Nubischer Steinbock (Capra (ibex) nubiana) im Zoo Zürich
© Zoo Zürich (Pressefoto)
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)
Nubischer Steinbock
Capra (ibex) nubiana • The Nubian Ibex • Le bouquetin de Nubie
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seinem Ursprungsgebiet gefährdete Nubische Steinbock ist eine dem Alpensteinbock nahe verwandte, kleine, kontrastreich gefärbte Steinbockform, die in Europa nur sehr selten gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDer Nubische Steinbock ist kleiner und leichter gebaut als der Alpensteinbock. Er hat einen längeren Bart, sein Fell ist heller und seine Beine sind kontrastreicher gefärbt als bei jenem. Der Geschlechtsdimorphismus ist ausgeprägt. Böcke erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 115-140(-160) cm, eine Schulterhöhe von 75-95 cm und ein Gewicht von 50-85 kg, Geißen im Mittel eine Kopf-Rumpflänge von 105 (90-120) cm, eine Schulterhöhe von 65-75 cm und ein Gewicht von 25-40 kg. Die halbkreisförmigen Hörner der Böcke werden, auf der Vorderseite gemessen, 88-127, im Extremfall 138 cm lang und können einen Basisumfang von 15-24 cm haben. sie wachsen während der ersten vier Lebensjahe um 12-20 cm jährlich, danach noch 2-4 cm. Sie weisen Jahresfurchen auf, anhand derer das Alter des Bocks ermittelt werden kann, und haben auf der Vorderseite bis zu 36 starke Knoten (Schmuckwülste). Bei den Geißen werden die Hörner etwa 35 cm lang und weisen schwache Rillen und Ringe auf. Die Böcke haben einen mittellangen, schwarzen Bart sowie einen schwarzen Aalstrich, die Geißen nicht. Der 10-20 cm lange Wedel ist bei beiden Geschlechtern schwarz. Namentlich die Vorderbeine sind kontrastreich schwarz-und-weiß gezeichnet. Im Übrigen ist die Farbe des Fells oberseits hellbraun, im Winter etwas dunkler. Der Bauch ist bei den Geißen und jüngeren Böcken weiß oder zumindest heller als die Oberseite. Bei älteren Böcken sind Bauch und Flanken schwärzlich [2; 3; 4; 7]. VerbreitungNordostafrika und Naher Osten: Ägypten, Israel, Jemen, Jordanien, Oman, Saudi-Arabien, Sudan (möglicherweise bis Eritrea und Äthiopien). Im Libanon ausgestorben, es wurde jedoch mit einem Wiederansiedlungsprogramm mit Tieren aus Jordanien begonnen. In Syrien ausgestorben und wiederangesiedelt [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Nubische Steinbock hat sich als einzige Art seiner Gattung an das Leben in heißen, wüstenartigen Gegenden angepasst. Er wird, regional unterschiedlich, in Höhenlagen von 350-2'800 m angetroffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Wüstentieren ist er tagaktiv und vom Wasser abhängig. Er trinkt mindestens einmal pro Tag und hält sich deshalb meistens in der Nähe einer Wasserquelle auf [3]. Die Tiere sind überwiegend morgens und gegen Abend aktiv und ruhen über Mittag im Schutz von Bäumen, Sträuchern oder Felsen. Sie sind gesellig. Außerhalb der Brunft leben die Böcke und die Geißen mit ihren Kitzen meistens in getrennten Rudeln, es gibt aber auch gemischtgeschlechtliche Gruppen. Bei den Böcken bilden die 4 bis 6-jähriugen und die Altherren separate Verbände. Die Nahrung besteht im Winter hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern und Stauden, im Sommer nehmen Blätter, Zweige und Schoten von Bäumen, z.B. von Schirmakazien (Acacia (Vachellia) tortilis raddiana) oder Syrischem Christusdorn (Ziziphus spina-christi), und Sträuchern einen wichtigen Platz ein [1; 2; 3; 7]. Die Brunft setzt im Süden des Artareals im Juli, im Norden im Oktober ein. Nach einer Tragzeit von 145-175 Tagen kommt es meist im März-Juni zur Geburt eines Einzelkitzes, gelegentlich von Zwillingen mit einem Geburtsgewicht von etwa 2 kg. Die Kitze werden mit 3 Monaten entwöhnt. Innerhalb der Rudel bilden sie Kindergärten. Geißen werden mit 1.5 Jahren geschlechtsreif, Böcke mit 2-3 Jahren [2; 3; 5; 7]. Gefährdung und SchutzDer Wildbestand umfasst vermutlich 4'500 erwachsene Individuen und nimmt ab. Die Art wurde daher im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2008, letztmals überprüft 2020 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [1]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Einfuhr aus ihren Ursprungsländern ist wegen der restriktiven Veterinärgesetzgebung der EU schwierig bis unmöglich. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Der Nubische Steinbock wird von der lokalen Bevölkerung zur Gewinnung von Fleisch und als Sport gejagt. Dies geschieht oft illegal. Die Art wird auf texanischen Jagdfarmen gehalten, wo Abschüsse um 12'500 USD zu haben sind und für Rekordgehörne 20'000 USD bezahlt werden. Zu jagdlichen Zwecken wurde sie auch im Ostkap eingeführt [1; Online-Inserate 2019]. Kulturelle Bedeutung: In der mittelägyptischen Hieroglyphenschrift gibt es ein Zeichen für den Steinbock. Er wird auch im Alten Testament erwähnt, hat dort aber keine wesentliche Bedeutung. Er gehörte zu den reinen Tieren und durfte somit gegessen werden. HaltungIm Zoo werden Nubische Steinböcke bisweilen gemeinsam mit Mantelpavianen oder Klippschliefern gehalten, mit denen sie auch im Freiland ihren Lebensraum teilen, oder - in Ermangelung des nahe verwandten äthiopischen Walia-Steinbocks - auch mit Dscheladas, Blauflügelgänsen und Schwarzenten, ferner mit Stummelaffen. Grundsätzlich sollte man hinsichtlich Gemeinschaftshaltung mit anderen Ziegenartigen wegen der Gefahr der Bastardierung vorsichtig sein [5]. Das von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegt für ein im Zoo Los Angeles geborenes und gehaltenes weibliches Tier bei 18 Jahren und 11 Monaten [6]. Der Weltbestand in Zoos lag laut ZIMS (Zoological Information Management Software) 2019 bei 956 Tieren in 26 Einrichtungen [1]. Haltung in europäischen Zoos: Die Britische Erstzucht glückte dem Londoner Zoo im Jahr 1854 [10]. Der Berliner Zoo erhielt seine ersten Tiere 1877. Nachdem in den letzten Jahren mehrere Zoos die Haltung aufgegeben haben wird der Nubische Steinbock in nur noch 5 europäischen Zoos gehalten, darunter in Magdeburg und Zürich als einzigen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum. Ferner ist er in mehreren Zoos im Nahen Osten zu sehen. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäische Zuchtbuch (ESB) wird am Parc de la Haute Touche in Frankreich geführt. 16 Institutionen wurden 2020 von der Caprinae TAG der EAZA erfasst. Diese hielten zusammen rund 880 Tiere, die meisten davon in Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten [1]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 250 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 20 m² zusätzlich. Ein Stall ist nicht erforderlich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 50 m² zur Basisflächen dazu. Es sind natürliche oder künstliche Unterstände anzubieten, in denen alle Tiere gleichzeitig Platz finden. Werden die Tiere aufgestallt, ist eine Grundfläche von mindestens 2 m²/Tier vorgeschrieben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 10 Tiere 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Es müssen Unterstände zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse wie Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze angeboten werden, so dass alle Tiere bei Bedarf darin gleichzeitig Unterschlupf finden können. Die Haltung hat in Herden zu erfolgen. Taxonomie und NomenklaturDer Nubische Steinbock wurde 1825 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, unter seinem heute noch (bzw. wieder) gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Lange Zeit wurde er als Unterart von Capra ibex angesehen. Manche Autoren anerkennen zwei Unterarten (C. n. nubiana und C. n. sinaitica), aber deren Gültigkeit ist zweifelhaft [1; 7]. WILSON & REEDER unterscheiden sechs, die Rote Liste der IUCN und das Handbook of the Mammals of the World sieben Steinbock-Arten. Andere Autoren betrachten alle Steinböcke als Unterarten einer einzigen Art, denn alle Formen hybridisieren problemlos und ihre Verbreitungsgebiete überschneiden sich nicht [1; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- DAMOIS, P., ROBOVSKÝ, J.,MUELLER, D, PENELLO, M.,ZIMMERMANN,M., VAN DER MEER, R.AND VOORHAM, M. (eds., 2020)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- MATSCHEI, C. (2012)
- MEILE, P., GIACOMETTI, M. & RATTI, P. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ROSS, S., ELALQAMY, H., AL SAID, T. & SALTZ, D. (2020). Capra nubiana. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T3796A22143385. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T3796A22143385.en. Downloaded on 07 December 2020
- IRVEN, P. (2010)
- THE JORDAN TIMES vom 11.03.2017
- KHALEEJ TIMES, DUBAI vom 23.11.2014