Kap-Fingerotter (Aonyx capensis) im Zoo Johannesburg
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie Otter (Lutrinae)
Fingerotter, Kapotter
Aonyx capensis • The Asian Clawless Otter • La loutre à joues blanches
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Freiland potenziell gefährdete Fingerotter ist einer der größeren Vertreter seiner Familie und der größte Otter Afrikas. Seine Verbreitung reicht vom Sahel bis zum Kap der Guten Hoffnung. In europäischen Zoos war er stets nur selten zu sehen und wird seit längerer Zeit gar nicht mehr gezeigt, weil sich die Zoos auf die Haltung des Europäischen Fischotters und des Zwergotters konzentrieren. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge von 76-88(-100) cm, einer Schwanzlänge von 46-52(-55) cm und einem Gewicht von 10-13(-23) kg bei den Rüden ist der Fingerotter ein gut mittelgroßer Vertreter seiner Familie, der an Größe nur noch vom Riesen- und vom Seeotter übertroffen wird. Fähen sind etwas kleiner und leichter. Augen und Ohren sind klein, der schwarze Nasenspiegel ist groß. An jedem Fuß befinden sich 5 Finger bzw. Zehen. Diese haben keine Krallen, sondern nur winzige, fingernagelähnliche Hornplättchen. Schwimmhäute sind an den Hinterfüßen vorhanden, vorne sind sie sehr kurz oder fehlen ganz. Die Weibchen haben zwei Paar Zitzen am Unterbauch . Das dichte Fell ist dunkelbraun, von der unteren Gesichtshälfte bis zum Bauch weiß. Die Grannenhaare sind auf dem Rücken etwa 25 mm lang. Die Unterwolle ist weißlich[2; 4; 5; 6; 7; 9]. VerbreitungAfrika südlich der Sahara: Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi (?), Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo Dem., Lesotho, Liberia, Malawi, Mosambik, Namibia, Nigeria (?), Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [4]. Lebensraum und LebensweiseDer Fingerotter besiedelt tropische Regenwälder, Sümpfe und Seen sowie, auch in Trockengebieten, ständig wasserführende Fließgewässer An manchen Orten sind sie auch an der Meeresküste zu finden, sofern Süßwasser zum Trinken und um das Salz aus dem Fell zu waschen verfügbar ist. Sogar in ephemeren Flüssen kommt er vor, vorausgesetzt es sei irgendwo noch Süßwasser vorhanden und die Nahrungsbasis sei ausreichend. Im Gebirge geht er bis auf eine Höhe von 3'000 m. Er ist überwiegend nacht- und dämmerungsaktiv, wo er vom Menschen nicht gestört wird auch tagaktiv. Er lebt meist einzeln oder in Familien, es gibt aber auch Junggesellengruppen. Die Tiere ernähren sich vorab von Krabben und anderen Krebstieren, nehmen aber auch Frösche, Fische und Wirbellose zu sich und fangen Kleinsäuger und Vögel [4; 6; 9; 11]. Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit. Nach 63 (60-65) werden meist 1-3 Junge geboren. Diese öffnen ihre Augen mit 16-30 Tagen und werden mit ca. 2 Monaten entwöhnt [7]. Gefährdung und SchutzDer Fingerotter hat zwar ein riesiges Areal, aber die effektiv nutzbaren Lebensräume sind beschränkt. Es wird davon ausgegangen, dass die Bestände abnehmen, allerdings ohne dass handfeste Untersuchungen vorliegen. Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2014 wird die Art deshalb als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) eingestuft [4]. Der internationale Handel der als "Aonyx capensis microdon" bezeichneten Populationen von Kamerun und Nigeria ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Alle anderen Populationen sind nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenIn manchen Gebieten wird das Fleisch von Fingerottern gegessen. Es gilt bisweilen auch als Aphrodisiakum. Andernorts werden den Tieren magische Kräfte zugeschrieben. So soll das Tragen eines Stücks Fell einen Menschen für seine Gegner unsichtbar machen. Die im kongolesischen Ituriwald ansässigen Bambuti-Pygmäen stellen aus Fingerotterfellen Hüte her [4]. Von 1977-2019 wurden nur 70 Wildfänge von ihren Ursprungsländern zur Ausfuhr genehmigt. Davon stammten 61 aus Südafrika. Nach 2009 gab es keine Exporte mehr. In derselben Periode wurden weltweit etwa 15 Nachzuchttiere international gehandelt [1]. HaltungDie Umgebungstemperatur sollte nicht unter 5-10ºC fallen [7]. Fingerotter können im Zoo ein Alter von über 14 Jahren erreichen, so z.B. im Zoo Basel und im Zoo Frankfurt [8]. Haltung in europäischen Zoos: Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für ein Tier ein Außengehege mit einer Landfläche von 20 m², einer Wasserfläche von 15 m² und einem Wasservolumen von 15 m³ vorhanden sein. Für jedes weitere verträgliche, erwachsene Tier sollen die Landfläche um 15 m² und die Wasserfläche um 10 m² erweitert werden. Ferner ist ein gleich großes Innengehege erforderlich. Vermutlich ist es auch statthaft, in einer Tropenhalle nur ein Innengehege anzubieten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Fingerotter ein Außengehege mit einer Landfläche von 40 m², einer Wasserfläche von 20 m² und einer mittleren Tiefe von 0.8 m, sowie mit Ausweichgehegen oder Abtrennmöglichkeiten vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) enthält keine Gehegeanforderungen für Fingerotter. Taxonomie und NomenklaturDer Fingerotter wurde 1821 vom Schweizer Zoologen Heinrich Rudolf SCHINZ anhand eines Exemplars vom Kap der Guten Hoffnung als "Lutra capensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1827 führte der französische Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON den heute gültigen Gattungsnamen Aonyx ein. Aonxyx capensis gilt nach WILSON & REEDER als einzige afrikanische Art der Gattung mit sechs Unterarten, darunter die in CITES explizit aufgeführte A. c. microdon. Dasselbe trifft für das HANDBOOK zu, das aber nur noch die beiden Unterarten Aonyx c. capensis und Aonyx c. congicus anerkennt. Dies ist nicht unumstritten: in der Roten Liste der IUCN wird congicus als eigenständige Art behandelt. Diese wurde zeitweilig sogar in eine eigene Gattung oder Untergattung "Paraonyx" gestellt [3; 4; 5; 9; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
- JACQUES, H., REED-Smith, J. & SOMERS, M.J. (2015). Aonyx capensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T1793A21938767. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-2.RLTS.T1793A21938767.en . Downloaded on 26 November 2020.
- LARIVIÈRE, S. (2001). Mammalian Species No. 671.
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- NEL, J. A. & SOMERS, M. J. (2007)