Nubischer Steinbock

Nubischer Steinbock (Capra (ibex) nubiana) im Zoo Zürich
© Zoo Zürich (Pressefoto)

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)

D VU 650

EEPNubischer Steinbock

Capra (ibex) nubiana • The Nubian Ibex • Le bouquetin de Nubie

119 009 035 003 capra nubiana ZRH PD1Nubischer Steinbock (Capra nubiana) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana mapApproximative Verbreitung des Nubischen Steinbocks (Capra nubiana)

119 009 035 003 capra nubiana ZRH PD2Nubischer Steinbock (Capra nubiana) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana ZRH PD3Nubischer Steinbock (Capra nubiana) in Gemeinschaftshaltung mit Dscheladas (Theropithecus gelada) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana ZRH PD4Nubischer Steinbock (Capra nubiana) in Gemeinschaftshaltung mit Dscheladas (Theropithecus gelada) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana MUC PDNubisches Steinwild (Capra nubiana) in Gemeinschaftshaltung mit Mantelpavianen im Tierpark Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana MUC KR1Nubischer Steinbock (Capra nubiana) im Tierpark Hellabrunn © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 035 003 capra nubiana Sharjah KR1Nubische Steingeißen(Capra nubiana) mit Kitzen im Arabia's Wildlife Centre, Sharjah © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 035 003 capra nubiana Bronx PD1Nubischer Steinbock (Capra nubiana) mit Kitzen im Bronx Zoo, New York © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 035 003 capra nubiana EnGedi KR1Nubische Steingeiß (Capra nubiana) im En Gedi-Naturschutzgebiet, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 035 003 capra nubiana EnGedi KR2Nubische Steingeiß (Capra nubiana) mit Kitz im En Gedi-Naturschutzgebiet, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 035 003 capra nubiana PFZurich2Nubische Steinböcke (Capta nubiana) im Zoo Zürich © Zoo Zürich (Pressefoto)

119 009 035 003 capra nubiana MD KR1Nubische Steingeiß (Capra nubiana) mit Kitz im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 035 003 capra nubiana pretoria wDreierNubische Steinbock (Capra nubiana)im Pretoria Zoo © Wolfgang Dreier

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet gefährdete Nubische Steinbock ist eine dem Alpensteinbock nahe verwandte, kleine, kontrastreich gefärbte Steinbockform, die in Europa nur sehr selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nubische Steinbock ist kleiner und leichter gebaut als der Alpensteinbock. Er hat einen längeren Bart, sein Fell ist heller und seine Beine sind kontrastreicher gefärbt als bei jenem. Der Geschlechtsdimorphismus ist ausgeprägt. Böcke erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 115-140(-160) cm, eine Schulterhöhe von 75-95 cm und ein Gewicht von 50-85 kg, Geißen im Mittel eine Kopf-Rumpflänge von 105 (90-120) cm, eine Schulterhöhe von 65-75 cm und ein Gewicht von 25-40 kg. Die halbkreisförmigen Hörner der Böcke werden, auf der Vorderseite gemessen, 88-127, im Extremfall 138 cm lang und können einen Basisumfang von 15-24 cm haben. sie wachsen während der ersten vier Lebensjahe um 12-20 cm jährlich, danach noch 2-4 cm. Sie weisen Jahresfurchen auf, anhand derer das Alter des Bocks ermittelt werden kann, und haben auf der Vorderseite bis zu 36 starke Knoten (Schmuckwülste).

Bei den Geißen werden die Hörner etwa 35 cm lang und weisen schwache Rillen und Ringe auf. Die Böcke haben einen mittellangen, schwarzen Bart sowie einen schwarzen Aalstrich, die Geißen nicht. Der 10-20 cm lange Wedel ist bei beiden Geschlechtern schwarz. Namentlich die Vorderbeine sind kontrastreich schwarz-und-weiß gezeichnet. Im Übrigen ist die Farbe des Fells oberseits hellbraun, im Winter etwas dunkler. Der Bauch ist bei den Geißen und jüngeren Böcken weiß oder zumindest heller als die Oberseite. Bei älteren Böcken sind Bauch und Flanken schwärzlich [2; 3; 4; 7].

Verbreitung

Nordostafrika und Naher Osten: Ägypten, Israel, Jemen, Jordanien, Oman, Saudi-Arabien, Sudan (möglicherweise bis Eritrea und Äthiopien). Im Libanon ausgestorben, es wurde jedoch mit einem Wiederansiedlungsprogramm mit Tieren aus Jordanien begonnen. In Syrien ausgestorben und wiederangesiedelt [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nubische Steinbock hat sich als einzige Art seiner Gattung an das Leben in heißen, wüstenartigen Gegenden angepasst. Er wird, regional unterschiedlich, in Höhenlagen von 350-2'800 m angetroffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Wüstentieren ist er tagaktiv und vom Wasser abhängig. Er trinkt mindestens einmal pro Tag und hält sich deshalb meistens in der Nähe einer Wasserquelle auf [3].

Die Tiere sind überwiegend morgens und gegen Abend aktiv und ruhen über Mittag im Schutz von Bäumen, Sträuchern oder Felsen. Sie sind gesellig. Außerhalb der Brunft leben die Böcke und die Geißen mit ihren Kitzen meistens in getrennten Rudeln, es gibt aber auch gemischtgeschlechtliche Gruppen. Bei den Böcken bilden die 4 bis 6-jähriugen und die Altherren separate Verbände.

Die Nahrung besteht im Winter hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern und Stauden, im Sommer nehmen Blätter, Zweige und Schoten von Bäumen, z.B. von Schirmakazien (Acacia (Vachellia) tortilis raddiana) oder Syrischem Christusdorn (Ziziphus spina-christi), und Sträuchern einen wichtigen Platz ein [1; 2; 3; 7].

Die Brunft setzt im Süden des Artareals im Juli, im Norden im Oktober ein. Nach einer Tragzeit von 145-175 Tagen kommt es meist im März-Juni zur Geburt eines Einzelkitzes, gelegentlich von Zwillingen mit einem Geburtsgewicht von etwa 2 kg. Die Kitze werden mit 3 Monaten entwöhnt. Innerhalb der Rudel bilden sie Kindergärten. Geißen werden mit 1.5 Jahren geschlechtsreif, Böcke mit 2-3 Jahren [2; 3; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Wildbestand umfasst vermutlich 4'500 erwachsene Individuen und nimmt ab. Die Art wurde daher im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2008, letztmals überprüft 2020 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Einfuhr aus ihren Ursprungsländern ist wegen der restriktiven Veterinärgesetzgebung der EU schwierig bis unmöglich.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der San Diego Zoo sandte 1989 22 junge Nubische Steinböcke für ein Zucht- und Wiederansiedlungsprojekt nach Jordanien, wo die Art ausgerottet worden war. Von 1998-2006 wurde Nachwuchs aus dem Gehege im 212 km² großen Wadi Mujib Nature Reserve ausgewildert, wo sich eine stabile Population entwickelte, von der aus auch das 308 km² große Dana-Biosphärenreservat besiedelt wurde. 2011 wurde der nationale Bestand von der Royal Society for the Conservation of Nature auf 600-700 Individuen geschätzt wurde. 2017 wurde beklagt, dass trotz intensiver Überwachung des wieder Tiere im Wadi Mujib-Reservat gewildert werden. Ferner wurden Tiere in den Libanon gesandt, wo sie für eine Wiederansiedlung der dort ebenfalls ausgerotteten Art im 550 km² großen Shouf-Biospärenreservat eingesetzt wurden [1; 9; 11].

  • 2014 wurden 100 Nubische Steinböcke aus dem Al Ain Zoo des Kronprinzen Mohammed bin Zayed Al Nahyan nach Jordanien gesandt und im 720 km2 großen Wadi Rum-Naturschutzgebiet ausgewildert [12].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Nubische Steinbock wird von der lokalen Bevölkerung zur Gewinnung von Fleisch und als Sport gejagt. Dies geschieht oft illegal. Die Art wird auf texanischen Jagdfarmen gehalten, wo Abschüsse um 12'500 USD zu haben sind und für Rekordgehörne 20'000 USD bezahlt werden. Zu jagdlichen Zwecken wurde sie auch im Ostkap eingeführt [1; Online-Inserate 2019].

Kulturelle Bedeutung: In der mittelägyptischen Hieroglyphenschrift gibt es ein Zeichen für den Steinbock. Er wird auch im Alten Testament erwähnt, hat dort aber keine wesentliche Bedeutung. Er gehörte zu den reinen Tieren und durfte somit gegessen werden.

Haltung

Im Zoo werden Nubische Steinböcke bisweilen gemeinsam mit Mantelpavianen oder Klippschliefern gehalten, mit denen sie auch im Freiland ihren Lebensraum teilen, oder - in Ermangelung des nahe verwandten äthiopischen Walia-Steinbocks - auch mit Dscheladas, Blauflügelgänsen und Schwarzenten, ferner mit Stummelaffen. Grundsätzlich sollte man hinsichtlich Gemeinschaftshaltung mit anderen Ziegenartigen wegen der Gefahr der Bastardierung vorsichtig sein [5].

Das von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegt für ein im Zoo Los Angeles geborenes und gehaltenes weibliches Tier bei 18 Jahren und 11 Monaten [6].

Der Weltbestand in Zoos lag laut ZIMS (Zoological Information Management Software) 2019 bei 956 Tieren in 26 Einrichtungen [1].

Haltung in europäischen Zoos: Die Britische Erstzucht glückte dem Londoner Zoo im Jahr 1854 [10]. Der Berliner Zoo erhielt seine ersten Tiere 1877. Nachdem in den letzten Jahren mehrere Zoos die Haltung aufgegeben haben wird der Nubische Steinbock in nur noch 5 europäischen Zoos gehalten, darunter in Magdeburg und Zürich als einzigen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum. Ferner ist er in mehreren Zoos im Nahen Osten zu sehen. Für Details siehe Zootierliste.

Das Europäische Zuchtbuch (ESB) wird am Parc de la Haute Touche in Frankreich geführt. 16 Institutionen wurden 2020 von der Caprinae TAG der EAZA erfasst. Diese hielten zusammen rund 880 Tiere, die meisten davon in Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten [1].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 250 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 20 m² zusätzlich. Ein Stall ist nicht erforderlich.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 50 m² zur Basisflächen dazu. Es sind natürliche oder künstliche Unterstände anzubieten, in denen alle Tiere gleichzeitig Platz finden. Werden die Tiere aufgestallt, ist eine Grundfläche von mindestens 2 m²/Tier vorgeschrieben.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 10 Tiere 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Es müssen Unterstände zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse wie Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze angeboten werden, so dass alle Tiere bei Bedarf darin gleichzeitig Unterschlupf finden können. Die Haltung hat in Herden zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nubische Steinbock wurde 1825 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, unter seinem heute noch (bzw. wieder) gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Lange Zeit wurde er als Unterart von Capra ibex angesehen. Manche Autoren anerkennen zwei Unterarten (C. n. nubiana und C. n. sinaitica), aber deren Gültigkeit ist zweifelhaft [1; 7].

WILSON & REEDER unterscheiden sechs, die Rote Liste der IUCN und das Handbook of the Mammals of the World sieben Steinbock-Arten. Andere Autoren betrachten alle Steinböcke als Unterarten einer einzigen Art, denn alle Formen hybridisieren problemlos und ihre Verbreitungsgebiete überschneiden sich nicht [1; 7; 8].

119 009 035 003 capra nubiana MD kitz wDreier1Nubischer Steinbock (Capra nubiana), Kitz im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

Literatur und Internetquellen

  1. DAMOIS, P., ROBOVSKÝ, J.,MUELLER, D, PENELLO, M.,ZIMMERMANN,M., VAN DER MEER, R.AND VOORHAM, M. (eds., 2020)
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. MATSCHEI, C. (2012)
  4. MEILE, P., GIACOMETTI, M. & RATTI, P. (2003)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. ROSS, S., ELALQAMY, H., AL SAID, T. & SALTZ, D. (2020). Capra nubiana. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T3796A22143385. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T3796A22143385.en. Downloaded on 07 December 2020
  10. IRVEN, P. (2010)
  11. THE JORDAN TIMES vom 11.03.2017
  12. KHALEEJ TIMES, DUBAI vom 23.11.2014

EUR 8 capra nubiana Mizpe Ramon IL KR1Nubischer Steinbock im natürlichen Lebensraum in der Negev-Wüste bei Mitzpe-Ramon, Israel, auf ca. 900 m.ü.M.. © Klaus Rudloff, Berlin