Geoffroy-Klammeraffe

Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) im Zoo Basel
© Zoo Basel

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Klammerschwanzaffen (Atelidae)
Unterfamilie: Klammer- und Wollaffen (Atelinae)

D EN 650

Geoffroy- oder Schwarzhand-Klammeraffe

Ateles geoffroyi • The Geoffroy's Spider Monkey • L'atèle de Geoffroy

106 006 009 003 ateles geoffroyi vellerosus prag KR1Mexikanische Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi vellerosus) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

106 006 009 003 ateles geoffroyi mapApproximative Verbreitung des Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi)

106 006 009 003 ateles geoffroyi yucatanensis posen wDreierYukatan-Klammeraffe (Ateles geoffroyi yucatanensis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

106 006 009 003 ateles geoffroyi vellerosus prag KR2Mexikanischer Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi vellerosus) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

106 006 009 003 ateles geoffroyi zoobasel2Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) mit Jungtier im Zoo Basel © Zoo Basel

106 006 009 003 ateles geoffroyi scorff PD1 Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi ornatus) im Zoo de Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

106 006 009 003 ateles geoffroyi scorff PD2 Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi ornatus) im Zoo de Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

106 006 009 003 ateles geoffroyi BSL PD1 Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

106 006 009 003 ateles geoffroyi yucatanensis posen wDreierYukatan-Klammeraffe (Ateles geoffroyi yucatanensis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

106 006 009 003 ateles geoffroyi zooave PD1Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi ornatus) in naturnahem Gehege im Zoo Ave, Alajuela, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

106 006 009 003 ateles geoffroyi CR johnson Weiblicher Geoffroy-Klammeraffe (A. g. panamensis = A. g. ornatus) im Caña Blanca-Wildschutzgebiet, Costa Rica © Steven G. Johnson. Veröffentlicht in Wikimedia Commons unter einer Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

Weitere Bilder auf BioLib

Klammeraffen sind wegen ihrer Größe und Gestalt, ihrer Art sich fortzubewegen und ihres Sozialverhaltens Primaten, die zoopädagogische viel hergeben und beim allgemeinen Zoopublikum sehr populär sind. Zudem sind alle Arten in einer höheren Gefährdungskategorie der Roten Liste aufgeführt. Der Geoffroy-Klammeraffe ist somit ein idealer Botschafter für den Schutz seines bedrohten Lebensraums in Mittelamerika. Er wird allerdings in Europa nicht häufig gehalten, weil er sich die verfügbaren Tierplätze mit fünf weiteren Klammeraffenarten teilen muss.

Körperbau und Körperfunktionen

Klammeraffen sind große Vertreter der Neuweltaffen. Maße und Gewichte der im Mittel etwas größeren und schwereren Männchen und der Weibchen überlappen sich weitgehend. Für den Geoffroy-Klammeraffen werden Kopf-Rumpf-Längen von 31-63 cm, Schwanzlängen von 64-86 cm und Gewichte von 6 bis 9 kg angegeben. 

Die einzelnen Unterarten unterscheiden sich namentlich in der Fellfärbung, die von licht gelbbraun über rostrot bis schwarz variiert. Hände und Füße sind aber stets sehr dunkel bis schwarz gefärbt. Im dunkeln Gesicht sind Augen- und Mundpartie unpigmentiert und damit rosafarben. Die Jungen sind bei der Geburt sehr dunkel und färben je nach Unterart im ersten halben Lebensjahr um.

Wie bei allen Klammeraffen ist der Kopf relativ klein und ist der Schwanz als Greifschwanz mit im hinteren Teil unbehaarter Unterseite ausgebildet.

Die Klitoris der Weibchen ist penisartig verlängert, währenddem Penis und Scrotum der Männchen klein und unauffällig sind [6; 8].

Verbreitung

Mittelamerika und nördlichstes Südamerika: Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien (nur Cordillera del Baudó im Nordwesten des Landes), Mexiko, Nikaragua, Panama [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Geoffroy-Klammeraffe besiedelt primäre und sekundäre Tieflandregenwälder, immergrüne Feuchtwälder, teilweise oder ganz laubabwerfende Trockenwälder, Nebelwälder sowie Mangrovenwälder. Die Tiere sind tagaktive Baumbewohner, die sich meist in der oberen Kronenschicht des Waldes aufhalten und nur selten in den Unterwuchs gehen. Sie bewegen sich häufiger hangelnd vorwärts als laufend.

Die Nahrung der Geoffroy-Klammeraffen besteht überwiegend (>80%) aus Früchten, daneben fressen sie Blätter, Blüten, Luftwurzeln, Rinde und andere Pflanzenteile sowie gelegentlich auch Insekten. Es ist bekannt, dass sie die Samen der Früchte von 138 Pflanzenarten wieder unversehrt ausschieden und daher eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Pflanzenarten spielen.

Sie leben in gemischtgeschlechtlichen Gruppen von etwa 16-24 Tieren, in denen die Männer dominant sind. Die Streifgebiete sind etwa 40-1'000 ha groß und werden von den Männchen als Territorium verteidigt [3; 6, 8].

Männliche Tiere werden mit etwa 60 Monaten, weibliche mit 48-60 Monaten geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von etwa 225-229 Tagen wird jeweils ein einzelnes Junges geboren. Die Jungen werden mit 24-26 Monaten entwöhnt. Im Freiland betragen die Geburtsintervalle etwa 32-35 Monate [6].

Gefährdung und Schutz

Der Gesamtbestand des Geoffroy-Klammeraffen ist immer noch groß, hat aber während der letzten 45 Jahre um rund 50 % abgenommen. Die Art wird daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als stark gefährdet eingestuft, was nach einer Überprüfung im Jahr 2020 auf Artniveau bestätigt wurde (Rote Liste: ENDANGERED), wobei sich auf Unterartstufe ein uneinheitliches Bild ergibt [3].

Der internationale Handel mit Exemplaren der Unterarten frontatus und panamensis ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt, wobei es sich bei panamensis um ein Synonym von ornatus handeln dürfte. Die anderen Unterarten fallen unter Anhang II.

Bedeutung für den Menschen

Geoffroy-Klammeraffen werden gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch für den Eigenbedarf gejagt oder als Heimtiere gefangen [3].

Von 1977 bis 2017 wurden bei der Ausfuhr nebst Wissenschaftsmaterial 213 lebende Wildfänge vor allem aus Honduras registriert. Im selben Zeitraum wurden 322 lebende Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben. Wichtigste Ausfuhrländer waren die USA, Honduras und Mexiko [2].

Haltung

WEIGL gibt mehrere Tiere an, die älter als 45 Jahre geworden waren [7].

Eine Vergesellschaftung mit anderen Tieren ist möglich. Im Zoo Karlsruhe werden die Affen auf einer auch von Enten frequentierten Insel gehalten.

In Basel und Frankfurt wurden sie jeweils auf der Außenanlage mit Bolivianischen Totenkopfaffen vergesellschaftet, wobei in Frankfurt Probleme auftraten und die Gemeinschaftshaltung beendet werden musste [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Die Zoopopulation Nordamerikas umfasste 2017 137 Tiere in 42 Institutionen. In Europa gib es kein Erhaltungszuchtprogramm.

Forschung im Zoo (Beispiele): Am Zoo Basel wurde an verschiedenen Primatenarten, darunter Ateles geoffroyi, eine vergleichende Studie über altruistisches Verhalten durchgeführt. Eine weitere Arbeit befasste sich mit dem Problem des Parasitenbefalls (Oxyuren) [1; 5].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 30 m² / 105 m³ gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² / 10.5 m³ mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, das 16 m² / 48 m³ vorsah.

Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² / 120 m³ und innen 25 m² / 75 m³ angeboten werden sollten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Klammeraffen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Geoffroy-Klammeraffe wurde 1820 von dem aus Hanau stammenden Naturforscher Heinrich KUHL unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Die innere Systematik dieser Art ist etwas problematisch: Allgemein werden sieben Unterarten anerkannt, die Existenz von grisescens wird aber angezweifelt, yucatanensis ist nach molekulargenetischen Kriterien ein Synonym und mit panamensis ist ein Name in den CITES-Anhängen aufgeführt, der heute nicht mehr als gültig angesehen wird. Bei vielen der in Zoos gehaltenen Geoffroy-Klammeraffen ist nicht klar, zu welcher Unterart sie gehören [3; 6; 8; 10].

  • A. g. azuerensis: Panama (Azuero-Halbinsel). Vom Aussterben bedroht (CR)
  • A. g. frontatus: Nordwest-Costa Rica, Nikaragua. Gefährdet (VU)
  • A. g. geoffroyi: Süd-Nikaragua, ev. Nord-Costa Rica. Vom Aussterben bedroht (CR)
  • A. g. grisescens: Nordwest-Kolumbien, Süd-Panama. Mangelhafte Datenlage (DD)
  • A. g. ornatus (= panamensis): Zentral- und Ost-Costa Rica, Panama. Gefährdet (VU)
  • A. g. vellerosus: El Salvador, Guatemala, Honduras, Ost-Mexiko. Stark gefährdet (EN)
  • A. g. yucatanensis: Belize, Guatemala, Mexiko (Yucatán). Als Synonym von A.g. vellerosus angesehen

Literatur und Internetquellen

  1. BOREL, S. (2014)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. CORTES-ORTÍZ, L. et al. (2021). Ateles geoffroyi (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T2279A191688782. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T2279A191688782.en sowie Datenblätter zu den einzelnen Unterarten. Downloaded on 26 April 2021.
  4. KREBS, E. (2008)
  5. RICHIGER, R. (2012)
  6. SCHRÖPEL, M. (2010)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. ZIEGLER, T. (2002)
  10. MORALES-JIMENEZ, A. L., CORTÉS-ORTIZ, L. & DI FIORE, A. (2015)