Schwarzer Klammeraffen (Ateles paniscus) in der Vallée des Singes, Romagne
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Klammerschwanzaffen (Atelidae)
Unterfamilie: Klammer- und Wollaffen (Atelinae)
Schwarzer Klammeraffe
Ateles paniscus • The Guiana Spider Monkey • L'atèle noir
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Klammeraffen sind wegen ihrer Größe und Gestalt, ihrer Art sich fortzubewegen und ihres Sozialverhaltens Primaten, die zoopädagogische viel hergeben und beim allgemeinen Zoopublikum sehr populär sind. Zudem sind alle Arten in einer höheren Gefährdungskategorie der Roten Liste aufgeführt. Der Schwarze Klammeraffe ist somit ein idealer Botschafter für den Schutz seines bedrohten Lebensraums in Südamerika. Obwohl er durch ein Erhaltungszuchtprogramm gefördert wird, wird er in Europa nicht häufig gehalten, weil er sich die verfügbaren Tierplätze mit fünf weiteren Klammeraffenarten teilen muss. Körperbau und KörperfunktionenDer Name "Klammeraffe" nimmt Bezug auf den Klammerschwanz, dessen untere Spitze von einer nackten Hautleiste bedeckt ist. Damit können Klammeraffen Dinge herumtragen und wie eine fünfte Hand beim Klettern einsetzen – sie können sich daran sogar allein festhalten und haben alle vier Hände und Füße frei um ihre Nahrung zu pflücken. Als Parallelentwicklung zu den afrikanischen Guerezas ist ihr Daumen stark reduziert. Die Klitoris der Weibchen ist penisartig verlängert, währenddem Penis und Scrotum der Männchen klein und unauffällig sind. Klammeraffen sind große Vertreter der Neuweltaffen. Maße und Gewichte der Männchen und der Weibchen überlappen sich weitgehend, wobei bei paniscus die Weibchen im Mittel schwerer werden als die Männchen. Für den Schwarzen Klammeraffen werden Kopf-Rumpf-Längen von 49-62 cm, Schwanzlängen von 64-93 cm und mittlere Gewichte von 8.9-9.1 (5.5-11) kg angegeben. Die Tiere haben ein glänzend schwarzes Fell am ganzen Körper, einschließlich der Gliedmaßen und des Schwanzes. Die Haare sind deutlich länger als bei anderen Klammeraffen-Arten und erreichen stellenweise 75-100 mm. Die nackten Hautpartien im Gesich sind rosa bis rot gefärbt [5; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien, Französisch-Guyana, Guyana, Surinam [4]. Lebensraum und LebensweiseDer Schwarze Klammeraffe besiedelt immergrüne Regenwälder des Tieflands, seltener ist er in beeinträchtigten Wäldern, Galeriewäldern und Jussara-Palmsümpfen (Euterpe edulis) anzutreffen. Die Tiere sind tagaktive Baumbewohner, die sich meist in der oberen Kronenschicht des Waldes aufhalten und nur selten in den Unterwuchs gehen. Sie bewegen sich häufiger hangelnd vorwärts als laufend. Sie bilden gemischtgeschlechtliche Grupen von 20-30 Tieren, die sich zur Nahrungssuche aufteilen. Ihre Nahrung besteht überwiegend (>80%) aus Früchten, daneben fressen sie Blätter, Blüten, Luftwurzeln, Rinde und andere Pflanzenteile sowie gelegentlich auch Insekten. Es ist bekannt, dass sie die Samen der Früchte von gegen 140 Baum- und Lianenarten wieder unversehrt ausscheiden und daher eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Pflanzen spielen [4; 5; 7]. Schwarze Klammeraffen vermehren sich langsam. In Abständen von 3-4 Jahren bekommen die Weibchen nach einer Tragzeit von 7.5 Monaten jeweils ein einzelnes Junges mit einem Geburtsgewicht von rund 450 g. Die Jungen werden mit 15-18 Monaten unabhängig und mit 4-5 Jahren geschlechtsreif [1]. Gefährdung und SchutzVon 2005-2019 hat der Bestand um wenigstens 30 % abgenommen. Dies bedingt durch Lebensraumverlust und durch nicht nachhaltige Jagd. Die Art wird daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2019 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [4]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenSchwarze Klammeraffen werden zur Gewinnung von Fleisch stark bejagt [2]. Von 1977 bis 2017 wurden bei der Ausfuhr nur etwas Wissenschaftsmaterial sowie 14 lebende Wildfänge aus Surinam registriert. Im selben Zeitraum wurden 77 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben [1]. HaltungWEIGL gibt als älteste Tiere mehrere Individuen an, die nach einer Haltung von 41-43 Jahren im Alter von etwa 43 bis über 47 Jahren gestorben waren [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird noch in weniger als 10 Zoos gehalten, nachdem einige Haltungen in den letzten Jahren aufgegeben worden sind. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) das von der Vallée des Singes koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 30 m² / 105 m³ gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² / 10.5 m³ mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, das 16 m² / 48 m³ vorsah. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² / 120 m³ und innen 25 m² / 75 m³ angeboten werden sollten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Klammeraffen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer auf Deutsch auch Rotgesichtsklammeraffe genannte Schwarze Klammeraffe wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Simia paniscus" beschrieben. 1806 stellte ihn Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, der Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als Typusart in die neue Gattung Ateles. Es gibt keine Unterarten mehr. Bis etwa 1990 wurde Ateles chamek noch als Unterart von paniscus angesehen. Nachdem festgestellt wurde, dass die beiden Formen unterschiedliche Chromosoemnzahlen haben (paniscus 2n = 32, chamek 2n = 34), wurden sie zu vollen Arten aufgewertet [3; 4; 5; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CITES TRADE DATA BASE
- DE BOER, L.E.M. & DE BRUIJN, M. (1990)
- MITTERMEIER, R.A., RYLANDS, A.B. & BOUBLI, J. (2019). Ateles paniscus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T2283A17929494. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T2283A17929494.en. Downloaded on 14 February 2020.
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)