Oman-Falbkatze (Felis silvestris gordoni) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Falb- und Steppenkatze
Felis silvestris lybica/ornata-Gruppe • The African Wild Cat • Les chat ganté
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Traditionell wurden die afrikanischen Falb- und asiatischen Steppenkatzen als Unterartgruppen der Wildkatze angesehen. Nach jüngster Taxonomie werden sie als eigene Art aufgefasst, was zumindest biologisch zweifelhaft ist. Als Stammform der Hauskatze ist die nordafrikanische Falbkatze von sehr großem zoopädagogischem Interesse. Sie wird heute in Europa allerdings weitestgehend durch die sehr ähnliche, stark gefährdete Oman-Wildkatze ersetzt, die aber auch nicht sehr häufig anzutreffen ist. Körperbau und KörperfunktionenGröße und Gewicht der Wildkatzen variieren regional erheblich. Es wird eine Kopf-Rumpflänge von (27-) 41-70 (in Südafrika bis -90) cm angegeben, und die Gewichte liegen bei (1.5-) 2.4-6.4 kg. Das ist vor allem bei der lybica-Gruppe erheblich weniger als bei der europäischen Waldwildkatze und bestätigt die Bergmannsche Regel. Der Kopf ist schmaler und die Ohren sind etwas größer als bei der Waldwildkatze. In ihrem Habitus ähnelt die Falbkatze der Hauskatze, ist aber hochbeiniger. Kätzinnen sind kleiner und leichter als Kuder. Der Nasenspiegel ist fleischfarben, die Iris grün, bei Jungtieren hellblau. Fellfarbe und Zeichnung sind je nach Unterart verschieden. Die Grundfarbe ist silber- bis gelbgrau mit einem mehr oder minder deutlich ausgeprägten Streifenmuster. Die Schnauzenpartie und oft Latz oder Brust sind weiß. Die Rückseite der Ohren ist hell-, rot- oder dunkelbraun und die Schwanzspitze ist schwarz. Abweichhend von den anderen Unterarten tragen die Steppenkatzen auf dem Körper keine Streifen, sondern haben in allen Altersstufen schwarze Flecken, die ihnen das Epitheton "ornata", "die Geschmückte", eingetragen haben, die aber bei den nördlichen Formen im dichten Winterkleid verschwimmen können [2; 3; 4; 9; 11]. VerbreitungAfrika und Asien: Die Falbkatzen (Felis lybica; Felis cafra) leben in Afrika ausgenommen in Regenwäldern und zum Teil Wüsten, auf der Arabischen Halbinsel und in benachbarten Gebieten von der Mittelmeerküste bis Mesopotamien. Die Steppenkatze (Felis ornata) schließt östlich an und ist von Iran und den Zentralasiatischen Republiken bis Indien, Nordwestchina und die Mongolei verbreitet. Insgesamt kommen diese Katzen in 68 Ländern oder abhängigen Gebieten vor [8]. Lebensraum und LebensweiseAfrikanische und Asiatische Wildkatzen sind in Busch, Trockenwäldern, Savannen, Steppen und Halbwüsten sowie in Feuchtgebieten anzutreffen. Im Gebirge gehen sie gebietsweise bis auf eine Höhe von 2'250 m. Sie fehlen im dichten Tropenwald, in Gebieten, wo die Schneedecke im Winter höher als 20 cm wird, und weitgehend auch in echten Wüsten. Sie sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, können aber in ungestörten Gebieten und bei nicht zu hohen Temperaturen auch tagsüber jagen. Sie klettern gut und flüchten bei Gefahr oft auf einen Baum, jagen allenfalls auch im Geäst, halten sich aber in der Regel am Boden auf. Sie sind standorttreuer Einzelgänger, die sich territorial verhalten, ihr Revier mit Duftmarken kennzeichnen und es gegen Artgenossen verteidigen. Die Größe der Streifgebiete variiert je nach Verfügbarkeit von Beute enorm. In Kenia wurde bei Kudern eine mittlere Reviergröße von 160 ha festgestellt, für China werden 300-400 ha angegeben. Hauptnahrung sind Kleinnager, aber auch Säugetiere bis Hasengröße, Antilopenkitze, Vögel bis Pfauengröße, Reptilien und Wirbellose werden erbeutet. Pflanzliche Nahrung, in Südafrika z.B. Schakalbeeren (Diospyros mespiliformis) ist von untergeordneter Bedeutung [3; 4; 7; 9; 11; 14]. Die Ranzzeit variiert regional. In vielen Gebieten bringen die Kätzinnen zwei Würfe pro Jahr. Nach einer Tragzeit von (56-) 63 bis 68 Tagen werden meist in einem aufgegebenen Erdbau von anderen Tieren oder in einem hohlen Termitenstock 2-3 (1-4) Junge geboren. Diese öffnen mit 3-9 Tagen ihre Augen, werden mit etwa 2 Monaten entwöhnt und erreichen mit 18-24 Monaten Geschlechtsreife [2; 3; 4; 13]. Gefährdung und SchutzTrotz allgemein abnehmender Bestandstendenz gilt die Wildkatze, einschließlich Falb- und Steppenkatze, aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 weltweit als nicht gefährdet. Sie hat eine sehr weite Verbreitung und einen insgesamt großen Bestand (Rote Liste: LEAST CONCERN) [10]. In vielen Gebieten stellt die Bastardierung mit Hauskatzen ein Problem dar [2; 9; 11]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenKatzen der lybica-Gruppe gelten als Ahnen unserer Hauskatze. Erste Hinweise zur Haltung von Katzen gibt es im Nahen Osten seit etwa 9'000 Jahren. Seit etwa 3'500 Jahren lassen sich eindeutige Hauskatzen nachweisen. Bereits im Alten Reich (2700-2200 v. Chr.) Ägyptens wurde die Katze lokal als "Bastet", Göttin der Fruchtbarkeit, verehrt. Ab ca. 950 v. Chr. verbreitete sich der Katzenkult über das ganze Reich. Aus dieser Zeit gibt es große Katzenmumienfelder. Die Tiermumien schienen den für Archäologen lange Zeit bedeutungslos. Nach dem Fund eines ägyptisches Massengrabes im Jahr 1888 seien rund 180.000 Katzenmumien per Schiff nach England verfrachtet worden, wo sie gemahlen wurden und als Düngemittel auf Feldern endeten. [4; 6]. In der Bibel kommt die Katze nur ein einziges Mal vor, und zwar im Buch Baruch wo sie bei der Götzenverehrung aufgezählt wird. In Europa galten Katzen ab dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit als das Gegenteil von göttlich, sie wurden eher auf der teuflischen Seite des religiösen Spektrums angesiedelt und mit Hexen in Verbindung gebracht , wobei sie zur Zeit der Hexenverfolgung vielfach zusammen mit Besitzerinnen auf dem Scheiterhaufen landeten [16]. In Asien wurden früher die Steppenkatzen wegen ihres Fells stark bejagt. Heute ist das Interesse an Katzenfellen aber stark zurückgegangen. Von 2001-2019 wurde im Rahmen von CITES die Ausfuhr von 17 lebenden Falbkatzen-Wildfängen und von 46 Nachzuchten aus den Ursprungsländern registriert. Ferner wurden u.a. 433 Schädel, 559 Felle und 2047 Jagdtrophäen erfasst. Aus Ursprungsländern der Steppenwildkatze kamen lediglich 2 Felle [1; 12]. HaltungFür die Oman-Wildkatze (Felis s. gordoni) gibt es seit 1996 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom Kölner Zoo geführt wird und, Stand Dezember 2016, 75 lebende Tiere in 13 Institutionen umfasst [IZY 52]. Die Erstzucht außerhalb Arabiens glückt 1989 im Tierpark Berlin. Falbkatzen können im Zoo ein Alter von über 18 Jahren erreichen [13]. Haltung in europäischen Zoos: Die Oman-Wildkatze wird in 8 europäischen Zoos gehalten, davon die Hälfte in Deutschland (Stand 2023). Die Palästina-Wildkatze (F. s. tristrami) wird innerhalb der EAZA-Region nur in Israel gehalten, in Russland soll es vereinzelt lybica und ocreata haben. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Wildkatzen verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Wildkatzen ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den viermal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. Es müssen individuelle Schlafboxen von 0.5-1.0 m² vorhanden sein, was wohl kaum praktikabel ist. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Falbkatzen mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich. Für temperaturempfindliche Tiere ist ein heizbares Innengehege mit einer Grundfläche von 10 m² anzubieten und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDie Wildkatze wurde 1777 in der Publikation "Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen" des thüringischen Naturforschers Johann Christian Daniel von SCHREBER erstmals als Felis (Catus) silvestris wissenschaftlich beschrieben. 1775 hatte er im selben Werk bereits eine Abbildung mit der Unterschrift "Felis Catus Linn. ferus" veröffentlicht. Lange wurde die von LINNÉ für die Hauskatze verwendete Bezeichung Felis catus auch auf die Wildkatze angewandt. Die Internationale Nomenklaturkommission entschied jedoch 1957, dass die Bezeichnung Felis silvestris zu verwenden sei. Von der Wildkatze wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, darunter lybica 1780 von dem englischen Naturforscher Thomas Ignatius Maria FORSTER aufgrund eines Exemplars aus Tunesien, cafra 1822 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST anhand eines Exemplars aus dem Gebiet der heutigen Ostkap-Provinz Südafrikas und ornata 1830 von John Edward GRAY vom British Museum in London anhand eines Exemplars aus Nasirabad im indischen Radschastan [5; 8; 14]. Die je nach Autor unterschiedlich vielen Unterarten wurden in der Regel in drei Gruppen zusammengefasst [4]:
In nur wenige Jahre alten Standardwerken [14; 15] sind 19-22 Unterarten angegeben. Nach neueren genetischen Untersuchungen werden jedoch nur noch fünf Unterarten einschließlich der Gobikatze (Felis bieti) und der von lybica abgetrennten Felis. s. cafra unterschieden [12]. Die jüngste Revision behandelt die Gobikatze wieder als eigene Art und fasst die ornata- und die lybica-Gruppe einschließlich cafra als Felis lybica zu einer von der Waldwildkatze (Felis silvestris) losgelösten, eigenständige Art zusammen. Von dieser werden 3 Unterarten akzeptiert und drei weitere mit Fragezeichen versehen [8]:
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Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- GASPERETTI, J., HARRISON, D.I. & BÜTTIKER, W. (1985)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HALTENORTH, T. (1957)
- HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
- JOHNSINGH, A. & MANJREKAR, N. (eds., 2015)
- KITCHENER, A. C. et al.) (2017)
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- PIECHOCKI, R. (1990)
- SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
- YAMAGUCHI, N. et al. (2015). Felis silvestris. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T60354712A50652361. http://www.iucnredlist.org/details/60354712/0. Downloaded on 18 June 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- KAISERSEDER, E. (2017). TIERÄRZTE-VERLAG.AT