Arabische Sandkatze (Felis margarita harrisoni) im Zoo Wuppertal
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Sandkatze
Felis margarita • The Sand Cat • Le chat des sables
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf Biolib |
Die Sandkatze wird wegen ihrer Kleinheit und ihres relativ großen, dem Lorenz'schen Kindchenschema entsprechenden Kopfs als niedlich empfunden und kann als Sympathieträger für Natur- und Artenschutzprojekte in den Trockengebieten Nordafrikas und Südwestasiens eingesetzt werden. Es verwundert daher etwas, dass sie trotz Internationalem Zuchtbuch und regionalem Zuchtprogramm nur mäßig häufig in Zoos angetroffen wird. Körperbau und KörperfunktionenSandkatzen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 39-52(-57) cm, eine Schulterhöhe von 23-31 cm, eine Schwanzlänge von 22-35 cm und ein Gewicht von 1.4-3.5 kg bei den Katern und etwa 5-10% weniger bei den Kätzinnen. Der Kopf ist breit, die Augen sind groß, mit gelbgrüner Iris und Schlitzpupille, die Ohren sind spitz, groß, breit und weit auseinander stehend. Mit ihrer Hilfe sind Sandkatzen in der Lage auch sehr leise Geräusche wahrzunehmen [4; 5; 12]. Der Körper der Sandkatze ist hervorragend an das Leben in der Wüste angepasst. Das halblange gelbbraune bis graubraune Fell, das an Kopf, Beinen und hinterer Schwanzhälfte schwarze Streifen aufweist, sonst aber ziemlich einfarbig ist, ist sehr dicht und isoliert gegen die extreme Kälte der Wüstennächte. Die Unterseiten der Füße und Ballen sind mit langen, grauschwarzen Haaren bedeckt. Sie schützen vor der Hitze des Wüstensandes und sorgen für zusätzlichen Halt auf dem weichen, nachgebenden Sand [4; 5; 12]. VerbreitungNordafrika bis Zentralasien. Nach heutigem Kenntnisstand fragmentiertes Vorkommen in den Trockengebieten dieser Region: Ägypten, Algerien, Iran, Jordanien, Kasachstan, Kuweit, Marokko, Mauretanien, Niger, Oman, Saudi-Arabien, Syrien Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate, West-Sahara. Eventuell auch: Afghanistan, Irak, Katar, Libyen, Mali, Senegal, Sudan, Tschad, Tunesien. In Israel, Jemen und Pakistan möglicherweise ausgestorben [10]. Lebensraum und LebensweiseDie Sandkatze besiedelt Stein- und Sandwüsten. Sie ist nachtaktiv und verbringt den Tag meist in selbstgegrabenen Höhlen. Die Tiere sind Einzelgänger und finden sich nur zur Paarung mit Artgenossen zusammen. Sie sind ausdauernde Läufer, aber schlechte Kletterer und Springer. Die Beute besteht im Wesentlichen aus Kleinnagern, Vögeln, Schlangen und Echsen. Da Sandkatzen in der Wüste beheimatet sind, trinken sie nie Wasser, sondern decken ihren Flüssigkeitsbedarf durch den Verzehr ihrer Beute [4]. Nach einer Tragzeit von 59-63(-67) Tagen werden meist 2-3 (-8) Junge mit einem Geburtsgewicht von 36-41 g geboren. Diese verlassen die Mutter mit 3-4 Monaten und werden mit 9-14 Monaten geschlechtsreif [4; 12]. Gefährdung und SchutzDie Sandkatze gilt als selten, ihre Bestandesdichte ist gering und es wurde befürchtet, dass die Bestände abnehmen. Sie wurde deshalb ab 2002 als potenziell gefährdet eingestuft. Eine Neubeurteilung im Jahr 2016 kam aber zum Schluss, dass sie mit einem geschätzten Bestand von gegen 30'000 Individuen nicht gefährdet ist (Rote Liste: LEAST CONCERN) [10]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenSandkatzen werden kaum gezielt bejagt, werden aber öfter in Fallen gefangen, die für Füchse aufgestellt wurden. Der internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen ist praktisch inexistent Von 2001-2017 wurde von afrikanischen Ländern die Ausfuhr von 72 lebenden Wildfängen deklariert, davon allerdings 20 aus Kamerun, wo die Art nicht vorkommt. Im selben Zeitraum wurden 136 Nachzuchttiere international verschoben, wichtigste Ausfuhrländer waren Libyen mit 40, Katar mit 21 und Tschechien mit 20 Tieren [2; 10]. HaltungSeit 1988 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das gegenwärtig vom Parc des Félins in Nesles geführt wird und, Stand Januar 2017, 155 lebende Tiere in 41 Institutionen umfasste [IZY 52]. Im Zoo können Sandkatzen ein Alter von gegen 14 Jahren erreichen [11]. Haltung in europäischen Zoos: Arabische Sandkatzen werden in rund 20 Zoos gehalten, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Einige weitere, der EAZA angeschlossene Zoos im arabischen Raum halten die Art ebenfalls. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für F. m. harrisoni wurde bis 2011 vom Zoo Osnabrück koordiniert, danach durch den Parc des Félins in Nesles. Forschung im Zoo: Die Sandkatze ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen, genetischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen und die Erhaltungszucht zu optimieren [1; 3; 6; 7; 8; 9]. So zeigten genetischen Untersuchungen an der EEP-Population der Arabischen Sandkatze, dass trotz einer stärkeren Bedrohung, weniger Gründertieren und einer kleineren Zuchtpopulation als bei der Europäischen Wildkatze, bei dieser Art ein hohes Maß an genetischer Diversität erhalten werden konnte. Die Daten legen nahe, dass die 18 Gründer für dieses Zuchtprogramm eine hohe genetische Diversität eingebracht haben und nicht näher mit einander verwandt waren [13]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Sandkatzen verbindbare Außengehege von 10 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Falls ein Innengehege als erforderlich angesehen wird, was zur Überbrückung von Feuchtwetterperioden wohl der Fall ist, soll dieses eine Fläche von 10 m² haben und unterteilbar sein. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist die Sandkatze nicht erwähnt. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein muss. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um außen um 4 m², innen um 3 m² zu erweitern. Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) müssen Sandkatzen mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich, das Innengehege muss eine Grundfläche von 10 m² haben und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDie Sandkatze wurde 1858 von dem als Hauptmann der französischen Armee in Algerien tätigen Naturforscher Victor-Jean-François LOCHE entdeckt und unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Die Artbezeichnung "margarita" erfolgte zu Ehren des Leiters der zu ihrer Entdeckung führenden Sahara-Expedition, Hauptmann Jean-Auguste MARGUERITTE. Gegenwärtig werden 4 Unterarten anerkannt, deren Status aber überprüft werden müsste:
In europäischen Zoos wird nur die Arabische Sandkatze (F. m. harrisoni) gehalten [10; 12]. |
Literatur und Internetquellen
- ANDREEWA, A. (2011)
- CITES TRADE DATA BASE
- FLOCK, F. (2008)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HANSCHKE, A. (2009)
- HOHAGE, B. (2012)
- KLUMPE, T. (2010)
- MOORE-JONES, J. (2013)
- SLIWA, A. et al. (2016). Felis margarita. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T8541A50651884. http://www.iucnredlist.org/details/8541/0. Downloaded on 18 June 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WITZENBERGER, K. A. (2011)