Margay (Leopardus wiedii) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay
© Juan Villalba-Macías
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Margay, Langschwanzkatze
Leopardus wiedii • The Margay or Tree Ocelot • Le margay ou chat-tigre
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der potenziell gefährdete Margay ist wie der Ozelot sehr schön gezeichnet und lässt sich deshalb gut als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Mittel- und Südamerika einsetzen, zumal er, ebenfalls wie der Ozelot, in der Zoopädagogik als Musterbeispiel für die Bestandsvernichtung durch nicht nachhaltige Jagd angeführt werden kann. Allerdings ist er ausgesprochen nachtaktiv und wird daher selten gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer Margay liegt mit einer Kopf-Rumpflänge von 45-70 (42-79) cm, einer Schwanzlänge von 35-50 (30-52) cm und einem Gewicht von 2.3-4.9 kg größenmäßig zwischen Ozelot und Zwergtigerkatze. Der Kopf ist rundlich. Die Augen sind sehr groß und haben eine dunkelbraune Iris. Der Schwanz ist relativ länger als beim Ozelot und reicht, wenn man ihn bei einem Fell nach vorne klappt, bis in die Schultergegend. Das Fell ist kurz, plüschartig und weicher als bei anderen Katzen. Wie beim Ozelot verläuft beim Margay der Haarstrich am Hals von hinten nach vorn, allerdings ausgehend von nur einem Haarwirbel, der sich hinter den Schulterblättern befindet. Die aus Rosetten, Längsstreifen und ausgefüllten Flecken bestehende Zeichnung kann enorm variieren [4; 5; 8]. VerbreitungSüd- und Mittelamerika: Von Süd-Mexiko bis Argentinien: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Uruguay, Venezuela [3]. Lebensraum und LebensweiseDer Margay besiedelt in geringer Dichte vom tropischen Tiefland-Regenwald bis zum Chaco seco unterschiedliche Waldtypen. Im Gebirge geht er selten über 1'200 m Höhe. Er ist stärker waldgebunden als alle anderen neotropischen Katzen. Auf Deutsch wird er auch Baumozelot genannt, weil er stärker als der Ozelot an das Baumleben angepasst ist. Im Gegensatz zu anderen Kleinkatzen kann er geschickt kopfvoran einen Baumstamm herunterklettern und springt wie ein Marder mit gespreizten Beinen und ausgefahrenen Krallen aus einem Baum scheinbar ins Leere hinaus. Erwischt er im Fallen mit nur einer Pfote einen Ast oder ein Schlinggewächs, so reicht das schon, um sich aufzufangen [3; 5; 8]. Der Margay ist ein einzeln lebendes, ausgesprochenes Nachttier. Als Hauptaktivitätszeiten werden 01-02 h und 04-05 h angegeben. Hauptbeute sind baumlebende Kleinsäuger wie kletternde Mäuse, Hörnchen und Beutelratten. Er fängt aber auch terrestrische Säugetiere bis zur Größe eines Pakas, Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten und frisst gelegentlich Früchte [8]. Nach einer Tragzeit von 76-84 Tagen wird meist 1 Junges geboren. Als Geburtsgewicht werden 85-170 g angegeben. Mit 7-8 Wochen nehmen Jungtiere festes Futter an. Geschlechtsreife soll meist mit 2 Jahren erreicht werden. Im Zoo sollen Kätzinnen aber bereits mit 6-10 Monaten erstmals in Östrus kommen [5; 8]. Gefährdung und SchutzDie Zerstörung durch Rodungen und Straßen und Umwandlung der Wälder in Südamerika in Agrar- und Weideflächen führt zu einer Verkleinerung des Verbreitungsgebiets des Margay. Populationen werden fragmentiert und isoliert. Bestände in Schutzgebieten sind kaum gross genug, um ohne Austausch von anderen Populationen über die nächsten Jahre zu bestehen. Die Art wird deshalb seit 2008, überprüft 2014, als potenziell gefährdet beurteilt (Rote Liste: NEAR THREATENED), könnte aber bald in eine höhere Gefährdungskategorie rutschen (VULNERABLE) [3]. Ursprünglich war die Art in CITES-Anhang II aufgeführt, ausgenommen die Unterarten nicaraguae und salvinia, die in Anhang I figurierte. Da der Status der Unterarten zweifelhaft war - heute subsumieren die Molekulargenetiker beide unter glauculus - und sich ihre Felle in der Praxis nicht unterscheiden ließen, beantragte die Schweiz 1979, sie aus Anhang I zu streichen und sie ebenfalls nach Anhang II zu behandeln. Das wurde von der Vertragsstaatenkonferenz abgelehnt. Der unbefriedigende Zustand wurde erst 1989 dadurch beendet, dass die ganze Art nach Anhang I transferiert und somit der internationale Handel eingeschränkt wurde. Bedeutung für den MenschenDer deutsche Naturforscher und Ethnologe Maximilian Alexander Philipp Prinz zu WIED-NEUWIED, der 1815-17 Brasilien bereiste, berichtet über die Langschwanzkatze: "Wilden und gezähmten Hühnern wird sie ebenfalls sehr gefährlich und kommt deshalb häufig genug an die Wohnungen heran, um Federvieh zu rauben. Gewöhnlich fängt man sie in Schlagfallen. Ich erhielt in den großen Urwäldern am Mukuri auf diese Art in vierzehn Tagen drei solche Katzen. Eine vierte schoß einer meiner Jäger von einem Baume herab und wollte sie ergreifen, allein sie entsprang, da sie nur leicht verwundet war. Ein Hund, welcher sie findet, treibt sie augenblicklich auf einen Baum, und dann kann man sie leicht herabschießen. Nur der Zufall bringt den Jäger in Besitz des schönen Thieres, weil man ihm auf seinen Streifzügen ... nicht gut folgen kann" [1]. Felle des Margay spielten früher unter Bezeichnungen wie "Peludas", "Peludos", "Baumozelote" oder "Ozelotkatzen" eine größere Rolle für die Pelzwirtschaft. Von 1977-1989 wurden im internationalen Handel bei der Ausfuhr 278 Pelzmäntel, 3 Felltafeln und 121'189 Felle, davon 53'463 aus Paraguay und 16'502 aus Peru erfasst. Von 1990-2008 waren es noch 26 Felle, und seitdem gar keine mehr. 1977-2017 wurden aus den Ursprungsländern lediglich 19 lebende Wildfänge exportiert, nach 2002 keine mehr. Im selben Zeitraum wurden 47 Nachzuchttiere international verschoben, davon 10 aus Großbritannien und 8 aus der Schweiz [2; 4]. HaltungIm Zoo können Margays ein Alter von 22 Jahren erreichen [7]. Haltung in europäischen Zoos: Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das seit 2018 vom Chester Zoo koordiniert wird. Seit 2022 wird parallel dazu das seit 1970 bestehende Internationale Zuchtbuch (ISB) geführt. Forschung im Zoo (Beispiel): Im Zoo Zürich wurde bei Margays die Wirkung einer aktiven Futterbeschaffung mittels Futterkisten auf das stereotype Gehen und den Glucocorticoidspiegel untersucht [6]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Margays verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Das Innengehege eine Fläche von 12 m² haben und unterteilbar sein. In der Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist der Margay nicht erwähnt. Vermutlich sind die gleichen Anforderungen anwendbar, wie für die Bengalkatze, d.h. ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m. Für jedes weitere erwachsene Tier sind die Flächen außen um 4, innen um 3 m² zu erweitern. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist der Margay ebenfalls nicht berücksichtigt. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1821 vom Schweizer Zoologen Heinrich Rudolf SCHINZ als "Felis wiedii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Leopardus, die heute gültige Gattungsbezeichnung wurde 1842 von John Edward GRAY vom British Museum in London eingeführt. Allerdings wurde Leopardus oft als Untergattung angesehen und die Art weiterhin "Felis wiedii" genannt. Es wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, von denen je nach Quelle 8-11 anerkannt sind. Molekulargenetisch können diese zu 3 geografischen Gruppen zusammengefasst werden [3; 8; 9]:
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Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- DE OLIVEIRA, T. et al. (2015). Leopardus wiedii. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T11511A50654216. http://www.iucnredlist.org/details/11511/0. Downloaded on 18 June 2018.
- DOLLINGER, P. (1983) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- GUSSET, M. (2000)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- KITCHENER, A. C. et al. (22 weitere Autoren) (2017)