Goldschakal

Europäischer Goldschakal (Canis aureus moreotica) im NaturZoo Rheine
© Achim Johann, Rheine

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Hunde (Canidae)

D LC 650

Goldschakal

Canis aureus (einschließlich C. anthus) • The Golden Jackal • Le chacal doré

112 001 003 001 canis aureus TPB KR2Goldschakal (Canis aureus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 003 001 canis aureus mapApproximative Verbreitung des Goldschakals (Canis aureus), einschließlich des "Goldwolfs" (Canis anthus)

112 001 003 001 canis aureus map schweizNachweise des Goldschakals (Canis aureus) in der Schweiz, 2011-2023

112 001 003 001 canis aureus serengeti PD1Ostafrikanischer Goldschakal (Canis aureus = Canis anthus bea) in der Serengeti © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 003 001 canis aureus naria dehiwla JP1Ceylonesischer Goldschakal (Cani aureus naria) im Dehiwala-Zoo, Sri Lanka © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

112 001 003 001 canis aureusEuropäische Goldschakale (Canis aureus moreotica) im NaturZoo Rheine © Achim Johann, Rheine

112 001 003 001 canis aureus MD wDreierEuropäischer Goldschakal (Canis aureus moreotica) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

112 001 003 001 canis aureus MD KR1Europäischer Goldschakal (Canis aureus moreotica) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 003 001 canis aureus MD KR2Europäischer Goldschakal (Canis aureus moreotica) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 003 001 canis aureus KORADer erste wildlebende Goldschakal (Canis aureus) der Schweiz. Fotofallenaufnahme © KORA, Muri b. Bern

112 001 003 001 canis aureus hoengg koraWildlebender Goldschakal (Canis aureus) 2023 auf dem Hönggerberg, Stadt Zürich. Fotofallenaufnahme © FORNAT AG / KORA, Muri b. Bern

112 001 003 001 anubis sennedjemDarstellung des Anubis mit der Leiche des Baumeisters Sennedjem in dessen Grab (19. Dynastie, 13. Jhdt. AC). Bild gemeinfrei

 

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Der einem kleinen Wolf ähnelnde Goldschakal gehört zur europäischen Fauna und dehnt seit einigen Jahren sein Verbreitungsgebiet vom Balkan in den deutschsprachigen Raum aus. Dadurch erhält er ein besonderes zoopädagogisches Interesse. Sofern die Behörden mit der Umsetzung der Invasiv-Verordnung der EU ernstmachen, wäre er eine valable Alternative für den Marderhund, der auf der Liste der verbotenen Arten steht.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Goldschakal ist ein mittelgroßer Vertreter der Hundeartigen. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 76-84 (60-100) cm, eine Schulterhöhe von 40-50 cm, eine Schwanzlänge von 20-28 cm und ein Gewicht von 7.6-9.8(-16.8) kg bei den Rüden und 6.5-7.8 kg bei den Fähen.

Er sieht aus wie ein kleiner Wolf. Im Unterschied zu Wolf und Fuchs sind bei ihm die mittleren Zehenballen verwachsen, und anders als beim Fuchs sind die Rückseiten der Ohren hellbraun und nicht schwarz.

Das Fell besteht aus gelbbraunen, schwarzen und weißen Haaren. Kehle Brust und Unterseite sind weiß bis beige, die Schwanzspitze ist schwarz [1; 9].

Verbreitung

Afrika und Eurasien: Nord- und Nordostafrika, Arabische Halbinsel, Südosteuropa (nördlich bis Österreich, Slowakei und Ukraine), westlich bis nach Zentralasien, Indien, Sri Lanka, Burma und Thailand.

Das europäische Hauptvorkommen liegt in Bulgarien mit rund 39'000 Tieren. Gegenwärtig breitet sich die Art nach Westen und Norden aus und hat die Niederlande, Dänemark und Estland erreicht [2].

In Österreich ist der Goldschakal seit etwa 1980 verbreitet und wurde bis auf Vorarlberg in allen Bundesländern nachgewiesen, in Norditalien (Region Udine) gilt er seit 1985 als Wechselwild [11].

Im Winter 2011/12 wurde erstmals in der Schweiz ein Goldschakal nachgewiesen, der in den Kantonen Bern, Waadt und Freiburg umherstreifte. 2015 wurde ein Tier im Kanton Graubünden festgestellt, vermutlich dasselbe wurde im Folgejahr irrtümlich als Fuchs erlegt. 2016 wurde ein völlig abgemagerter Goldschakal im Kanton Schwyz von der Wildhut abgeschossen. In den folgenden Jahren häuften sich die Nachweise in diversen Kantonen [5; 13].

In Deutschland wurde der Goldschakal erstmals 1997 in Brandenburg festgestellt. Bis 2020 gab es 25 sichere Nachweise. 2021 kam es erstmals zu Nachwuchs im Schwarzwald-Baar-Kreis und 2022 im Landkreis Uelzen. [diverse Zeitungsmeldungen].

Lebensraum und Lebensweise

Der Goldschakal besiedelt von Halbwüsten bis zu immergrünen Wälder die unterschiedlichsten Lebensräume und ist ein Kulturfolger.

Er ist tag- und nachtaktiv und lebt meist paarweise oder in Familiengruppen. Die Tiere besetzen ein Territorium von 1-20 km², das vom Rüden und der Fähe markiert wird.

Goldschakale jagen kleinere Säugetiere, hauptsächlich Nagetiere, aber auch Kälber von Hirschen und Antilopen oder Affen, Vögel, Reptilien und Insekten, fressen Aas und Früchte und suchen auf Abfallhalden und in Städten Speisereste.

Nach einer Tragzeit von 62-63 Tagen werden meist 3-6 Junge geboren, die 200-250 g schwer sind und gegen zwei Monate lang gesäugt werden. Die Jungen werden mit 1-2 Jahren geschlechtsreif [1; 2; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Goldschakal ist eine weit verbreitete Art und ist nicht gefährdet. In Gegenden wo genügend Futter und Schutz zu finden ist, kann er sehr häufig werden. Der Goldschakal ist anpassungsfähig und kann so viele Lebensräume nutzen, auch Siedlungsgebiete. Trotzdem gehen die Bestände eher zurück, da optimale Lebensräume stetig an die intensive Landwirtschaft und an dichte Siedlungen verloren gehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der Goldschakal ist im CITES Anhang III (Indien) aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In manchen Ländern, z.B. Israel, werden Goldschakale als Schädlinge angesehen und verfolgt, Andernorts, etwa in Marokko, werden sie wegen ihres Fleischs als Nahrungsmittel bejagt. Felle und Schweif gelangen in den Handel, allerdings in geringem Umfang [2]. Schakale spielen eine Rolle als Überträger der Tollwut, da sie in Kontakt mit streunenden Hunden kommen. Tollwutübertragung direkt vom Schakal auf den Menschen ist allerdings nach WHO selten.

Kulturelle Bedeutung: Im alten Ägypten wurde der Schakal in der Gestalt des Anubis als der Gott der Toten und Wächter der Gräber verehrt. Der meist mit einem menschlichen Körper und dem Kopf eines Schakals dargestellte Anubis hatte Aufgabe, die Herzen der Toten zu wiegen [diverse Quellen].

In Rudyard KIPLINGs "Dschungelbuch" ist der Goldschakal "Tabaqui" der Gefolgsmann und Spion des Tigers "Shere Khan". Er beendet seine Karriere damit, dass ihm der Wolf "Graubruder" das Rückgrat bricht [3].

Haltung

Im Zoo können Goldschakale ein Alter von 18-19 Jahren erreichen [7]. Eine Vergesellschaftung z.B. mit Braunbären ist möglich, sofern geeignete Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind, und wurde lange Zeit im Tierpark Bern praktiziert.

Haltung in europäischen Zoos: Der Goldschakal war früher recht häufig und wird gegenwärtig noch in rund 35 Einrichtungen gezeigt. Er ist damit in Europa nach dem Wolf und dem Dingo der dritthäufigste Vertreter der Gattung Canis. Ein Fünftel der Haltungen befindet sich im deutschsprachigen Raum. Es werden in Europa nur noch Tiere der europäischen Unterart (Canis aureus moreotica) gezeigt. In EAZA-Mitgliedzoos im Nahen Osten und in Zentralasien sind Canis aureus aureus und Canis aureus syriacus anzutreffen. Vertreter der afrikanischen, heute als Canis lupaster in den Rang einer Art erhobenen Unterarten wurden gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufig gehalten, wurden dann aber zunehmend durch europäische Goldschakale ersetzt oder ganz aufgegeben. Das vermutlich letzte Tier in einem europäischen Zoo starb 2018 im Naturzoo Rheine. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und kein Zuchtbuch (ESB) für diese Art.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 liegt der Flächenbedarf für ein Paar bei 80 m². Für jedes weitere Adulttier sollen mindestens 20 m² zusätzlich angeboten werden. Bei Haltung auf gewachsenen Böden soll die Fläche verdoppelt werden

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 4 Tieren ein Außengehege mit einer Grundfläche von 150 m² vor, für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Es müssen Abtrennmöglichkeiten vorhanden sein und es sind Schlafboxen anzubieten.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für ein Paar ein Außengehege von 300 m². Für jedes weitere Adulttier ist diese Fläche um 30 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Goldschakal wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. WILSON & REEDER geben 13 Unterarten an, davon 6 aus Afrika und 7 aus Eurasien [10].

2015 wurde aufgrund einer molekulargenetischen Studie stipuliert, dass die afrikanischen Goldschakale, obwohl morphologisch weitgehen identisch mit den eurasischen, eine eigene, "Afrikanischer Goldwolf" (Canis anthus) benannte Art bildeten. Mit diesem epochemachenden, einschließlich Zusammenfassung und Bibliographie 7 Seiten langen Artikel haben sich nicht weniger als 24 Autoren ein Denkmal gesetzt. Die neue "Art" wurde von der IUCN 2019 in die Rote Liste übernommen, allerdings unter der von den deutschen Naturforschern Wilhelm Friedrich HEMPRICH und Christian Gottfried EHRENBERG 1832  eingeführten Bezeichnung Canis lupaster, die bislang für eine Unterart von Canis aureus verwendet worden war [2; 4; 12; 15].

 

112 001 003 001 canis aureus TPB KR1Goldschakal-Paar (Canis aureus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)  
  2. HOFFMANN, M., ARNOLD, J., DuUCKWORTH et al. (2018). Canis aureus (errata version published in 2020). The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T118264161A163507876. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T118264161A163507876.en und RANC, N., KROFEL, M. & ĆIRCOVIC D. (2018). Canis aureus (Europe assessment) (errata version published in 2019). The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T118264161A144166860. Accessed on 10 July 2023.
  3. KIPLING, R. (2003)
  4. KOEPFLI, K. P., POLLINGER, J. (2015)
  5. KORA
  6. SCHWARZ, S. (2013)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WESSENDORF, C. (2011)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  11. WOERNER, F. (2016)
  12. HOFFMANN, M. & ATICKEM, A. (2019). Canis lupaster. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T118264888A118265889. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T118264888A118265889.en. Downloaded on 09 November 2020.
  13. INFO FAUNA - Schweizerisches Informationszentrum für die Fauna
  14. NATIONAL GEOGRAPHIC 2022/11
  15. KROFEL, M. et al. (2022)