Rohrkatze, Normalfärbung (Felis chaus) ehemals im Zoo Karlsruhe
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Rohrkatze, Sumpfluchs
Felis chaus • The Jungle Cat • Le chat des marais
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die in ihrem Verbreitungsgebiet nicht gefährdete Rohrkatze bietet ein gewisses Interesse für die Zoopädagogik, weil es sich um eine auch in Europa vorkommende Art handelt, die früher eine Rolle im Pelzhandel und heute immer noch im illegalen Handel spielt. Allerdings ist die Art unserer einheimischen Wildkatze recht ähnlich, welche die Möglichkeit eröffnet sich an Artenschutzprojekten zu beteiligen, weshalb sie von Zoos meist der Rohrkatze vorgezogen wird. Körperbau und KörperfunktionenRohrkatzen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 56-85(-94) cm, eine Schulterhöhe von 40-50 cm, eine Schwanzlänge von 20-21 cm und ein Gewicht von 5.7-12 kg bei den Katern und von 2.6-9 kg bei den Kätzinnen. Die Rohrkatze ist hochbeiniger und hat einen schmaleren Kopf als die Wildkatze. Wie jene hat sie Schlitzpupillen. Die Iris ist gelbgrün, die Ohren weisen meist kleine Pinsel auf, ihre Rückseite ist rotbraun und gegen die Spitze zu schwärzlich. Die Augen sind von weißen Linien eingerahmt und auch die Schnauze ist weiß. An Kopf Beinen und Schwanz, bei jüngeren Tiere auch auf dem Körper, hat es mehr oder weniger deutliche schwarze bzw. dunkle Streifen. DIe Oberseite der Schwanzspitze ist schwarz. Ansonsten ist die Körperoberseite sandfarben, gelbbraun oder graubraun, die Unterseite heller bis weiß. Relativ häufig gibt es melanistische Exemplare [5; 6; 8]. VerbreitungEuropa: Armenien, Aserbeidschan, Georgien, Russland Lebensraum und LebensweiseDie Rohrkatze besiedelt Busch- oder Grasland in Gewässernähe, sowie sumpfige, mit Schilf bewachsene Steppengebiete und feuchte Wälder. Sie ist tagaktiv und lebt solitär, ist aber gegenüber Artgenossen tolerant. Die Beute besteht im Wesentlichen aus Hasen, Nagern, Bodenvögeln, Schlangen, Echsen und Fröschen [5]. Nach einer Tragzeit von ca. 66 Tagen werden meist 2-5 Junge mit einem Geburtsgewicht von 45-55 g geboren. Diese werden etwa zwei Monate gesäugt, sind mit 5 Monaten selbständig und werden mit 1.5-2 Jahren geschlechtsreif. Bisweilen beteiligt sich der Kater an der Jungenaufzucht [5]. Gefährdung und SchutzDie Rohrkatze gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet, da sie zumindest in Teilen ihres Verbreitungsgebiets häufig ist, vor allem in Indien (Rote Liste: LEAST CONCERN). In anderen Regionen hingegen (Ägypten, Südwest-, Zentral- und Südost-Asien, Kaukasus) verkleinert sich das Verbreitungsgebiet und die Bestände gehen zurück [4]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenFrüher waren Rohrkatzenfelle unter Bezeichnungen wie "Samacha", "Dschungelkatze" oder "Holzkatze" im internationalen Pelzhandel. 1979, als Indien im Sinne einer strengeren nationalen Maßnahme den Handel ganz verbot, deklarierten indische Händler Lagerbestände von etwa 300'000 Fellen. Heute spielt die Art im Pelzhandel keine Rolle mehr. Auch sonst ist der (legale) internationale Handel minimal. Von 2001-2017 wurden nur 6 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt. Im selben Zeitraum wurden 59 Nachzuchttiere international verschoben [1; 2]. In den USA wurden ab 1960 Rohrkatzen mit Hauskatzen verpaart, um eine neue Hauskatzenrasse, die Chausie zu schaffen. Durch Verpaarung der F1- bis F4-Generation mit Hauskatzen wurde der Blutanteil der Rohrkatze reduziert. Die Zucht ist insofern schwierig, als die meisten Kater der ersten Hybridgenerationen unfruchtbar sind. Die Rasse ist mit drei Farbschlägen seit 1995 in den USA anerkannt [10; 11]. HaltungIm Zoo können Rohrkatzen ein Alter von 20 Jahren erreichen [7]. Haltung in europäischen Zoos: Rohrkatzen werden in rund 35 europäischen Einrichtungen gehalten, von denen sich ein halbes Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Einige weitere der EAZA angeschlossene Zoos in Israel und Zentralasien zeigen die Art ebenfalls. Für Details siehe Zootierliste. In Europa gibt es weder ein Zuchtbuch noch ein Erhaltungszuchtprogramm für die Rohrkatze. Die EAZA empfiehlt, die Art nicht anzuschaffen und vorhandene Tiere durch andere Arten zu ersetzen. Forschung im Zoo {Beispiel): Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Felis chaus durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [3]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Rohrkatzen verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe mit Badebecken vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Rohrkatzen ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den dreimal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. Es müssen individuelle Schlafboxen von 0.5-1.0 m² vorhanden sein, was wohl kaum praktikabel ist. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) müssen Rohrkatzen mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich. Es muss eine Badegelegenheit vorhanden sein. Taxonomie und NomenklaturDie Rohrkatze war 1776 vom deutsch-baltischen Naturforscher Johann Anton von GÜLDENSTÄDT aus Riga, als "Chaus" erstmals wissenschaftlich beschrieben worden. Bisweilen wird aber auch die Publikation "Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen" des thüringischen Naturforschers Johann Christian Daniel von SCHREBER aus dem Jahr 1777 als offizielle Erstbeschreibung angegeben. Gegenwärtig werden 6 Unterarten anerkannt, die Nominatform kommt marginal in Europa vor [8; 9]. Wegen der Ohrpinsel, der langen Beine und des relativ kurzen Schwanzes wird die Art auf Deutsch auch "Sumpfluchs" genannt, obwohl sie mit den Luchsen nicht näher verwandt ist [6]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- DOLLINGER, P. (1993) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
- ETMAYR, L. (2014)
- GRAY, T.N.E., TIMMINS, R.J., JATHANA, D. et al. (2021). Felis chaus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T8540A200639312. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T8540A200639312.en . Accessed on 08 February 2023.
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- DINO ANIMALS
- MEIN HAUSTIER - KATZENRASSEN