Senegal-Galago (Galago senegalensis) im Zoo Augsburg
© S. Jansen, Augsburg
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Lori-Verwandte (Lorisiformes)
Familie: Galagos (Galagidae)
Senegal-Galago, Buschbaby
Galago senegalensis • The Northern Lesser Galago • Le galago du Sénégal
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Senegalgalago wurde früher in Zoos relativ oft gehalten. Heute ist diese nicht gefährdete Art nicht mehr sehr häufig anzutreffen, obwohl es ein Europäisches Zuchtbuch für sie gibt. Dass eine vernünftige Präsentation nur in einem Nachttierhaus möglich ist, schränkt die Zahl der Haltungen, wo er zu sehen ist, ein. Körperbau und KörperfunktionenSenegalgalagos erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 16-20 (13-21) cm und eine Schwanzlänge von 23-25 (20-30) cm. Männchen werden 150-300 g schwer, Weibchen 110-250 g. Der Kopf ist rundlich mit sehr großen Augen, deren Pupille sich zu einem vertikalen Oval verengt, und großen, unbehaarten und unabhängig voneinander beweglichen Ohren. Die Hinterbeine sind länger als die vorderen, kräftig und mit einer stark verlängerten Fußwurzel. Die Endglieder der Finger und Zehen sind scheibenförmig verdickt. Die zweiten Zehen tragen Putzkrallen, ansonsten sind kurze Plattnägel vorhanden. Das Fell ist dicht und wollig und oberseits graubraun, unterseits hellbraun bis weiß gefärbt. Die Männchen haben auf der Brust ein nacktes Drüsenfeld, die Weibchen ein Paar brustständige Zitzen [4; 6; 10]. VerbreitungAfrika südlich der Sahara: In einem Streifen von Senegal im Westen bis Eritrea, Somalia und Tansania im Osten. Am Horn von Afrika wird er von Galago gallarum abgelöst, in Tansania von Galago moholi, der den südlichen Savannengürtel bewohnt. Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo Dem., Mali, Niger, Nigeria, Ruanda, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Südsudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1]. Lebensraum und LebensweiseKleingalagos leben in Wäldern unterschiedlicher Art, Savannen sowie Trockensavannen, in denen die Temperatur auf -6º C fallen kann. In Gegenden mit spärlichem Baumbewuchs überwinden sie baumlose Strecken durch lange, känguruartige Sprünge. Sie sind nachtaktiv, bleiben aber in mondlosen Nächten in der Sicherheit eines bekannten Baumes, wo sie im Geäst oder einer Baumhöhle ein Nest gebaut haben. Tagsüber schlafen sie gerne in dornigen Bäumen, wo sie vor Raubtieren relativ sicher sind [1; 4; 6; 10]. Der Senegalgalago und seine Verwandten ernähren sich von Insekten und anderen Wirbellosen, die sie von Zweigen abnehmen oder in der Luft fangen, und Gummi, welches sie mit einem speziellen "Zahnkamm" von den Baumstämmen abkratzen. Dank ihren großen Ohren sind Galagos auch bei Dunkelheit in der Lage, Beutetiere zu orten und zu fangen. Sie sind nicht auf Trinkwasser angewiesen, sondern können ihren Flüssigkeitsbedarf mit der Nahrung decken [4; 6; 10]. Nach einer Tragzeit von 122-142 Tagen wird zweimal jährlich ein Jungse mit einem Gewicht von etwa 9-15(-19) g geboren, seltener zwei. Diese werden mit 70-100 Tagen entwöhnt, haben mit 4 Monaten etwa dieselbe Größe wie die Erwachsenen und werden mit 10-12 Monaten geschlechtsreif [4; 5; 6; 10]. Gefährdung und SchutzDer Senegal-Galago ist weitverbreitet und relativ häufig. Obwohl einige Populationen durch Waldrodungen beeinflusst werden, gilt der Gesamtbestand aufgrund einer Beurteilung aus dem jahr 2008 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenBuschbabies werden gelegentlich als Heimtiere gefangen [10]. Im Rahmen von CITES registrierten die Ursprungsländer von 1977-2017 1'290 keine Teile und Erzegnisse, dagegen wurden 3'088 als G. senegalensis deklarierte lebende Wildfänge zur Ausfuhr bewilligt. Davon kamen 1'524 aus Togo und 945 aus Guinea. Wichtigstes Ausfuhrland im Süden des Kontinents (effektiv G. moholi) war Botswana mit 301 Exemplaren. Weltweit wurden im selben Zeitraum 338 weitere Wildfänge (die meisten aus Ägypten) und 202 Nachzuchttiere über Landesgrenzen abgegeben. Wichtigste Ausfuhrländer für Nachzuchten waren die USA, Botswana und Russland [2]. HaltungNördliche oder Südliche Kleingalagos werden bisweilen mit anderen nachtaktiven afrikanischen Säugetieren vergesellschaftet, etwa mit Springhasen, Erdferkeln oder Quastenstachlern. Eine Anlage für Galago moholi und Springhasen im Zoo Franfurt weist eine Fläche von ca. 28 m² und ein Volumen von 80 m³ auf [11]. Senegalgalagos können ein Alter von über 17 Jahren erreichen [8]. Haltung in europäischen Zoos: Der Senegalgalago wird in über 40 Zoos gehalten, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Die südliche Art wird in weiteren 10 Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste. Als 2009 das europäische Zuchtbuch vom Prager Zoo übernommen wurde, wurden die im International Species Inventory System (ISIS) enthaltenen Daten sorgfältig analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass von 776 angeblichen nördlichen Galagos mindestens 170 falsch identifiziert worden waren. Daher wurden alle Kleingalagos in den teilnehmenden Zoos genetisch untersucht, um nördliche und südliche Kleingalagos sicher einordnen zu können. Am 31.12.2014 umfasste das vom Zoo Prag geführte Zuchtbuch, das 2018 zu einem "New Style EEP" erweitert wurde, 131 senegalensis und 15 moholi [2]. Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL von 6 m² / 12 m³ für das Innengehege für zwei Tiere und 2 m² zusätzlich für jedes weitere Adulttier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Andererseits sind die im Gutachten '96 enthaltenen Gehegedimensionen von 1.5 m² / 3 m³ auch nicht adäquat. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung in Zoos erschienen den Tierschutzsachverständigen der Zoos 4 m² / 8 m³ für zwei Tiere und 1 m² zusätzlich für jedes weitere Adulttier angemessen, sofern das Gehege gut strukturiert ist. Dass bei der Haltung in Nachttierhäusern in der Nachtphase die Beleuchtungsstärke unter 0.3 Lux liegen muss, ist nicht praktikabel und mit dem Betrieb einer öffentlich zugänglichen Anlage nicht zu vereinbaren (Sichtbarkeit der Tiere, Diebstahl, sexuelle Übergriffe). Tierhalterische Erfahrung zeigt, dass bei Beleuchtungsspitzen bis 4-6 Lux in den Gehegen keine negativen Auswirkungen beobachtet werden können. Wesentlich ist, dass das Verhältnis der Beleuchtungsstärken der Nacht- und Tagphase mindestens 1:100 beträgt [7]. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 1.5 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.3 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 4 m² und einer Höhe von 2 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Senegalgalago wurde 1796 durch Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, den Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als erste Art seiner Gattung unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [10]. Während in GRZIMEK's Tierleben noch von den Galagos als von einer einigen Gattung mit sechs Arten die Rede war, werden sie heute in fünf Gattungen mit 18-19 Arten unterteilt. Noch 1970 galten die Kleingalagos als eine Art mit 10 Unterarten. Mittlerweile werden von ihnen 11 verschiedene Arten unterschieden, und Galago senegalensis wird in 4 Unterarten aufgeteilt [1; 4; 9; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- BEARDER, S., et al. (2008). Galago senegalensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T8789A12932627. http://www.iucnredlist.org/details/8789/0. Downloaded on 19 May 2018.
- BRANDL, P. (2014)
- CITES TRADE DATA BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KREBS, E. (2008)
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- SCHERPNER, C. (1982)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZIEGLER, T. (2002)