auch in Deutschland, wo 2018 20 Böcke und 125 Geißen registriert waren, und Südtirol konnten sich Zuchtzentren für Tauernschecken etablieren, und seit 2017 ist die Rasse auch in der Schweiz dem Herdebuch angeschlossen; 2019 waren 125 Tiere registriert. Tauernschecken sind robuste, vitale, langlebige und trittsichere Gebirgsziegen, die in beiden Geschlechtern gehörnt sind. Die Rasse ist sehr lebhaft gefärbt. Sie ist braun-schwarz-weiß, mitunter nur schwarz-weiß gescheckt mit einer durchgehenden Blesse am Kopf und ohne Strahlenzeichnung. Das Haarkleid ist kurz und ohne Behang; bei älteren Böcken kommen mitunter „Hosen“ vor. Die Tiere sind mittelrahmig mit stabilem Fundament. Geißen erreichen eine Widerristhöhe von ca. 70-77 cm und ein Gewicht von 50-70 kg, Böcke sind etwa 5-10 cm größer und 15 kg schwerer. Die Rasse wird in etwa 10 österreichischen und deutschen Zoos gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Thüringer Landziege
|
Die gehörnte, hell- oder dunkelbraune Thüringer Landziege hat eine Widerristhöhe von 80-90 cm und wird 60-80 kg schwer. Sie war im 19. Jahrhundert in Thüringen weit verbreitet und wurde vor allem von wenig begüterten Land- und Fabrikarbeitern gehalten. Ziel war primär die Fleischproduktion, daneben wurde natürlich auch die Milch verwertet. 1928 wurde sie wie andere pigmentierte Ziegenrassen zur Bunten Deutschen Edelziege zusammengefasst und verlor dadurch ihren Rang als eigene Rasse. Einige Züchter bemühen sich dennoch bis heute um ihe Reinzucht. Um die züchterisch nur wenig gepflegte Rasse wetterfester und produktiver zu machen, wurden Toggenburger Ziegen eingekreuzt, dadurch entstand eine neue Rasse, die Thüringer Waldziege. Die Landziegen sind etwas weniger robust als die Waldziegen und eignen sich nur bedingt für die Landschaftspflege. Thüringer Landziegen werden in sehr wenigen zoologischen Einrichtungen in Mitteldeutschland gezeigt. Für Details siehe Zootierliste. Literatur und Internetquellen: |
Thüringer Waldziege
|
In Thüringen gab es in früheren Jahrhunderten eine bedeutende Ziegenhaltung, wobei allerdings nicht auf bestimmte Rassemerkmale gezüchtet wurde. Die Thüringer Waldziege entstand erst ab 1897 durch das Einkreuzen von aus der Schweiz importierten Toggenburger Böcken in die heimischen Landschläge. Phänotypisch entspricht die Rasse der Toggenburger Ziege, abgesehen davon, dass sie dunkler braun und kurzhaarig ist, und dass es vereinzelt auch Exemplare mit schwarzem Fell gibt. 1936 war in Deutschland ein Bestand von 57'105 Thüringer Waldziegen ermittelt worden. Bis 2002 schrumpfte der Bestand auf etwas über 500 Herdebuchtiere. Die Rasse wurde daher in die Kategorie II der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) als stark gefährdet aufgenommen. Ab 2006 gab es ein vom Bundesministerium (BMEL) gefördertes Modellprojekt "Förderung und nachhaltige Nutzung der Thüringer Wald Ziege" des Landesverbandes Thüringer Ziegenzüchter e.V., das wichtige Maßnahmen für die Zucht der Thüringer Wald Ziege ermöglichte und zu einer Bestandszunahme auf über 2'000 Herdebuchtiere führte. Die Rasse wird in etwa 60 Zoos ausschließlich in Deutschland gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Toggenburgerziege
|
Die Toggenburgerziege ist mit einer Widerristhöhe von 65-75 cm bei den Geißen und 75-85 cm bei den Böcken und angestrebten Mindestgewichten von 55 bzw. 75 kg etwas kleiner als die Saanenziege, weist aber eine annähernd gleich gute Milchleistung auf. Es gibt behornte und genetisch hornlose Tiere. Die Fellfarbe ist oberseits hellbraun bis mausgrau mit weißen Abzeichen am Kopf ("Strahlen"). Ebenfalls weiß oder hell sind Läufe, Schwanzunterseite und deren Umgebung, Maul und Ohrgrund. Die Haare über Rücken und Schenkeln sind verlängert. Dieses Merkmal wurde bei manchen Zuchtlinien weggezüchtet, z.B. in Großbritannien und in Nordamerika. Als Zuchtziel ist eine Leistung von über 740 kg Milch mit einem Fettanteil von 3.56% und einem Eiweißgehalt von 2.90% vorgegeben. Toggenburger Ziegen sind fruchtbar und frühreif: Die erste Ablammung erfolgt meist im Alter von 15 Monaten und es werden meistens Zwillinge geboren. Wie ihr Name sagt, hat die Rasse ihren Ursprung im St. Gallischen Toggenburg, wo es sie bereits im 18. Jahrhundert gegeben hat. Heutige Hauptzuchtgebiete sind neben dem Toggenburg, das St. Galler Rheintal, die Zentralschweiz, Glarus und Thurgau. Der Anteil am schweizerischen Gesamt-Ziegenbestand beträgt rund 19%. damit ist sie die dritthäufigste Rasse. Auch in verschiedenen anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern ist die Rasse anerkannt. Die Rasse wird in etwa 15 Zoos gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Ungarische Landziege
|
Ungarische Landziegen (Magyar parlagi kecskék, eigentlich Ungarische Kaiserziegen) sind langhaarige, unterschiedlich gefärbte und meistens gehörnte Ziegen, bei denen oft Kurzohrigkeit auftritt. Man findet diese Mutation in Kombination mit allen Farbvarianten sowie bei hornlosen und gehörnten Tieren. Bei der «Kurzohrziege» kann daher nicht von einer eigenen Rasse gesprochen werden. Neben kurzohrigen Ziegen mit 5 bis 7 cm langen Ohren gibt es auch ohrenlose Tiere. Kurzohrige Ziegen findet man in erster Linie in den osteuropäischen Ländern von Tschechien über Russland bis nach Sibirien. In Ungarn sollen kurzohrige Ziegen in den 1970er Jahren als Mutation in der Gegend von Debrecen aufgetreten sein, anderen Angaben zufolge seien kurzohrige Böcke aus Rumänien eingeführt worden. Einige wenige Exemplare sind auch in Österreich, in Tiergärten und in der Hobbyhaltung, anzutreffen. Literatur und Internetquellen:
|
Vierhornziege
|
Die Vierhornziege ist das Ergebnis einer dominant vererbten Mutation, die erstmals in den österreichischen Alpen auftrat. Es gibt sie schon sehr lange. Prinz Eugen (1663-1736) hat dieses Kuriosum in seiner Menagerie in Schloss Belvedere in Wien gezüchtet. Vierhornziegen waren in der ganzen Österreich-Ungarischen Monarchie verbreitet. Heute gibt es nur mehr ganz wenige Tiere. 2009 wurde mit einem Erhaltungszuchtprogramm begonnen, an dem sich mehrere Tiergärten in Österreich und Deutschland beteiligen. Die Vierhornziege ist eine mittelgroße, kräftige und stämmige Ziege, bei der die Böcke eine Widerristhöhe von 70-90 cm und ein Gewicht von 50-80 kg erreichen und die Geißen 60-80 cm hoch und 40-75 kg schwer werden. Die Tiere sind in der Regel in beiden Geschlechtern vierfach behornt, wobei die Geißen ein weniger kräftiges Horn entwickeln. Das Fell ist mittel- bis kurzhaarig. Es werden auch langhaarige Tiere toleriert. Die Färbung ist sehr uneinheitlich, am häufigsten ist ein gemsfarbiger Schlag mit und ohne Strahlenzeichnung. Literatur und Internetquellen: |
Walliser Schwarzhalsziege
|
Die Walliser Schwarzhalsziege ist eine typische Hochgebirgsrasse, welche in ihrem Heimatkanton kulturell stark verankert ist. Sie soll von Tieren abstammen, die durch Einwanderung afrikanischer, vermutlich sarazenischer Völker im Jahr 930 ins Wallis gekommen sind. In den 1970er Jahren war die Rasse akut gefährdet, mittlerweile gibt es aber in der Schweiz wieder über 1'650 Herdebuchtiere. In Deutschland wird sie seit Anfang der 1980er Jahre gehalten. 2008 hielten dort 49 dem Herdbuch angeschlossene Züchter insgesamt 40 Zuchtböcke und 494 Mutterziegen. Walliser Schwarzhalsziegen sind mittelgroße und kräftige, langhaarige Ziegen, die in beiden Geschlechtern behornt sind. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 75-85 cm und ein Gewicht von 65-90 kg, Geißen werden 79-75 cm hoch und 45-60 kg schwer. Rassetypisch ist ihre Färbung: Kopf und Vorderhand bis halber Mittelleib sind kohlschwarz, die Hinterhand ist schneeweiß; die beiden Farben sind auf der Höhe der letzten Rippe scharf getrennt. Pigmentflecken im Hinterteil kommen vor, sind aber unerwünscht. Die vorderen Klauen sind schwarz, die hinteren hornfarben. Bilder aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zeigen Ziegen mit kürzeren Haaren. Heute tragen viele Individuen extrem lange Haare, die nicht selten bis zum Boden reichen und eine entsprechend aufwändigere Fellpflege bedingen. Die Milchleistung liegt im Mittel bei 500 kg in 200 Tagen, die meisten Ziegen werden aber als traditionelles Hobby gehalten und werden nur in seltenen Fällen gemolken, vielmehr wird vor allem Mutterziegenhaltung praktiziert. Die Kitze nehmen während der ersten 12 Lebenswochen täglich um 200 g zu. Nach Zootierliste (2022) werden Schwarzhalsziegen in über 100 zoologischen Einrichtungen gezeigt. Diese befinden sich zu etwa drei Vierteln im deutschsprachigen Raum. Literatur und Internetquellen: |
Grüenochte Geiss
|
Im Zuge der Rassenbereinigung von 1938 wurde von den vier Typen des Walliserziegen-Komplexes nur die Schwarzhalsziege in die offizielle Rasseliste aufgenommen. Die anderen drei Typen, die Grüenochte Geiss, die Kupferhalsziege und die reinweiße Capra Sempione (Simplon-Ziege) wurden als unerwünscht erklärt. Heute wird im Rahmen einer Erhaltungszucht für die Grüenochte ein Zuchtbuch geführt, das 2019 28 Böcke und 71 Geissen umfasste. Die Grüenochte Geiss ist sehr selten in zoologischen Einrichtungen zu sehen, mindestens aber in einem kleinen Tierpark in der Schweiz. Literatur und Internetquellen: |
Kupferhalsziege
|
Wie die Grüenochte Geiß wurde 1938 auch die Kupferhalsziege nicht als Rasse anerkannt, mit dem Ergebnis, dass sich die Züchter auf die Schwarzhalsziege konzentrierten und die anderen Typen des Walliser Ziegen-Komplexes nahezu ausstarben. 2006 wurde ProSpecieRara auf die Kupferhalsziege aufmerksam und initiierte ein Erhaltungszuchtprogramm. Dieses begann mit 28 Tieren. 2019 umfasste das Herdbuch einen Bestand von 85 Böcken und 312 Geißen. 2020 wurde die Rasse offiziell vom Bundesamt für Landwirtschaft anerkannt und seit Sommer 2021 wird sie eigenständig im Zuchtbuch CapraNet des SZZV geführt. Die Kupferhalsziege sieht aus wie eine Schwarzhalsziege, abgesehen davon, dass sie vorne nicht schwarz, sondern kupferbraun gefärbt ist, wobei der Farbübergang zu weiß im Idealfall etwas vor der Körpermitte stattfindet, dies im Gegensatz zur Schwarzhalsziege. Angestrebt wird ferner eine etwas kürzere Behaarung mit einer Bodenfreiheit von ca. 20 cm. In öffentlich zugänglichen Tierhaltungen ist die Kupferhalsziege bislang eine ausgesprochene Seltenheit. In der Schweiz wird sie in mindestens fünf Tierparks gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Zwergziege
|
Zwergziegen stammen aus West- und Zentralafrika und wurden vermutlich im 17. Jahrhundert erstmals nach Europa eingeführt. Hier und in Nordamerika werden verschiedene Schläge gezüchtet. Die allermeisten Halter betreiben jedoch keine Herdebuchzucht. 2008 hielten in Deutschland 13 dem Herdebuch angeschlossene Züchter insgesamt 29 Zuchtböcke und 149 Mutterziegen. In der Schweiz existiert seit 2001 die Zwergziegen-Interessengemeinschaft, die ein Zuchtbuch führt, in dem Ende 2018 total 556 lebende Tiere registriert waren. Die Westafrikanische Zwergziege ist eine kleine Ziege mit gedrungenem Rumpf, kurzen Beinen, kurzem, breitem Kopf, aufrechten Ohren, die in aller Regel in beiden Geschlechtern gehörnt ist. Sie ist kurzhaarig, meist gescheckt, es gibt aber auch einfarbige Tiere. Böcke erreichen eine Widerristhöhe von 40-52 cm und ein Gewicht von 30-35 cm. Geißen werden 20-45 cm hoch und 20-25 kg schwer. In den Ursprungsländern wird die Zwergziege zur Fleischproduktion gehalten, die Milchleistung ist gering und reicht nur für die Aufzucht der Kitze. Diese sind schnellwüchsig und haben eine gute Bemuskelung. Die tägliche Gewichtszunahme liegt bei 80–110 g. Die Fruchtbarkeit ist sehr hoch, die Fortpflanzung ist nicht an eine Jahreszeit gebunden. In ihrer Heimat werden Zwergziegen extensiv gehalten. Sie sind in der Lage, auf Bäume zu klettern und sich ihre Nahrung im Geäst zu suchen. In Europa werden Zwergziegen hauptsächlich als Hobby gepflegt und zur extensiven Grünlandnutzung eingesetzt. Ein nicht geringer Teil der Population steht in Zoos und Tierparks, wo sie nicht nur als Ausstellungs-, sondern auch als Futtertiere dienen. Literatur und Internetquellen: |