Zwergmangusten-Familie (Helogale parvula) im AquaZoo Düsseldorf
© AquaZoo Düsseldorf
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Mangusten (Herpestidae)
Zwergmanguste
Helogale parvula • The Common Dwarf Mongoose • La mangouste naine du Sud
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wie Erdmännchen, Fuchs- und Zebramangusten sind auch die an sich nicht gefährdeten Zwergmangusten tagaktiv und sozial und somit attraktive Zootiere, die sich hervorragend als Botschafterart für ihre Lebensräume, die Savannen Afrikas, eignen. Ihr von Anne RASA beschriebenes Sozialverhalten und Zusammenleben mit anderen Säugetieren, Vögeln und Reptilien macht sie zu einer außerordentlich interessanten Art für die Zoopädagogik. Körperbau und KörperfunktionenDie Zwergmanguste ist die kleinste Mangustenart. Sie erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (16-)23-25 cm und eine Schwanzlänge von etwa 15-20 cm. Das Gewicht liegt zwischen 300 und 400 g. Einen signifikanten Sexualdimorphismus gibt es nicht, abgesehen davon dass Weibchen im Mittel etwas größer und schwerer sind als Männchen. Die Schnauze ist spitz, die Ohren relastiv klein, die Iris braun. Die Beine sind kurz, alle Füße haben 5 Zehen, die vorderen haben ziemlich. lange Krallen Die Farbe des ziemlich kurzen Fells ist ein fein gesprenkeltes Gelb-- bis Dunkelkastanienbraun. Die Unterseite ist cremefarben [1; 2; 7]. VerbreitungAfrika südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Botswana, Gambia, Kenia, Demokrat. Rep. Kongo, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Somalia, Südafrika, Sudan, Swasiland, Tansania, Uganda [4]. Lebensraum und LebensweiseZwergmangusten besiedeln Savannen, offenes Waldland und Busch. Sie sind tagaktive, sehr gesellige Tiere, die ein einzigartiges Sozialverhalten aufweisen. Dazu pflegen sie eine Symbiose mit Hornvögeln der Gattung Tockus, benutzen Termitenbauten gemeinsam mit Schildechsen (Gerrhosaurus) und nehmen selbstbewusst den Kampf gegen Puffottern (Bitis arietans) und andere Giftschlangen auf, die viel größer sind, als sie selbst. Ihr faszinierendes Verhalten wurde in einem ebenso faszinierenden Buch von Anne E. RASA (1984) "Die perfekte Familie" eingehend beschrieben [1; 2; 4, 8]. Wie die Erdmännchen auch demonstrieren sie die Macht der Gemeinschaft. Die im Mittel aus 9 (2-32) Mitgliedern bestehende Gruppe, die sich aus in der Gruppe geborenen Tieren und Zuwanderern zusammensetzen kann, bietet dem Einzelnen mehr Schutz, da Fressfeinde eher entdeckt werden. Obwohl nur das dominante Paar der Gruppe Nachwuchs zeugt, beteiligen sich alle Gruppenmitglieder an der Jungenaufzucht mit Putzen, Füttern, Umhertragen und vor allem Aufpassen. Diese Hilfe kann sogar so weit gehen, dass untergeordnete Weibchen die Jungen säugen. Auch die Nahrungssuche wird - im Gegensatz etwa zur größeren Fuchsmanguste - der Sicherheit wegen gemeinsam in der Gruppe unternommen. Der Speiseplan besteht hauptsächlich aus Käfern, deren Larven und Termiten. Aber auch andere Wirbellose, kleine Wirbeltiere, Vogeleier und Früchte werden nicht verschmäht. Um sie aufzubrechen, werden Schneckengehäuse und Eier mit den Vorderpfoten gefasst und zwischen den Hinterbeinen hindurch gegen einen Stein geschleudert [1; 2; PM Opel-Zoo]. Zwergmangusten haben Gruppenterritorien, die bis zu 200 Termitenbauten enthalten. Sie nutzen abwechslungsweise mehrere Bauten zum Schlafen. Das Territorium wird mit dem Sekret der Wangendrüsen oder des Analbeutels markiert. Letzteres geschieht oft aus dem Handstand [1]. Die Fortpflanzung fällt im südlichen Afrika in die Regenzeit. Nach einer Tragzeit von je nach Quelle 5 oder 63 Tagen bringt das α-Weibchen pro Jahr 2-3(-4) Würfe zu je 2-3(-6) Jungen. Diese werden etwa 70 Tage lang gesäugt. Die Geburtsintervalle betragen im Mittel 142 Tage. Eventuell werden auch rangniedere Weibchen trächtig, ihre Jungen überleben aber meistens nicht, oft kommt es zu Infantizid. Bei der ersten Konzeption sind die jungen Weibchen etwa15 Monate bis 2 Jahre alt [2; 7; 10]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine weite verbreitung, ist häufig und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Nach einer Beurteilung aus dem jahr 2015 gilt sie daher als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [4]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenZwergmangusten werden in ihrem Ursprungsgebiet weder genutzt noch richten sie Schäden an [5]. HaltungZwergmangusten lassen sich mit verschiedenen anderen Arten vergesellschaften, so z.B. im Zoo Magdeburg mit Kap-Borstenhörnchen, im Tiergarten Schönbrunn und im Tiergarten Nürnberg mit Toks (Tockus deckeni, T. erythrorhynchus), im Zoo Frankfurt mit Buschschliefern, im Zoo Breslau mit Erdferkeln, im Opel-Zoo mit Stachelschweinen, im Zoo Lille mit Fenneks oder in Doué-la-Fontaine mit Leopardenschildkröten [3; 8; 9]. Eine der ungewöhnlichsten Vergesellschaftungen ist jene im Zoo Basel. Dort werden Zwergmangusten auf einer Gemeinschaftsanlage mit Nilkrokodilen gehalten, wobei beide Arten schon gezüchtet haben. Es wäre zoopädagogisch besonders interessant, im Zoo die von RASA [4] beschriebene Artengemeinschaft mit Borstenhörnchen, Toks, Schildechsen, Büffelwebern, Frankolinen etc. nachzubilden. Im Zoo können Zwergmangusten ein Alter von 17-18 Jahren erreichen, in der Wildbahn sind maximal 13 Jahre bekannt [6; 10]. Haltung in europäischen Zoos: Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und kein Zuchtbuch (ESB) für diese Art. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL liegt der Flächenbedarf für 6 Tiere bei 8 m². Für jedes weitere Adulttier soll mindestens 1 m² zusätzlich angeboten werden. Die Anforderungen der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) sind die gleichen wie für die doppelt so große Fuchsmanguste: Für bis zu 6 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 20 m²und ein Innengehege von 10 m, für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um jeweils 2 m² zu erweitern. In der früheren Fassung der Verordung wurde für 6 Tiere ein Innengehge von 8 m² vorgeschrieben und für jedes weitere Tier 0.5 m² mehr. Für die Erhöhung um 375% gab es weder einen Anlass noch eine Begründung. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind die Zwergmangusten nicht aufgeführt. Taxonomie und NomenklaturDie Zwergmanguste wurde 1847 vom schwedischen Zoologen Carl Jakob SUNDEVALL als "Herpestes parvulus" beschrieben. Die Gattung Helogale wurde1861 von John Edward GRAY vom Britischen Museum in London aufgestellt. S ie wird heute in zwei Arten, parvula und hirtula, unterteilt. Zeitweilig galt undulata auch als eigene Art, heute gilt sie als eine von 7 Unterarten von parvula. Die Artareale der beiden Arten überdecken sich in Ostafrika [5; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- RASA, A. E. (1984)
- SHARPE, L. et al. (2015). Helogale parvula. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41609A45206516. http://www.iucnredlist.org/details/41609/0. Downloaded on 20 June 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZOO MOMENTS
- SVÁBIK, K. (rev. 2020)
- THE ANIMAL AGEING AND LONGEVITY DATABASE