Junger Serval (Leptailurus serval) im Zoo Eberswalde
© Zoo Eberswalde
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Serval
Leptailurus serval • The Serval • Le serval
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Freiland selbst nicht gefährdete Serval ist eine mittelgroße, ausgesprochen attraktive Katze, die sich bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Afrika eignet. Dass sich die Tiere unter Zoobedingungen einigermaßen sozial verhalten und oft familienweise gehalten werden können, trägt ebenfalls dazu bei, dass sie in Zoos häufig zu sehen sind Körperbau und KörperfunktionenDer Serval erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (59-)65-92 cm, eine Schulterhöhe von 45-65 cm, eine Schwanzlänge von 25-35 (20-38) cm und ein Gewicht von 6-15 (-19) kg. Er ist eine schlanke, hochbeinige Katze mit schmalem Kopf. Er hat sehr große, abgerundete Ohren, deren Rückseite schwarz ist und eine weißen Signalfleck aufweist. Die Augen haben eine gelbliche Iris mit vertikaler Schlitzpupille. Die Grundfarbe des rauen Fells ist oberseits gelbrot bis graugelb, unterseits weiß bis hell sandfarben. Die Zeichung ist sehr variabel, meist handelt es sich um große, schwarze Flecken, die zu Streifen zusammenfließen können. Es gibt aber auch Individuen mit einer feinen Tupfenzeichnung, die früher als vermeintliche Unterart servalina galten. Schwärzlinge treten relativ oft auf. Der Schwanz weist schwarze Querbänder und eine schwarze Spitze auf [1; 3; 4; 7]. VerbreitungAfrika: Weit verbreitet südlich der Sahara, nördlich der Sahara nur in den Maghreb-Staaten: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Liberia, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik. Vermutlich ausgestorben in Algerien. Wiederansiedlung im Feijda-Nationalpark in Tunesien, allerdings mit Tieren aus Ostafrika [5]. Lebensraum und LebensweiseDer Serval besiedelt alle Lebensräume Afrikas bis auf eine Höhe von 3'000 m mit Ausnahme des tropischen Regenwalds und der Wüstengebiete. Bevorzugt werden an Galeriwälder oder Sümpfe anschließendes Grasland, Bergwiesen und Waldlichtungen. In die Trockensavannen dringt er entlang von Flussläufen vor. Er ist ein hochspezialisierter Nagetierjäger, der mit seinen großen Ohren, langen Beinen und seinem schlanken Körper gut an das Jagen im hohen Gras angepasst ist. Er ortet die Beute hauptsächlich mit dem Gehör und dies auch, wenn sich die Nager unter der Bodenoberfläche befinden. Er jagt allein, paar- oder familienweise durch Anschleichen und fängt die Beute mit einem "Mäuselsprung", ähnlich wie dies auch Rotfüchse tun. Nebst Grasratten (Arvicanthis), Lamellenzahnratten (Otomys), Graumullen (Fukomys, Cryptomys) und anderen Nagern erbeutet er auch Hasen und kleine bzw. junge Antilopen, Vögel bis Flamingo- oder Storchengröße, Reptilien, Frösche, Fische und Insekten [1; 3; 4; 5; 7; 9]. Nach einer Tragzeit von 66-76 Tagen werden meist 1-3 Junge mit einem Gewicht von 230 bis knapp 300 g geboren. Diese bleiben etwa 4-5 Wochen am Geburtsplatz, einer Erdhöhle, etwa einem verlassenen Erdferkel- oder Stachelschweinbau, oder, von der Mutter bevorzugt, einem Versteck im Gebüsch. Sie werden mit etwa 1.5-2.5 Jahren geschlechtsreif [3; 4]. Gefährdung und SchutzIn großen Teilen seines Verbreitungsgebiets (südlich der Sahara) ist der Serval relativ häufig und weitverbreitet. Er wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN). Die Zerstörung von Feuchtgebieten und der Fellhandel in Westafrika können aber lokal ein Problem darstellen. Die Bestände nördlich der Sahara hingegen werden als regional gefährdet beurteilt, da weniger als 250 erwachsene Tiere existieren und jede Population aus weniger als 50 Tiere besteht und total isoliert ist [5]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenZur Mensch-Serval-Beziehung stellt BREHM fest, der Serval liebe Geflügel und ginge deshalb nachts gern in die Meiereien, um in schlecht verwahrten Hühnerställen seinen Besuch zu machen, wo er große Schäden anrichte. Man träfe ihn selten bei der Jagd, finge ihn aber häufig in Fallen. "Die Häuptlinge ostafrikanischer Stämme tragen sein Fell als Abzeichen königlicher Würde; der Sultan von Sansibar stellt ihn als Sinnbild seiner Macht und Größe lebend zur Schau, verschenkt ihn aber auch an Würdenträger seines Reiches oder an Europäer, denen er einen Beweis seiner Gnade geben will. Das Fleisch des Thieres wird in Ostafrika wohl nur von den Mahammedanern verschmäht, während alle heidnischen Stämme es gern genießen: Speke erhielt von einem Eingeborenen Unigoro's einen jungen Serwal unter der Bedingung zum Geschenke, die Katze, falls sie sterben sollte, als Leiche ihrem früheren Eigner zurückzugeben, weil dieser nicht um ein gutes Mittagsmahl kommen wolle." [1] Das raue Fell ist für die Herstellung von Pelzbekleidung wenig geeignet und wird daher eher als Wandschmuck, für Besatz, Taschen oder Schuhwerk verwendët. Von 1977-2017 wurden im internationalen Handel bei der Ausfuhr u.a. 60 Kleidungsstücke, 37 Stück Lederwaren und 5'325 Felle erfasst, ferner 1'700 Jagdtrophäen, hauptsächlich aus Südafrika, Simbabwe, Tansania und Äthiopien. Im selben Zeitraum wurden aus den Ursprungsländer 594 lebende Wildfänge exportiert, hauptsächlich aus dem Sudan, Togo und Tansania, und global rund 1'340 Nachzuchttiere international verschoben, wichtigste Ausfuhrländer waren Südafrika, die USA und Deutschland [2]. HaltungIm Zoo können Servale ein Alter von 22-23 Jahren erreichen [4]. Servale wurden mit Hauskatzen gekreuzt. Die weiblichen Nachkommen solcher Kreuzungen sind fruchtbar, die Männchen der ersten Kreuzungsgenerationen meist steril. Durch Einkreuzen weiterer Hauskatzen enstanden die Savannahkatzen, die heute eine in Nordamerika von der TICA (The International Cat Association) anerkannte Rasse sind. Die CITES-Bestimmungen gelten auch für Savannahkatzen der Generationen F1-F4 [8].. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 190 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und auch kein Zuchtbuch für diese Art. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für den Serval und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“ Im Außengehege soll ein Badebecken vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Servale ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Es ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben. Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) müssen Servale mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 15 m² haben, für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDer Serval wurde 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis serval" beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Leptailurus erfolgte 1858 durch den russischen Forschungsreisenden Nikolai Aleksejevitsch SEVERTZOV. Leptailurus ist eine monospezifische Gattung. Gegenwärtig werden 7 Unterarten anerkannt, von denen eine nördlich, alle anderen südlich der Sahara vorkommen, deren Status aber überprüft werden müsste. Molekulargenetiker haben herausgefunden, dass der Serval am nächsten mit der Afrikanischen Goldkatze und dem Karakal verwandt ist [5; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- THIEL, C. (2015). Leptailurus serval. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T11638A50654625. http://www.iucnredlist.org/details/11638/0. Downloaded on 18 June 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- HAUSTIERMAGAZIN
- ESTES, R. D. (1991)